Das Zusammenleben klappt gut
Ukrainische Familie fühlt sich in Königswinter wohl
Königswinter. „Wir haben das Elend nicht mehr ansehen können“, erzählt Britta Friedrich. „Also haben wir der Stadt gemeldet, dass wir zwei Zimmer und ein separates Badezimmer zur Verfügung stellen könnten“. Die ehemaligen Kinderzimmer der beiden Töchter standen leer und würden sich gut für eine Mutter mit Kind eignen. Kurze Zeit später wurde dem Ehepaar eine kleine Familie aus Saporischschja im Südosten der Ukraine zugewiesen. Victoria, Imada und ihr kleiner Sohn Roman waren schon früh aus der Ukraine geflohen, weil sie ahnten, was kommen würde. Seit dem 27. März wohnen sie bei Andreas und Britta Friedrich.
„Als wir Britta sahen, wurde uns klar, dass wir trotz so einer schwierigen Situation vorankommen werden. Das Ehepaar Friedrich spornt uns an. Die beiden haben ein großes Herz“, erklärt Imada per Übersetzer-App. „Wir danken dem Allmächtigen, dass er uns mit solchen Menschen beschenkt hat“. Familienvater Imada ist gebürtiger Marokkaner und spricht außer der ukrainischen Sprache Französisch und ein bisschen Englisch. Seine Frau Victoria spricht nur Ukrainisch. Per Übersetzer-App funktioniert die Verständigung aber recht gut - abgesehen von kleinen Übersetzungs-Fehlern, die hin und wieder vorkommen. So hatte die App Victorias Beruf „Dreherin“ mehrmals als „Turnerin“ übersetzt, bevor das Missverständnis geklärt war. Imada hat in der Ukraine Pharmazie studiert, aber seine Universität gibt es nicht mehr. Unterlagen zu seinen Abschlüssen zu bekommen ist sehr schwer. Doch das junge Ehepaar gibt nicht auf. Beide wollen arbeiten und sich den Unterhalt selbst verdienen.
„Vieles geht nur mit Vitamin B und reden, reden, reden“, erklärt Britta Friedrich. So hat sie zum Beispiel über eine Kundin, die regelmäßig zur Fußpflege kommt, einen Deutschkurs bekommen. „Das Zusammenleben klappt super, aber die Bürokratie macht uns zu schaffen“, gesteht sie. Ob es die Anmeldung beim Kreis ist oder die Beantragung einer Krankenkassenkarte, stets ist sie für ihre ukrainischen Gäste da und hilft neben der eigenen Arbeit, wo sie kann. Tochter Helena kommt auch oft vorbei und hilft. Sie hat einen besonders guten Draht zu dem fast gleichaltrigen Paar. „Wir können von Glück sagen, dass wir eine kleine Familie bekommen haben“, meint Britta Friedrich. „Ich hätte nicht unbedingt jemanden mit Kriegstraumata haben wollen. Das stelle ich mir sehr schwer vor“.
Nach einigen Wochen wurde von der Stadt überprüft, ob der dreijährige Roman gut untergebracht sei. Da noch lange kein Kindergartenplatz für ihn in Aussicht ist, wird er „zuhause“ betreut. Seit neuestem hat Victoria einen Job in einem Discounter, morgens von sechs bis 8.30 Uhr. Solange kann Britta Friedrich den Kleinen betreuen, bevor sie selbst in ihren Laden geht. „Wir leben bei der besten und nettesten Familie in Deutschland - wirklich“, erklärt Imada. „Wir sind so dankbar, dass diese Menschen uns so viel Trost geben, und hoffen, dass Gott sie für ihre große Güte belohnt“. Nachdem die kleine Familie jetzt eine Aufenthaltserlaubnis bis zum November erhalten hat, fühlt sie sich hier wohl, aufgehoben und sicher. Danach möchten die Drei gerne in Deutschland bleiben, auch wenn der Krieg einmal vorbei sein sollte.
Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:Christa Gast aus Königswinter |
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