Schlechte Benotung
Königswinter schneidet beim „Fahrradklimatest 2020“ nicht gut ab
Königswinter - Deutschland soll bis 2030 Radfahrerland werden. So jedenfalls
bekräftigt Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur,
Andreas Scheuer, seine aktuellen Visionen. Dafür will der Bund 1,5
Milliarden Euro bereitstellen, um gemäß des kürzlich
verabschiedeten nationalen Radverkehrsplans entsprechende Ziele
umzusetzen. Es sollen deutlich mehr Radwege entstehen, die
Fahrradtransportmöglichkeiten sollen seitens der Deutschen Bahn
verbessert werden und die unterschiedlichen Mobilitätsarten sollen
besser aufeinander abgestimmt werden. Auch das Planungsrecht soll
zugunsten der Neuerschließung von Radwegen geändert werden.
Inwieweit die einzelnen Kommunen davon profitieren können, ist
sicherlich sehr unterschiedlich. Hilfreich indes ist ein
Stimmungsbild, wie es seit einigen Jahren der allgemeine Deutsche
Fahrradclub (ADFC) mittels Umfragen in den Gemeinden abruft.
Entsprechend der Ergebnisse werden Benotungen abgegeben. Insgesamt
haben bundesweit 229.696 Menschen an der nicht-repräsentativen
jüngsten online-Befragung im Herbst 2020 teilgenommen.
Die aktuellen Resultate des Fahrradklimatests 2020 für den
Rhein-Sieg-Kreis liegen nun vor. Demnach liegt die
Durchschnittsbewertung in allen Kommunen bei 3,5 und schlechter. Nur
Meckenheim kann mit einer guten Bewertung von 2,65 punkten. Der Blick
geht nach Königswinter.
Bürgermeister Lutz Wagner, der Verkehrspolitische Sprecher des ADFC
für den rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis Peter Lorscheid und die
ADFC-Mitglieder Lars Düerkopp und Bernhard Steinhaus stellten nun die
Ergebnisse für die Rhein-Kommune vor. Insgesamt nahmen in
Königswinter 158 Personen an der Befragung teil. Unterschiedliche
Bewertungen wurden für 27 Aspekte verteilt. Das Fahrradleihsystem kam
mit einer 4,5 noch vergleichsweise zum Bundesdurchschnitt gut weg.
Schlechte Bewertungen erhielten die Aspekte „Breite der Radwege“
oder „Führung in Baustellen“ (über 5). Durchschnittliche Noten
(4,5) bekamen die Punkte „Winterdienst auf Radwegen,
„Sicherheitsgefühl“ oder „Konflikte mit Kfz“. Interessant
gestalteten sich die exemplarischen Anmerkungen einiger Befragter.
„Die Anbindung der Dörfer ist für Radfahrer sehr schlecht. Die
Wege führen an gefährlichen Straßen entlang oder durch einsame
Abschnitte im Wald“, beklagt ein Radfahrer. „Die Anbindung des
Bergbereichs ist etwas für mutige Radfahrer. Es gibt keinen erlaubten
Fahrradweg aus dem Bergbereich ins Tal“, bekräftigt ein anderer.
„Wir kennen die to do‘s“, betonte Wagner. So sei das
Fahrradwegenetz zunächst analysiert worden, um Planungen und
Maßnahmen vorzubereiten. Indes seien die personellen Ressourcen oft
in anderen Aufgabenfeldern gebunden. Die schlechte Anbindung von
Heisterbacherrott nach Dollendorf entlang der L268 sei fest im Blick.
Allerdings müsse bei Schaffung eines Radweges dann in ein wertvolles
Naturschutzgebiet eingegriffen werden, gab Cornelia Hollek, Leiterin
des städtischen Servicebereichs Technische Planung, zu bedenken. Da
sei Beweglichkeit bei den Umweltbehörden gefragt, so Wagner.
Die neue Koalition aus Königswinterer Wählerinitiative (KöWi), SPD
und Grünen nähmen deutlich mehr Geld in die Hand zur Verbesserung
der Radinfrastruktur, so Wagner. So sei 2018 und 2020 zwischen 0,70
bis 3,30 Euro pro Einwohner ausgegeben worden. 2021 ist die Summe auf
15,83 Euro gestiegen. Im Juni sollen die Pläne für den Ausbau der
Rheinuferstraße vorgestellt werden und zwar für den Abschnitt
zwischen Niederdollendorf Fährstraße und dem Grenzgebiet zu Bonn.
Dafür werden eine Million Euro bereitgestellt, 90 Prozent davon vom
Bund bezuschusst.
„In Königswinter gibt es klare Prioritäten: Zuerst Pkw, dann
Fußgänger, dann lange nichts, dann Radfahrer“, so die
Einschätzung eines Befragungsteilnehmers. „Das ist alles eine Sache
der Perspektive“, entgegnete Hollek. „Wir sind ehrgeizig und
motiviert genug, vieles für Radfahrer zu tun“, so Wagner.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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