Als Leichlingen weltbekannt wurde
Oskar Erbslöh war Ballonfahrer

In spannenden und anschaulichen Vorträgen berichtet Klaus Dieter Hartmann (rechts) von der atemberaubenden Geschichte des Ballonfahrers Oscar Erbslöh. | Foto: Britta Meyer
  • In spannenden und anschaulichen Vorträgen berichtet Klaus Dieter Hartmann (rechts) von der atemberaubenden Geschichte des Ballonfahrers Oscar Erbslöh.
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Leichlingen - Wer heute das beschauliche Balken besucht, wird sich kaum
vorstellen können, dass hier zu Beginn des 20. Jahrhunderts
Luftfahrtgeschichte geschrieben wurde.

Seit Ende des 19. Jahrhundert experimentierten Ingenieure an einem
lenkbaren, fahrenden Ballon. Zuerst in Frankreich, später in
Deutschland. An vielen Orten entstanden große Hallen, in denen die
voluminösen Gefährte gebaut wurden. Das wohl bekannteste dieser
Zeit, wenn auch mit tragischem Ende, war die „Hindenburg“ des
Grafen Zeppelin.

Doch Jahre bevor dieses an den Start ging, versuchte sich auch ein
junger Mann aus Elberfeld an dem Experiment. Oskar Erbslöh, am 21.
April 1879 in wohlhabende Verhältnisse hineingeboren, errichtete 1909
auf dem Gelände an den Balker Auen eine Halle zur Konstruktion eines
Luftschiffes.

„Es war die erste freistehende Halle dieser Art in Deutschland“,
so Heimatforscher Klaus Dieter Hartmann, der sich seit gut 20 Jahren
mit dem Thema beschäftigt. Fasziniert vom Pioniergeist Erbslöhs und
der Geschichte seiner Heimatstadt Leichlingen, trug der passionierte
Sammler tausende Dokumente zusammen und machte sie gemeinsam mit dem
Bergischen Geschichtsverein, Abt. Niederwupper, und dem Stadtarchiv
Leichlingen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich.

Bilder werden lebendig vom jungen Erbslöh, der, beflügelt von seinem
Erfolg als erster deutscher Ballonfahrer 1907 das zweite
Gordon-Bennett-Rennen in St. Louis (USA) gewonnen zu haben, mit dem
Bau der Halle beginnt. Imposant muss das überdimensionale Bauwerk an
der Wupper gewirkt haben.

Nicht nur Erbslöh mit seinem Vermögen war hier gefragt, auch die
Stadt Leichlingen muss das Potential für die Region erkannt haben.
Immerhin gründete Erbslöh hier die Rheinisch-Westfälische
Motorluftschiff-Gesellschaft. Auch Arbeitskräfte und eine
funktionierende Infrastruktur, die dem unternehmungslustigen
Konstrukteur zur Verfügung gestellt wurden, waren gefragt. Ohne dies
hätte er sein Abenteuer nicht realisieren können.

Mächtig stolz müssen die Blütenstädter auf „ihre“
Luftschifffahrthalle gewesen sein. Anders sind die unzähligen Motive
auf zeitgenössischen Ansichtskarten nicht zu erklären. Wenn Hartmann
in seinen Vorträgen über diese Zeit berichtet, bauen sich regelrecht
Szenarien auf, wie die Kinder und Erwachsenen mit großen Augen
neugierig dem Treiben der Luftfahrtbegeisterten zuschauten. Was muss
es für ein Erlebnis gewesen sein, als das fahrende Schiff über der
Wupper aufstieg und über das Tal fuhr. Unerschrocken, trotz
Fehlschlägen, angetrieben vom Wunsch zu fliegen, probierte es Oskar
Erbslöh immer wieder. Bis es am 13. Juli 1910 zu einem abrupten Ende
kam.

Offensichtlich im Nebel starteten früh um neun Uhr der Ballonfahrer
Oskar Erbslöh, die Ingenieure Hans Leo Höpp und Rudolf Kranz, der
Monteur Joseph Spicks und Max Toelle ihre Fahrt. Rund eine halbe
Stunde später explodierte das Luftschiff über Pattscheid und
stürzte ab. Die gesamte Besatzung kam dabei ums Leben und das Ende
der Leichlinger Luftfahrtgeschichte war besiegelt. 1921 wurde die
Halle abgerissen und ist nun durch die unermüdlichen Recherchen Klaus
Dieter Hartmann lebendig geworden.

„Dabei gibt es noch Einiges zu entdecken“, so der begeisterte
Heimatforscher, der weiterhin auf der Suche nach den Spuren des
Leichlinger Luftfahrtpioniers ist.

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RAG - Redaktion

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