Don Quichotte im Opel Tigra
Windmühle war ein Streifenwagen

Foto: Volker Düster

Leverkusen - Ausgerechnet eine zivile Streife der Polizei hat ein Raser in
Leverkusen zu einem Straßenrennen aufgefordert: 

Leverkusen (ots). Wie gerne erinnert man sich an Cervantes`
Romanhelden Don Quichotte von La Mancha, den unterbelichteten "Ritter
von der traurigen Gestalt". Auf seinem klapprigen Gaul namens
Rosinante und mit eingelegter Lanze auf Windmühlen losgehend, die er
halluzinierend für verzauberte Riesen hielt. Auch aus seinem
vermeintlich heroischen Angriff auf eine Hammelherde, die der verarmte
Adlige für eine feindliche Armee hielt, ging er dann arg lädiert
hervor.

   Diesem literarischen Meilenstein nicht ganz unähnliche Bilder
hatte in der Nacht auf Mittwoch (5. September) eine zivile
Streifenwagenbesatzung in Leverkusen vor Augen. Was der Fahrer (25)
eines Opel Tigra gleichzeitig an der Kreuzung
Herbert-Wehner-Straße/Oulustraße seinerseits vor Augen hatte, lässt
sich ohne weiteres erraten.

   Aus Richtung Karl-Carstens-Ring kommend, hatte der Leverkusener
das Sportcoupé angesichts der roten Ampel auf der rechten von zwei
Linksabbiegespuren angehalten. Als er linkerhand ein ebenfalls
wartendes junges Pärchen in einem Sportwagen bemerkte, erwachte in
dem tatsächlich leicht Benebelten der "Held von La Mancha". Immer
wieder betätigte er nun den Gashebel und ließ den Motor des
schwarzen Flitzers laut aufröhren. Den Blickkontakt zu den ihm
Unbekannten suchend, rollte der Tigra-Fahrer ein Stück vor, bremste,
rollte vor... Und beim Phasenwechsel auf Grün nach links in die
Oulustraße abbiegend, gab er "Rosinante" die Sporen. In
augenscheinlicher Erwartung eines Rennens ließ sich der "alte
Klepper" angesichts einer vorgeschriebenen Höchstgeschwindigkeit von
60km/h auf satte 130 Sachen beschleunigen. "Im gestreckten Galopp" und
ohne den Blinker zu setzen wechselte der 25-Jährige mehrfach den
Fahrstreifen. Den Kreisverkehr Oulustraße/Steinbücheler Straße
durchfuhr er kurzerhand entgegen der Fahrtrichtung, "souverän" über
die Mittelinsel. Nur zufällig kam es im Verlauf der Raserei nicht zu
einer Fremdgefährdung. Am Theodor-Heuss-Ring stoppten dann seine
vermeintlichen Renngegner den Mann.

   Ja, und wie beim besagten, gutmütigen Rittersmann kam es dann
knüppeldick für den Ertappten. Gut, eine gültige Fahrerlaubnis
musste und konnte er den Polizisten zwar nicht vorweisen: Sein
Führerschein ist ihm bereits entzogen worden - in einem
Verkehrsstrafverfahren wegen überhöhter Geschwindigkeit. "Ein Rennen
wollte ich überhaupt nicht fahren. Ich wollte nur verhindern, dass
der Motor ausgeht", behauptete der bereits mit Verkehrs- und
Drogenverstößen mehrfach in Erscheinung Getretene. Nein, einen
derart kleinlauten Rückzieher hätte sich der aufrechte Don Quichotte
definitiv niemals geleistet. 

   Den auf seinen Vater zugelassenen Tigra beließen die Polizisten
verschlossen vor Ort. Und untersagten dem Raser wiederum das Führen
erlaubnispflichtiger Kraftfahrzeuge. Wegen des Überlassens seines
Autos muss auch der Halter sich in einem Strafverfahren verantworten.

 Man sagt, es gäbe Don Quichottes, die Wind säen, um mit Mühlen
kämpfen zu können. Das Ende dürfte immer - und ganz unabhängig vom
Ergebnis eines Rennens - ernüchternd ausfallen. Siehe oben. (cg)

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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