Lehrer Hartmann und seine Schafe
Anekdoten beim Klassentreffen der Volksschule Manfort
Schlebusch - Es ist das 65-jährige Jubiläum, das die Abschlussklasse der
Katholischen Volksschule Manfort feiert. In gemütlicher Runde sitzen
14 Herren in der Gaststätte Kreuzbroich beisammen und freuen sich,
dass immer noch so viele zu den regelmäßigen Treffen kommen.
Zwei ehemalige Schulkollegen, die weiter entfernt wohnen, sind dieses
Mal nicht gekommen. Ansonsten freut man sich trotz des stattlichen
Alters rund alle zwei, drei Jahre bei Kölsch und lecker Essen
zusammensitzen zu können. „Früher haben wir uns nicht ganz so
regelmäßig getroffen. Aber in unserem Alter muss man alles machen,
was noch geht“, sieht Günter Zimmermann das Klassentreffen
pragmatisch, lacht dabei und kramt einen Zeitungsausschnitt von vor
fünf Jahren hervor. „Zu unserem 60-Jährigen waren wir auch schon
in der Presse.“
Ist ja auch was Besonderes, wenn man nach so langer Zeit noch Kontakt
zur ehemaligen Klassekameraden hat. Liegt vielleicht auch daran, dass
die Anwesenden allesamt ihrer Heimatstadt und der Region verbunden
geblieben sind. Eingeschult gleich nach dem Zweiten Weltkrieg lernten
die Jungen der Katholischen Volksschule Manfort, damals an der
Scharnhorststraße, ein Leverkusen kennen, wie es heute kaum noch
vorstellbar ist. Der Klinsch mit den Jungs der benachbarten
evangelischen Schule bestimmte einen großen Teil der Schulzeit.
Lausbubenstreiche entlang der Güterbahnstrecke und an der Dhünn
waren Alltag.
Ein echtes Unikat dabei ihr Lehrer Paul Hartmann. Der investierte mehr
Energie in seine Schafsherde, als in die Klasse. „Immer, wenn eine
Ladung Böcke am Güterbahnhof Morsbroich ankam, hatten wir
schulfrei“, freut sich Manfred Kißler heute noch. Auch auf
Klassenfahrt ins Bergische ging es mit Lehrer Hartmann, gewiss keine
Selbstverständlichkeit zu der Zeit. „Trotzdem hat er uns viel
gelehrt. Vor allem Dinge für das Leben.“
So ist aus den Anwesenden trotz Schafszucht und Klassengrößen mit
bis zu 50 Schülern was geworden. Vielleicht auch, weil die
Bedingungen damals andere waren. Nach dem Krieg wurden händeringend
Arbeitskräfte gesucht. So veranstaltete damals schon die in Manfort
ansässige Firma Wuppermann eine Art Jobbörse, indem sie die Schüler
einlud, sich die Arbeitsgänge der Stahlverarbeitung anzuschauen, wie
Manfred Kißler sich erinnert. Auch Manfort selber hatte Einiges zu
bieten.
Immerhin war durch den Bahnhof, zahlreiche ansässige Unternehmen und
Geschäften sowie ein reges Gemeindeleben immer was los. Kein Wunder,
dass die Schüler der Abschlussklasse der Katholischen Volksschule
Manfort von 1953 noch heute stolz darauf sind im Fuß- und Schlagball
ganz oben in der Stadtmeisterschaft mitgespielt zu haben.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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