Tag des offenen Denkmals am 9. September
Expedition Bergisches Fachwerk
Leichlingen - „Achtung, Kopf einziehen“, begrüßt Claudia Salzburg die
Gäste in ihrem historischen Fachwerkhaus an der Neukirchener Straße
in Leichlingen. Es ist eines von Vieren, die während des Tags des
offenen Denkmals am 9. September besichtigt werden können.
Bis Mitte des 17. Jahrhunderts lässt sich das um einen Innenhof
arrangierte Gebäude zurückverfolgen. Vor allem die schmuckvolle
„Kölner Decke“ in der guten Stube – eine aus Stuck und Holz
kunstvoll geschwungene Balkenkonstruktion, die in den Jahren 1650 bis
1740 in Mode war – ist heute der Hingucker des bergischen
Wohnhauses.
Als Familie Salzburg das Haus Ende der 1990er Jahre kaufte, war diese
unter zahlreichen Lagen Farbe fast gänzlich verschwunden. Heute
zieren sie, liebevoll und nach traditioneller Handwerkskunst
restauriert, wieder den Wohnbereich. Auch das zierliche
Doppelflügelfenster wurde nach historischem Vorbild ersetzt, als vor
über zehn Jahren ein Auto in die Hauswand krachte und es zerstörte.
„Natürlich mussten wir uns umgewöhnen“, erzählt Claudia
Salzburg über das Leben in einem Denkmal. „Vieles, was heute modern
gilt, gibt es bei uns nicht. Dafür leben wir in einem Haus mit einer
einzigartigen Atmosphäre und genießen dessen Vorteile.“ So wurde
es beispielsweise während der schwülen Hitze dieses Sommers im Hause
Salzburg nicht heiß. Auch im Winter bleiben die Heizkosten niedrig,
da sich die kleinen Räume schnell selber aufheizen. Einige von vielen
Gründen, warum das Kulturbüro des Rheinisch-Bergischen Kreises das
einzigartige Fachwerk-Ensemble Leichlingens zum Thema des
diesjährigen Tags des offenen Denkmals ernannt hat.
„Nirgendwo sonst ist ein derartig großer Bestand an Fachwerkbauten
im städtischen Gesamtbild zu finden wie in Leichlingen“, erklärt
Susanne Bonenkamp, Referentin des Kulturbüros des
Rheinisch-Bergischen Kreises. Mit einem umfangreichen Programm werden
daher interessierte Besucher am 9. September durch die vier ganz
unterschiedliche Fachwerkbauten gehen und sich mit Handwerk,
Architektur sowie den regionalen Besonderheiten vertraut machen
können.
Darunter das nur zu Fuß oder mit dem Bürgerbus erreichbare Haus der
Familie Tschentscher/Bärschneider aus dem Jahr 1512 am Hülstrung 49.
Noch in der Renovierungsphase sind Techniken wie das Erstellen des
Lehmgefach hautnah zu erleben. Auch der Einbau modernster Anlagen, wie
eine Fußbodenheizung in der Lehmfachwerkwand, sind Teil der
Besichtigungstour.
Auf Gut Haswinkel im Haswinkel 1, dem Sitz der Familie Zapp, stehen
die großen Renovierungsarbeiten noch an. Eine dendrochronologische
Untersuchung (Altersbestimmung des verwendeten Holzes) wurde im Rahmen
von Expedition Heimat veranlasst und ist Teil einer Exkursion, die
vorab am 31. August zur Uni Köln führt (Anmeldung ist dringend
erforderlich).
Letzter und vierter Standort ist das Haus der Familie Pallasch am
Bechhauser Weg 34. Das in den 1960er Jahren von Werner Philipp Trunk
erworbene Fachwerkhaus aus dem Jahr 1742 ist in weiten Teilen mit
Originalmöbeln aus der Zeit erhalten. Selbst die 1750 errichtete
Küche ist zu sehen und so vermittelt der Besuch des Hauses einen
guten Eindruck, wie die Menschen vor über 250 Jahren im Bergischen
Land lebten. Lange Zeit war das Haus für die Öffentlichkeit
verschlossen und öffnet am 9. September erstmalig wieder. Auch hier
gilt, dass ein Anfahren mit dem PKW nicht möglich ist.
Parkmöglichkeiten bestehen nur an der Solinger Straße.
Den richtigen Eindruck wie das historische Leichlingen aussah,
vermitteln zwei Spaziergänge durch die Stadt. Einer führt durch
Leichlingen-Dorf um 11 Uhr, Treffpunkt ist an der Ecke
Marktstraße/Mittelstraße. Der zweite Spaziergang findet um 15 Uhr in
Witzhelden statt, Treffpunkt ist an der evangelischen Kirche.
Alle Informationen sowie der Programmflyer unter:
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.