Wie geht es nach dem Hochwasser weiter?
Einzelhändler sind besorgt und verärgert

Die Anwohner und Ladeninhaber der Marktstraße sehen mit Sorge einem weiteren Unwetter entgegen. | Foto: Britta Meyer
  • Die Anwohner und Ladeninhaber der Marktstraße sehen mit Sorge einem weiteren Unwetter entgegen.
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Leichlingen - Nein, so schwer vom Unwetter getroffen, wie die Paul-Klee-Schule
waren sie nicht, stellt Ina Vogel von „Shoe Fashion & Art“ klar.
„Dennoch war der Schaden nach dem heftigen Gewitter in der Nacht zum
10. Juni immens.“

Darum geht es auch gar nicht. Trotzdem ist sie enttäuscht. Sauer auf
die Stadt, den Bürgermeister, die Abfallentsorgung und das
Tiefbauamt. Auch wenn sie trotz des Desasters einen positiven Blick
auf die Unwetternacht und die Tage darauf hat, als sie unter Anwohnern
der Marktstraße, Freunden und Familie eine große Hilfsbereitschaft
erfuhr, bleibt der fade Beigeschmack, dass genau dieses Solidarität
Grund für die mangelnde Aufmerksamkeit an anderer Stelle ist.

„Immerhin stehen wir hier in den Arkaden für eine lebendige und
attraktive Innenstadt, die Leichlingen ausmacht. Und auch wenn es sich
quengelig anhört, aber ein wenig Anerkennung für das, was wir in
kurzer Zeit in Eigenregie geleistet haben, das ist doch das
Mindeste“, fügt Ina Vogel fast entschuldigend ratlos hinzu. Eine
kleine Geste von Bürgermeister Frank Steffes hätte man sich schon
gewünscht, so die einhellige Meinung.

Die ebenfalls vom Unwetter stark betroffene Frisörmeisterin Maria
Tuttobene Akkad, die ihren Salon Hairdesign-Creazioni-da-Maria im
angrenzenden Pavillon betreibt, ist dabei etwas versöhnlicher
gestimmt. „Bei uns hat das Unwetter besonders im Kellergeschoss
großen Schaden angerichtet. Auch der Boden im Ladenlokal muss nun
ausgewechselt werden“, berichtet sie gut zwei Monate nach der
Unwetternacht. „Dass wir bis heute geöffnet haben können, ist
Glück im Unglück, die gut zweimonatige Renovierung wird aber in
Kürze beginnen.“

Dafür hat sie nach langem hin und her Unterstützung seitens der
Stadt bekommen. Gemeinsam mit Wirtschaftsförderer Sascha Maschinski
wurden einige leerstehende Lokale angeschaut. Leider passte keines
richtig, weil besonders für die zahlreichen gehbehinderten Kunden
nicht erreichbar oder die Eigentümer wollten nicht für eine
Übergangszeit vermieten. Aber nun kann wahrscheinlich ihr erster
Wunsch, der eines Frisörsalon-Containers, realisiert werden. „Die
Stadt hat mir nun Hilfe angeboten und die Genehmigung liegt vor. Wenn
nun die Kirche bei ihrer Zusage bleibt, dass ich den Parkplatz nutzen
darf, kann ich während der Renovierungsphase weiterarbeiten“, so
Maria Tuttobene Akkad.

Was sie aus dem Unwetter gelernt hat: „Ich habe meine Versicherungen
gekündigt und mich neu auch gegen Unwetter versichert, damit ich beim
nächsten Starkregen abgesichert bin.“ Und der kommt bestimmt, da
ist sich auch Ina Vogel sicher, die vor allem mit der Abwesenheit von
Bürgermeister Frank Steffes am Hochwasser-Wochenende hadert.

Dieser kennt die Kritik, war selber in der besagten Nacht unterwegs,
sah aber seine Priorität vor allem bei den am stärksten betroffenen
Gebieten. „Wir mussten erst den Menschen helfen, die in ihrer
Existenz bedroht waren“, unterstreicht er wiederholt. „In unserer
Stadt haben wir Menschen, die so viel verloren haben, keine
Versicherung besitzen und schon gar nicht das nötige Geld, um
zerstörte Geräte wie den Kühlschrank zu ersetzen.“

Noch am Montag nach dem Unwetter seien 427 Einsatzkräfte unterwegs
gewesen, um das Schlimmste zu beheben. Da hätte nun mal die
Marktstraße nicht oberste Priorität gehabt, ergänzt er und geht
anerkennend auf das große Engagement der Anwohner und Ladeninhaber
ein. Zu den Vorwürfen, dass die Gullys bisher nicht richtig gereinigt
wurden, erwidert er, dass dies regelmäßig passiere und auch die
Anwohner in der Verantwortung seien, wenn etwas nicht stimme. „Wenn
ich sehe, dass alles voll hängt, dann reinige ich auch schon mal
selber.“

Eine Aussage, die für die Marktstraßen-Anwohner vollkommen
unverständlich ist. „Ich kann keinen Gully selber reinigen“, sagt
ein betagter Herr, der seine Wohnung oberhalb der Arkaden hat.
„Dafür zahlen wir doch auch Steuern.“ Sicher ist eines: Sollte
Leichlingen erneut von ähnlichen Wassermassen betroffen sein, wird
auch dann das Kanalsystem nicht ausreichen.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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