Wupperbrücke ab sofort komplett gesperrt
Material aus den 1950er Jahren ist instabil
Leichlingen - Obwohl es sich abzeichnete, waren die Gesichter bei einer
kurzfristig einberufenen Pressekonferenz am Wanderparkplatz Altenhof
lang. Die Hauptverbindung zwischen Leichlingen und Solingen wird
gekappt.
Rund 6.000 motorisierte Fahrzeuge passieren im Schnitt pro Tag die
Brücke, Fahrradfahrer und Fußgänger wurden dabei erst gar nicht
gezählt. Die Spannbetonkonstruktion aus dem Jahr 1958 ist
unerlässlich für den Berufs- und Schulverkehr und an Sonn- und
Feiertagen sowie zu den Erntezeiten eine wichtige Tourismusroute für
die ganze Region. Nun droht sie für längere Zeit eine Sackgasse auf
beiden Seiten zu werden.
Eine Entwicklung, die besonders den hier ansässigen Landwirten, die
vom Direktvertrieb abhängig sind, extrem große Sorgen bereitet. Und
so kam nicht nur die Presse, als Verantwortliche der beiden Städte
das weitere Prozedere vorstellten, sondern auch die betroffenen
Unternehmer. Nach einer Hauptprüfung Anfang 2016 waren erste Risse an
neuralgischer Stelle entdeckt und in einem Risse-Kataster registriert
worden. Zudem wurde ein Verbot für Fahrzeuge über 16 Tonnen
erlassen. Nun, gut ein Jahr später. wurde eine erneute Prüfung, laut
den geltenden Bestimmungen im Umgang mit solchen Schadensfällen,
durchgeführt. Diese Untersuchung wies eine deutliche Verschlimmerung
der Bausubstanz an den bekannten Punkten auf.
Die Konsequenz ist im ersten Schritt die Brücke komplett zu sperren,
um mittels spezieller Verfahren und Belastungsproben eine genaue
Einschätzung der Gefahr vornehmen zu können. Parallel dazu wird an
einer Behelfsbrücke gebaut, denn Fakt ist, dass die jetzige
Wupperbrücke abgerissen und erneuert werden muss. Allerdings, so
hoffen die Verantwortlichen beider Städte, sollte, wenn es die
Substanz zulässt, die bestehende Brücke zumindest einspurig für den
motorisierten Verkehr und beidseitig für Fußgänger und Radfahrer
freigegeben werden. Dies würde eine enorme Entlastung für den
Verkehr darstellen, bis die Behelfsbrücke im Frühjahr 2018 fertig
ist.
Sollte die Belastungsprobe negativ ausfallen, bliebe die Brücke
gesperrt und Umwege müssten in Kauf genommen werden, bis die
Behelfsbrücke steht. Mit dem Neubau kann nach Abschluss aller
Planungen und Ausschreibungen erst in der ersten Hälfte 2019 begonnen
werden. Die Bauzeit wird dabei etwa 18 Monate betragen. Weil dieses
Projekt eine außerordentliche Dringlichkeit besitzt, hoffen sowohl
der Solinger Stadtdirektor Hartmut Hoferichter als auch
Kreis-Dezernent Gerhard Wölwer, dass der Neubau und die
Behelfsbrücke mit Fördermitteln zu finanzieren sei. Konkret bedeutet
das im besten Fall 60 Prozent der Gesamtkosten in Höhe von rund vier
Millionen Euro kämen aus dem Fördertopf. Die verbleibenden 40
Prozent würden von der Stadt Solingen und dem Rheinisch-Bergischen
Kreis zu gleichen Teilen beglichen.
Bis dahin müssen sich die Betroffenen jedoch auf ausgewiesene
Umleitungen und längere Fahrzeiten einstellen. Fußgänger werden
alternativ über die Juckelbrücke geführt. Der Linienverkehr fährt
zudem die letzte Haltestelle vor der Brücke nicht mehr an, dafür
kalkuliert man derzeit mit dem neuen Fahrplan um eine längere
Fahrzeit von nur fünf Minuten. Ab dem 19. Juni gilt zudem ein neuer
Fahrplan der Buslinie 250, die von Solingen nach Köln führt. Die
Verkehrsbetriebe Wiedenhoff und Hückebräucker arbeiten an der
Verlegung und Ausweisung der Haltestellen, um die Beeinträchtigungen
für ihre Fahrgäste möglichst gering zu halten. Genaues dabei erst
der Alltag zeigen.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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