Schwungvolle Spielzeiteröffnung
Bayer Kultur feierte das Berlin der 1920er Jahre
Leverkusen - Politisch hochmotiviert, künstlerisch überbordend kreativ mit
einer ins Schrille abgleitenden Lebensfreude, das waren die 1920er
Jahre in Berlin. Wer sich heute mit den frühen Jahren des vorherigen
Jahrhunderts eingehender beschäftigt, wird zahlreiche Parallelen zum
Jetzt entdecken.
So wie die Verantwortlichen von Bayer Kultur, die in der kommenden
Spielzeit einen Schwerpunkt in der Kultur der 1920er und 1930erJahre
gesetzt haben. Was liegt also näher, als die traditionelle
Eröffnungsparty unter dem Motto „Roter Salon“ zu feiern? Casino
mobilé, Swing, Schuhputzer und Fotostation im Foyer,
szenisch-musikalisches Kunst-Stück von Erich Kästner und eine
Ausstellung mit avantgardistischer Kunst deutscher Exil-Künstler –
das Erholungshaus schimmerte Rot. So begrüßte Bayer Kultur-Chef
Thomas Helfrich seine 800 Gäste im feuerroten Sakko und eröffnete
samt seiner Mitarbeiter mit einer peppigen Stepptanzeinlage. „Die
perfekte Gelegenheit, um mal das gesamte Team vorzustellen“, lachte
er und schien an der Vorführung deutlich Spaß zu haben. Lediglich
zweimal war die Einlage geprobt worden, offenbar so gut, dass manch
ein Gast glaubte, es handle sich um Profis.
Zahlreiche Gäste hatten sich das „rote“ Thema zu Herzen genommen
und erschienen ebenfalls in passender Kleidung. Manche waren sogar
gesamtrot gewandet, andere bevorzugten Schwarz mit einem roten Detail.
Entspannt nutzen sie dabei die Gelegenheit, im großen Saal zu
abwechslungsreicher Tanzmusik das Bein zu schwingen oder im Biergarten
bei Currywurst, Bier und Wein der handgemachten Musik der
„Speedos“ zu lauschen.
Im ersten Stock hieß es dann „rien ne va plus“ an den stilechten
Casinotischen, die den gesamten Abend gut besucht waren. Auch für das
Erich Kästner-Stück brauchten Interessierte einen langen Atem. Die
Veranstaltung im Studio war so begehrt, dass es nötig war, sich einen
Platz schon lange vor Beginn der Vorstellung zu ergattern. Problemlos
anzuschauen war hingegen die Ausstellung „Memoria“ mit Werken
Deutscher Künstler im Exil 1933-1945.
Trotz der überschwänglichen Party des „Roten Salons“ hinterließ
der Abend auch eine nachdenkliche Note. Immerhin folgten den wilden
1920ern die nationalsozialistischen 1930er und 1940er Jahre, die dem
überbordenden Treiben ein jähes Ende setzten. So spannte die
gelungene Eröffnungsfeier im Erholungshaus einen Bogen, der von
Aufbruchstimmung und Weltoffenheit bis hin zum Niedergang einer
Gesellschaft geprägt war.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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