Eine Institution schließt
Großes Abschiedsfest an der Leichlinger Hauptschule gefeiert
Leichlingen - In gut drei Wochen wird auch der letzte Jahrgang der
Gemeinschaftshauptschule Leichlingen verabschiedet. Nach über 40
Jahren ist nun „Am Hammer“ Schluss mit praxisorientiertem Lernen.
„Die Eltern haben mit ihren Füßen entschieden“, erklärte
Bürgermeister Frank Steffes schon bei der Pressekonferenz im Winter.
„Die Anmeldezahlen waren so niedrig, dass wir die Hauptschule nicht
mehr aufrechterhalten können.“
Seit wenigen Jahren läuft nun parallel die Sekundarschule, die ab dem
Schuljahr 2018/19 den Betrieb komplett übernehmen wird. Bevor es aber
soweit ist, erinnerten sich Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte
und Ehemalige an die erste weiterführende Schule der Blütenstadt.
Als ehemals größte Hauptschule Nordrhein-Westfalens überhaupt ging
besonders in den 1970er und 1980er Jahren die Jugend Leichlingens hier
zur Schule. Selbst in den 1990er Jahren, als die Anmeldezahlen stetig
zurückgingen, hatte die Schule Am Hammer Vorbildfunktion.
So erinnerte während des offiziellen Teils der Verabschiedungsfeier
Ex-Schulleiter Bernd-Dieter Ferrari in seinem launigen Vortrag im
Weyermannsaal des Bürgerhauses an die Einführung der Förderklassen.
Das Miteinander-Lernen von Kindern mit und ohne Förderbedarf ist seit
1996, lange vor dem gesetzlichen Erlass, Alltag. Gleiches gilt auch
für den Unterricht mit Kindern aus ausländischen Familien. „Was
wir in der Hauptschule vor allem geleistet haben, war die
Integration“, erzählt der ehemalige Konrektor Willi Kallert – von
Insidern auch „Mister Hauptschule“ genannt. „Viele Kinder mit
Migrationshintergrund haben hier einen Einstieg gefunden und sind
nachher auf weiterführende Schulen gewechselt“, so Kallert, dessen
Credo das praxisorientierte Lernen ist. „Es ging kein Schüler weg,
ohne, dass er wusste, was er tun sollte.“
So bringt Kallert, auf den Punkt, was die Leichlinger Schule
auszeichnete. „Den meisten Schülern konnte man nicht sechs Stunden
was erzählen. Die wollten etwas tun. Gelernt haben die trotzdem.“
So lernten die sechs Jungen, mit denen er gemeinsam das Backhaus
errichtet hatte, alle einen Beruf im Handwerk. Vanessa und Janine, die
in diesem Sommer die Gemeinschaftshauptschule verlassen werden,
steuern ebenfalls zielstrebig ins Berufsleben. „Ab kommenden
Schuljahr werde ich auf die Geschwister-Scholl-Schule in Leverkusen
gehen und dort eine Ausbildung im Bereich Kosmetik und Pflege
machen“, erzählt Vanessa.
Ihre Schulkollegin Janine wird sich in einem Langenfelder Betrieb zur
Malerin und Lackiererin ausbilden lassen. Sie beide sehen die
Schließung ihrer Schule weniger sentimental als die zahlreichen
Ehemaligen, die entlang alter Klassenfotos an den Wänden wandelten
und nach bekannten Gesichtern suchten. Wahrscheinlich werden auch sie
in einigen Jahren anders auf ihre Schule zurückblicken, wo neben der
Theorie vor allem das handfeste Lernen auf dem Plan stand.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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