Evangelische Kirche
Pfarrämter fest in weiblicher Hand

Sophia Döllscher, Christina Gelhaar, Pia-Haase-Leh, Anne-Kathrin Quaas und Ute Krüger zeigten sich in fröhlicher Runde vor der Orgel in der Niederdollendorfer Kirche. | Foto:  Zumbusch
  • Sophia Döllscher, Christina Gelhaar, Pia-Haase-Leh, Anne-Kathrin Quaas und Ute Krüger zeigten sich in fröhlicher Runde vor der Orgel in der Niederdollendorfer Kirche.
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KÖNIGSWINTER - „Beim Gottesdienst in der evangelischen Kirche steht vor dem
Altar und auf der Kanzel ein Mann". Noch bis etwa in die Mitte des
vorigen Jahrhunderts war dieses Bild fest in den Köpfen der
Gemeindeglieder verankert. Als dann die evangelischen Landeskirchen
begannen, Frauen zu ordinieren, wandelte sich dieses Bild - wenngleich
je nach Landstrich mitunter recht zögerlich.

An den Spitzen der evangelischen Kirchengemeinden von Königswinter
indes geht es seit vielen Jahren „fraulich" zu. Bis auf Oberpleis,
wo Pfarrer Heiko Schmitz seit langem tätig ist, haben alle
Königswinterer Gemeinden Pfarrerinnen. Langjährige Erfahrung hat
Pfarrerin Pia Haase-Leh (59). Sie wirkt seit gut 30 Jahren in der
Heisterbacherrotter Emmausgemeinde. In diesem Jahr hat Pfarrerin
Christina Gelhaar (39) die Gemeinde Ittenbach und
Königswinter-Altstadt übernommen, Ute Krüger (40) ist als Pfarrerin
in Stieldorf aktiv und Anne-Kathrin-Quaas (46) und Sophia Döllscher
(37) arbeiten gemeinsam in den Gemeinden Dollendorf und Oberkassel.

„Es ist schon mal vorgekommen, dass jemand an der Tür des
Pfarrhauses geklingelt und nach dem Pfarrer gefragt hat", erzählen
die Pfarrerinnen schmunzelnd. Aber das sei eine Ausnahme.

Der Pfarrdienst werde heute in anerkannter Selbstverständlichkeit
ebenso von Frauen wie von Männern wahrgenommen, sind sich die
Königswinterer Pfarrerinnen einig. Ebenso selbstverständlich werden
Frauen zu Dekaninnen gewählt und als Bischöfinnen eingeführt. Die
evangelische Kirche hat gelernt, geistige und theologische Kompetenz
eines Menschen nicht an sein Geschlecht zu binden und den Pfarrberuf
vom männlich dominierten Berufsbild zu emanzipieren.

Alle Pfarrerinnen in Königswinter, bis auf Sophia Döllscher, die
eine ganze Stelle wahrnimmt, haben aus familiären Gründen eine 75
Prozent Stelle gewählt. Das würde Anne-Kathrin Quaas heute nicht
mehr so machen. „Wir sind immer 100ig für unsere Gemeindeglieder da
und zwar rund um die Uhr", berichtet sie. Dann könne eine Pfarrerin
auch gleich eine volle Stelle bekleiden. Der Spagat zwischen Familie
und Kindern müsse ohnehin gestemmt werden. Das sei auch in anderen
Berufen so. Allerdings habe ein Pfarrer oder eine Pfarrerin eben
wichtige seelsorgerische „Einsätze" und das erfordere jederzeit
Präsenz. Wichtig sei die Persönlichkeit der Pfarrerin oder des
Pfarrers. „Wir sind eben das Gesicht der Gemeinde, ob wir das nun
immer wollen oder nicht", so Quaas.

Wer dann in den Urlaub fahren will oder an einem Wochenende andere
Verpflichtungen wahrnehmen muss in Gottesdienstzeiten, muss für
Vertretung sorgen. Das klappt in Königswinter bei den gut vernetzten
Pfarrerinnen recht gut.

Die Zahl der Gottesdienst-Besucher sei unabhängig davon, ob eine
männliche oder weibliche Pfarrperson auf der Kanzel stehe. In einem
Talar steht die „Amtsperson" im Vordergrund. Ein Talar vermittele
ohnehin einen Vertrauensvorschuss, so Christina Gelhaar. Zudem sei es
immer noch wichtig für die Menschen, „um den Kirchturm herum zu
leben", in dem die Vertrauensperson im Talar gewissermaßen die gute
Seele der Gemeinde sei.

Dennoch haben sich die Zeiten auch bei den gläubigen Christen
geändert. Die Jugendlichen finden nicht häufig den Weg in die
Kirchen. Es sei denn, es werden spezielle Jugend-Gottesdienste
angeboten, wie etwa in Heisterbacherrott. Auch wenn die Menschen
wieder mehr Freiräume haben im Leben oder aber sich in Lebenskrisen
befinden, wird der Weg in die Kirche öfter gewählt.

Der Blick in die Zukunft auf die eingerichteten Pfarrstellen verheißt
indes nichts Gutes. „Stelleneinsparung" lautet das Stichwort. Im
evangelischen Kirchenkreis an Rhein und Sieg gibt es derzeit 60
Stellen für 33 Gemeinden. Künftig sollen 16 Stellen weg fallen,
übrigens geschlechtsunabhängig.

- Iris Zumbusch

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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