Jeder ist anders
Schüler probierten, wie Menschen mit Handicap leben

Mit dem Blindenstock den Weg finden war für die Kinder eine der besonderen Erfahrungen. | Foto: Weik-Stiftung
  • Mit dem Blindenstock den Weg finden war für die Kinder eine der besonderen Erfahrungen.
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Witzhelden - „Jeder ist unterschiedlich, einer zu groß, zu klein, zu alt oder
zu jung, manche haben ein Handicap und für die ist das normal. Es ist
eine tolle Sache, dass ihr probieren wollt, dass nicht alle gleich
sind“, rief die Rektorin der Gemeinschaftsgrundschule Witzhelden,
Birgit Jürgens, den 162 Schülern zu.

Sie hatten sich mit den zahlreichen Helfern, dem Team der Elisabeth &
Bernhard Weik-Stiftung und dem Lehrerkollegium auf dem Schulhof zum
„Ganz normalen Tag“ versammelt. „Die Kinder werden für Menschen
mit Handicap sensibilisiert und erfahren, wie es ist, mit
Einschränkungen zu leben“, war die Idee von Stifter Bernhard Weik.

„Ein klein wenig nach vorn bücken sollte man sich im Rollstuhl, um
nicht nach hinten zu kippen“, erklärte Tanja Junkes, selbst
Rollstuhlfahrerin, und zeigte den Kindern, wie man losfährt, bremst
und Stufen überwinden kann. Wolfgang Schmelz ließ die Schüler mit
Gewichtswesten ausprobieren, wie sich Übergewichtige fühlen.
„Manche Kinder müssen Tabletten nehmen und werden dadurch
übergewichtig, oder sie haben eine Veranlagung dafür, obwohl sie
normal essen“, klärte er auf. Hüpfen, rennen, klettern mit den
zusätzlichen Pfunden war eine neue Erfahrung. „Wir sind heute jeder
ca. 25 km gefahren“, rechneten die Tandempiloten Werner Decker,
Peter Hahnel, Joe Ruppel und Christoph Lebelt aus, die die Schüler
als „Blinde“ mit einer Schlafbrille versehen einige Runden auf dem
Tandem transportierten.

Die blinde Petra Winke erklärte den Schülern die Braille- oder
Blindenschrift, die sich aus maximal sechs Punkten in
unterschiedlicher Anzahl und Anordnung zusammensetzt. „Wie könnt
ihr euch einem blinden Menschen vorstellen?“, fragte sie in die
Runde. „Ich sage, wie ich heiße und wie ich aussehe“, war eine
Antwort. Winke erzählte, welche Hilfsmittel sie zu Hause hat, z.B.
sprechende Uhr, Waage oder Thermometer, dass alles in der Küche einen
festen Platz hat, und wie sie mit dem Blindenstock den Weg findet.
„Ich kann besser fühlen und riechen als ihr, und auch die Stimme
ist für mich wichtig, jemanden zu erkennen.“

Wie sich Gehörlose verständigen, zeigte Inge Grünheid mit der
Gebärdensprache. Jedes Kind hatte ein Blatt vor sich, auf dem gezeigt
wurde, wie jeder Buchstabe „gebärdet“ wird, das sogenannte
„Fingeralphabet“. „Das würde aber zu lange dauern, und deshalb
hat jedes Wort eine „Gebärde“. Beispiele hatte Grünheid viele
parat, etwa ein Finger an der Nase für „Mutter“ oder mit beiden
Händen am Euter ziehen für „Milch“.

„Die Grundschule Witzhelden war 1989 eine der ersten Modellschulen
für Inklusion, das ist auch unser Profil“, erklärte Rektorin
Birgit Jürgens, die seit 1990 an der Schule unterrichtet und seit
2000 Rektorin ist. Die Schule nehme alle Kinder auf, ob körper-,
geistig oder lernbehindert, sinnesgeschädigt oder Autist. „Vom
gemeinsamen Lernen profitieren alle Kinder“, ist ihre Erfahrung.
Sonderschullehrer und Sozialpädagogen seien für alle ansprechbar,
auch dies sei ein Vorteil. Neue Schüler von Förderschulen mit
Handicap könnten ein „Praktikum“ in der Schule machen, um zu
sehen, ob das gemeinsame Lernen für sie passt.

Schwerpunkte in der Schule sind Sport und Naturwissenschaft. „Wir
bieten Fußball, Badminton, Tennis und Fechten an und kooperieren viel
mit den Sportvereinen. Als MINT-Schule und TU-WAS-Kooperationspartner
legen wir auch viel Wert auf den naturwissenschaftlichen, technischen
und mathematischen Bereich des Lernens. Finanziell unterstützt werden
wir in unserem Anliegen unter aaderem von zwei lokalen Firmen und dem
Rheinisch Bergischen Kreis“.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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