Vor dem Aussterben bewahrt
Regionale Obstsorten neu entdeckt

Professor Jürgen Rolle (v.l.), Horst Becker und Barbara Bouillon verköstigen alte Obstsorten.  | Foto: Zumbusch
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  • Professor Jürgen Rolle (v.l.), Horst Becker und Barbara Bouillon verköstigen alte Obstsorten. 
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Königswinter - Vielerlei Äpfel-, Birnen- und Kirschensorten waren noch vor 100
Jahren in aller Munde. Und das im doppelten Sinne.

Zum einen war die Vielfalt an Obstsorten geradezu lebenswichtig, weil
sie unterschiedlich genutzt werden konnten. Die einen eigneten sich
zum Einkochen oder Einmusen, die anderen zum Lagern oder direkt essen.
Andere konnten getrocknet werden oder wurden zu Marmeladen.

Auch die Umgebung verlangte unterschiedliche Sorten.

Je nach Landstrich war das Klima mal rauer, mal milder, die Böden
leichter oder schwerer, da war Vielfalt gefragt.

Zum anderen kannten die Menschen von einst noch so wohlklingende Namen
wie „Uhlhorns Wunderkirsche“, „Kruitwiehnbirne“,
„Huetjansbirne“ oder „Tulpenapfel“. Auch das „Rheinische
Seidenhemdchen“, ein kugelförmiger rosa bis dunkelroter Apfel, war
Vielen geläufig.

Heute macht die hohe Mobilität per Flugzeug und Schiff es möglich,
dass Obstsorten zu jeder Zeit an jedem Ort -jedenfalls in unserem
Lebensraum - zu haben sind. Das Kriterium „Vielfalt“ in Sachen
Obst wurde zur Nebensache.

Seit den 1960 Jahren stellten zudem viele Agrarbetriebe auf hoch
effektive Monokulturen um.

Es wurden sogar Rodungsprämien gezahlt, um die vermeintlich
unzeitgemäßen Strukturen in der Landschaft zu beseitigen.

„Lokale und regionale Obstsorten im Rheinland - vom Aussterben
bedroht“, unter diesem Projekttitel startete im Jahr 2008 deshalb
ein Projekt im Rahmen des Netzwerks Kulturlandschaft des
Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) gemeinsam mit den Biologischen
Stationen im Rheinland.

Es galt, die alten rheinischen Obstsorten auf zu spüren, zu sichern
und zu beschreiben.

Das nunmehr neun Jahre währende Projekt hat viele Helfer
herausgefordert. Zahlreiche alte Obstsorten sind entdeckt worden,
teils in ländlichen Hausgärten, auf Wiesen oder in versteckten
Gefilden. Manche vom Aussterben bedrohte Sorten konnten noch mittels
Edelreiser von vergreisten Altbäumen abveredelt und somit erhalten
werden.

Im Jahr 2010 gab es einen Zwischenbericht.

Ein erstes Obstsortenhandbuch mit 49 Sortensteckbriefen wurde
veröffentlicht. 2016 endete das Förderprojekt.
Auf dem Löwenburgerhof vor der Kulisse einer Streuobstwiese wurde nun
das zweite Handbuch mit 100 Steckbriefen alter Sorten vorgestellt.
Auch eine Liste gesuchter Obstsorten gibt es in dem Buch.

Mit dabei in der Vortellungsrunde waren Professor Jürgen Rolle,
Vorsitzender des LVR-Kulturausschusses, Horst Becker, Staatssekretär
beim NRW- Umweltministerium sowie Dr. Dieter Steinwarz, Leiter der
Biostation Rhein-Sieg und Barbara Bouillon, Biologin.

Gegen eine Schutzgebühr von 7 Euro kann das Werk per E-Mail unter
nadermann@biostation-rhein-sieg.de bestellt werden.

Professor Jürgen Rolle (v.l.), Horst Becker und Barbara Bouillon verköstigen alte Obstsorten.  | Foto: Zumbusch
Alte Apfelsorte | Foto: Zumbusch
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