Es ist still im Museum
Ausstellung im Schloss Morsbroich

Der belgische Künstler Hans Op de Beeck hat seine Werke und die Räume des Museums für die Ausstellung „The Silent Castle" eigens aufeinander abgestimmt, so Dr. Fritz Emslander, verantwortlich für die Schau.  | Foto: Britta Meyer
  • Der belgische Künstler Hans Op de Beeck hat seine Werke und die Räume des Museums für die Ausstellung „The Silent Castle" eigens aufeinander abgestimmt, so Dr. Fritz Emslander, verantwortlich für die Schau.
  • Foto: Britta Meyer
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Leverkusen - Grau ist der Teppich, grau das dreidimensionale Stillleben eines
Interieurs mit Sofa, Fensterfront, Stehlampe und zahlreichen
Accessoires und Gebrauchsgegenständen. Der ein oder andere mag sich
an die versteinerten Relikte Pompejis nach dem Ausbruch des Vesuvs
erinnert fühlen. Verlassen, aber so, als hätte eine Sekunde zuvor
noch das pralle Leben pulsiert, wirkt die Szenerie, die der belgische
Künstler Hans Op de Beeck im Museum Morsbroich zeigt.

Die Vergänglichkeit als begleitendes Moment: Kronkorken,
Zigarettenkippen, Pappbecher, Pizzakartons, sie alle fluten das Bild.
Daneben Symbole des klassischen Stilllebens: Totenköpfe, Kerzen,
Tiere, Weintrauben, eng in der Anlehnung mit traditionellen Vorbilder
niederländischer Malerei des 17. Jahrhunderts. Kein Wunder gehört
der Maler Jan Vermeer zu den Vorbildern des 1969 geborenen Op de
Beeck. Die aktuelle Ausstellung „The Silent Castle" – das stille
Schloss – im Museum Morsbroich ist ein Kunstgenuss der besonderen
Art, spielt doch die Aura des historischen Bauwerks eine bedeutende
Rolle in der Gesamtwahrnehmung der gezeigten Stücke.

Eigens an die Räume des barocken Baus angepasst wurden Ensembles
geschaffen, die scheinbar untrennbar mit ihnen verbunden sind. So
empfängt im Obergeschoss ein Rosenteich den Besucher, der aussieht
als sei er allein für das Leverkusener Jagdschloss gemacht worden.
Inmitten des schwarzen Wasserspiegels gleiten glasgefertigte Seerosen,
der weite Blick durch die hohen Fenster in den Park erinnert an einen
Wintergarten. Eine Vorstellung, die den von Diergardts, den ehemaligen
Besitzern des Schloss Morsbroich, Mitte des 19. Jahrhundert sicherlich
gefallen hätte. Die durch den Teppich gedämpften Schritte und das
bis ins Detail komponierte Lichtspiel lassen den Besucher wie durch
eine verlassene Welt wandeln. Ein stilles Piano, alltägliche
Utensilien auf dem Flügel zeugen davon, dass hier erst kürzlich
jemand gespielt hat. Lebensgroße Skulpturen von Kindern, in ihrer
Tätigkeit versunken, die Außenwelt wird ausgeblendet, ebenso die
Plastik einer Frau beim entspannten Genießen ihrer Ruhe – eins mit
der eigenen Existenz. „The Silent Castle" zeigt zahlreiche Momente
des Lebens, die uns allen bekannt sind und in Hans Op de Beecks
Arrangements fast einen voyeuristischen Blick ins Private
ermöglichen.

Daneben filmische Arbeiten des Künstlers: Akribisch inszeniert
entstehen vor den Augen des Betrachters Welten und werden wieder
zerstört. So türmt sich Zuckerwürfel um Zuckerwürfel in eine
gigantische Miniaturmetropole auf, die durch kochend heißen Kaffee
zum Schmelzen gebracht wird. Vergänglichkeit, Menschliches,
Alltägliches – umgeben von einer eindringlichen Stille und doch vom
prallen Leben geprägt, das erwartet die Besucher im Museum Morsbroich
noch bis zum 30. April.

Infos

  • Museum Morsbroich: The Silent Castle – Hans
  • Op de Beeck[/*]

  • Öffnungszeiten: Dienstags bis mittwochs 11 bis 17
  • Uhr, donnerstags 11 bis 21 Uhr, freitags bis sonntags 11 bis 17
    Uhr[/*]

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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