Alternative Bestattungsmöglichkeiten sind gefragt
Leichlinger Bauhof organisierte ...

Friedhofsexperte Stefan Lubowitzki (von links) informierte zusammen mit Stephan Göttlich und Elke Chmella-Emrich über Zukunftsplanungen und Visionen, wie  Leichlinger Friedhöfe im Jahr 2050 aussehen können. | Foto: Gabi Knops-Feiler
  • Friedhofsexperte Stefan Lubowitzki (von links) informierte zusammen mit Stephan Göttlich und Elke Chmella-Emrich über Zukunftsplanungen und Visionen, wie Leichlinger Friedhöfe im Jahr 2050 aussehen können.
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Leichlingen - Der Tod ist ein Ereignis, mit dem sich Menschen nicht gerne
beschäftigen. Und doch sehen sich alle früher oder später mit ihm
konfrontiert. Um Angehörigen zusätzliches Leid und Stress zu
ersparen, ist es sinnvoll, frühzeitig darüber nachzudenken, wie die
letzte Ruhestätte aussehen sollte. Auch das Friedhofsamt der Stadt
Leichlingen möchte möglichst vielen Menschen gerecht werden und mit
der Zeit gehen.

„Wie sieht der Friedhof der Zukunft aus?“ Um diese zentrale Frage
drehte sich das Thema in der Aula Am Hammer, als die Stadtverwaltung
zuletzt Vertreter aus Kirche, Politik und der Bestattungsbranche zu
einem mehrstündigen Strategieworkshop zur Entwicklungsplanung
einschließlich Analyse der beiden städtischen Friedhöfe eingeladen
hatte.

Kellerhansberg und Witzhelden böten viel Potential, das stärker
ausgeschöpft werden sollte, lautete ein erstes Resümee der
Friedhofsexperten aus Süddeutschland. Grüner sollten die Areale
werden, zum Verweilen einladen und neben Plätzen für die
Trauerverarbeitung weitere Möglichkeiten zum Teilen von Erinnerungen
bieten, urteilte Referent Stefan Lubowitzki.

„Ein Friedhof muss mehr sein als nur reine Begräbnisstätte. Ein
positives Image ist dringend erforderlich“, betonte Lubowitzki, ehe
Wünsche und Vorstellungen der Teilnehmer in die Erstellung eines
neuen Friedhofskonzeptes einfließen konnten.

Diese Äußerungen treffen ziemlich exakt die Vorstellung der
Leichlinger Friedhofsverwaltung, die den Friedhof zwar als Ort der
Andacht, aber zugleich als Treffpunkt sieht, an dem man sich gerne
aufhält und länger verweilt, als unbedingt nötig. Lubowitzki nannte
als Beispiel das Grab des österreichischen Sängers Udo Jürgens auf
dem Zentralfriedhof in Wien, das mit seinem Flügel aus Marmor zum
Anziehungsmagnet für Touristen geworden sei.

Um Friedhöfe attraktiver gestalten zu können, sei eine langfristige
Planung und ein Friedhofsmanagement notwendig, verdeutlichte der
Friedhofsentwickler und nannte das Jahr 2050 als Ziel. Nur wenn die
mitunter 30 Jahre währenden Ruhezeiten der jeweiligen Gräber
beachtet würden, könnten Freiflächen entstehen und für
gestalterische Elemente sinnvoll genutzt werden. Schließlich hätten
Städte eine besondere Verantwortung, das Kulturgut Friedhof als Teil
der kommunalen Daseinsvorsorge zu erhalten.

Keineswegs neu war indessen die Erkenntnis, dass sich ein Großteil
aller Bürger (47 Prozent) in Deutschland eine pflegefreie Bestattung
wünscht. Laut Statistik empfinden 44 Prozent aller Menschen die
Grabpflege als Belastung, 52 Prozent sehen den Friedhof als einen
reinen Bestattungsort, aber nur noch 36 Prozent der Menschen lassen
sich im Erdgrab beisetzen. Immerhin 32 Prozent würden sich für eine
Bestattungsform außerhalb des Friedhofs entscheiden, wie zum Beispiel
auf See oder in einem Friedwald.

In benachbarten Ländern seien alternative Bestattungen längst
möglich, dort würden Unternehmer außerdem aufzeigen, was alles
möglich sei. Nur der kommunale Friedhof sei in der Vermarktung
unterrepräsentiert, zeigte Lubowitzki auf.

Zwar seien viele Flächen auf Leichlinger Friedhöfen pflegeleicht.
Dennoch sollten mehr spezielle Angebote für die steigende Nachfrage
nach Urnengräbern sowie Kolumbarien geschaffen werden, empfahl
Lubowitzki. Obwohl die Wirtschaftlichkeit eine grundlegende
Anforderung an den idealen Friedhof der Zukunft sei, dürfe das
Angebot von verschiedenen Bestattungsarten nicht verkleinert werden.

Bislang sei die sehr kostenintensive Bewirtschaftung von Freiflächen
nie berücksichtigt worden, weshalb er nun empfehle, den Pflegefaktor
in die Gebührensatzung einzubeziehen und eine andere
Kalkulationsmethode anzuwenden, sagte der Referent: „In Zukunft
sollten großflächige Familiengräber, die heute höchste Gebühren
verlangen, zur günstigsten Bestattungsform werden.“ Diese
Berechnungsmethode sollte möglichst zeitnah, also bis 31. März 2021,
auf den Weg gebracht werden. Ferner empfehle er, die sehr günstigen
Gebühren anzupassen, um die Anlagen problemlos weiter gut in Schuss
halten zu können.

- Gabi Knops-Feiler

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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