Tunnel oder Mega-Stelze
Ausbau A1: Nötiger Konsens endete in einer Zankerei

Wo jetzt die Stelze steht, könnte in Zukunft eine Grünfläche zum Erholen einladen oder ein doppelt so breites Autobahnmonstrum dominieren.  | Foto: Britta Meyer
  • Wo jetzt die Stelze steht, könnte in Zukunft eine Grünfläche zum Erholen einladen oder ein doppelt so breites Autobahnmonstrum dominieren.
  • Foto: Britta Meyer
  • hochgeladen von RAG - Redaktion

Leverkusen - Auf den ersten Blick schien eine plausible Strategie für das
weitere Vorgehen in den Verhandlungen mit dem Bund für einen Tunnel
ab Wasserturm Richtung Autobahnkreuz in greifbarer Nähe. Letzte Woche
besuchten die SPD-Landespolitiker Dieter Hilser, Vorsitzender des
Ausschuss für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr, und
Andreas Becker, Verkehrspolitischer Sprecher, auf Einladung des
Oberbürgermeisters Uwe Richrath die Stadt.

Nachdem die neuralgischen Orte wie Rheinbrücke und Küppersteger
Stelze besichtigt waren, trafen sie sich mit Vertretern der
Ratsfraktionen im Sitzungssaal, um im Rahmen eines „Fachgesprächs"
über das weitere Vorgehen zur Durchsetzung einer für alle
vertretbaren Lösung im Autobahnausbau zu diskutieren. „Das
grundsätzliche Problem ist, dass das Land erstmal keine Macht hat,
Art und Weise des Autobahnausbaus zu bestimmen", so Andreas Becker zum
Einstieg ins Thema. „Es ist Sache des Bundes, da dieser – egal
welche Variante – zahlen muss." Hier sei aber noch nicht das letzte
Wort gesprochen.

„Wir müssen vor allem das von der Stadt beauftragte Gutachten zum
Gefahrguttransport abwarten, bevor die Variante „kurzer Tunnel"
politisch weiter verfolgt werden kann", ergänzte Uwe Richrath. „Es
geht darum; die Werbetrommel bei allen Faktionen auf Bundesebene zu
rühren", erklärte Dieter Hilsen auf Nachfrage der
Landtagsabgeordneten Eva Lux das Prozedere. „Diese sind mit der Lage
vor Ort nicht vertraut und entscheiden nach dem Papier. Mit ordentlich
Rückendeckung aus den Parteien wurde im Wahlkreis von
Verkehrsminister Dobrint schließlich auch eine Tunnellösung
möglich."

Eine einheitliche Position der Leverkusener Stadtverwaltung sei daher
dringend anzuraten, um möglichst viele Stimmen im Verkehrsausschuss
des Bundes zu erhalten. War man sich von Seiten der SPD, CDU und FDP
einig, hier den Konsens zu finden und auf Landesebene für die von der
Stadtspitze präferierte „Tunnel statt Stelze"-Lösung mit
zwölfspuriger Rheinbrücke als kleinstes Übel zu werben, schossen
Klaus Wolf von den Grüne und Erhard Schoofs von der Bürgerliste
dagegen. Beide lenkten zwar gezwungener Maßen vor dem oben genannten
Hintergrund in eine Brückenlösung über den Rhein ein, konnten sich
jedoch mit der geplanten Brückengröße und dem Bauvorgehen nicht
arrangieren.

Beide werteten die vorgeschlagene Lösung als unzumutbar für die
Bevölkerung. „Zu forderndes Minimum ist, dass zum Baubeginn der
Brücke klar ist, dass ein Tunnel kommt, damit die Bevölkerung weiß
woran sie ist", forderte letztlich Wolf. „Unmöglich", so die
Gegenseite. Schließlich soll der Baubeginn der Brücke schon 2017
sein. „Die Region kann es sich nicht erlauben eine Rheinquerung zu
verlieren", so OB Richrath und spricht damit auch im Interesse von CDU
und FDP, die die wirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit Leverkusens
andernfalls extrem gefährdet sehen.

Bevor es zu einem möglichen Tunnel käme, wäre zudem der
Bauabschnitt 3, sprich das Leverkusener Kreuz, an der Reihe. Ein
Ansatz, den Uwe Bartel von der FDP sehr begrüßt, bei Erhard Schoofs
jedoch nur auf Spott stieß. „Sie glauben doch nicht allen Ernstes,
dass wenn einmal die Basis für eine Stelze gelegt wäre, was dieses
Bauvorgehen automatisch mit sich bringen würde, diese für einen
späteren Tunnel zurück gebaut würde", schoss Schoofs gegen die
Baudezernentin Andrea Deppe und provozierte damit einen lautstarken
Streit mit Peter Ippolito, Fraktionsvorsitzender der SPD. Schoofs
jedenfalls hatte tags zuvor mit dem „Netzwerk gegen Lärm" Klage
gegen den Autobahnausbau eingereicht. Zumindest in die Wertung sollten
alle möglichen Varianten für den Ausbau eines der wichtigsten
Verkehrsknotenpunkte Europas kommen, so seine Forderung. Dieses sei
bisher nicht geschehen.

- Britta Meyer

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

28 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.