Feinstaub macht krank
Belastung wird jetzt stadtweit gemessen
Leverkusen - Was ist für die bevorstehende Grillsaison zu beachten? „Grills mit
Haube verringern die Belastung. Nicht direkt am Grill stehen. Und für
gute Abluft sorgen“, rät der Rheindorfer Lungenfacharzt und
Allergologe Norbert Mülleneisen. Es geht um Schutz vor Feinstaub.
Denn nicht nur Abgase, Reifenabrieb, Industrieanlagen und Kerzen sowie
Räucherstäbchen enthalten Feinstaub, sondern auch Grillkohle.
Mülleneisen unterstützt die Dachorganisation „Lev muss leben“
bei einer Kampagne. Und das aus gutem Grund. Denn Feinstaub verursacht
zahlreiche Lungenkrankheiten. „Je kleiner die Partikel sind“,
weiß Mülleisen aus seiner täglichen Praxiserfahrung, „desto
gefährlicher sind sie. Sie gelangen in die Lunge und bleiben dort
liegen.“ Selbst die Lunge eines Großstädters, der nie geraucht
habe, sei grau. „Ich habe dreimal so viele Patienten in meiner
Praxis, als Kollegen in benachbarten Städten“, fasst der Mediziner
zusammen und ergänzt: „Die Leute sterben an dieser Erkrankung. Das
kann nicht so weitergehen“, empört er sich und führt das vor allem
auf Belastungen durch Autobahnen und das Autobahnkreuz in der Stadt
zurück.
„Die Gefahren von Feinstaub sind lange bekannt“, sagt auch Peter
Schmidt, bei der Bürgerbewegung zuständig für die IT-Beratung. Zwar
habe das Landesamt für Umweltschutz zwei Messstationen für Feinstaub
und Stickoxyde an der Gustav-Heinemann- und Manforter Straße in Höhe
des Friedhofes aufgestellt. Aber das sei zu wenig. Die Daten seien
weder vollständig noch flächendeckend, somit nicht aussagekräftig.
„Wir müssen unabhängige Daten haben“, fordert Mülleneisen. Aus
diesem Grund hat sich die Initiative die „Open Knowledge
Foundation“ (deutsch: Stiftung für offenes Wissen) als Vorbild
genommen, die weltweit Kontrollstationen betreibt und sich für mehr
Transparenz von behördlichen Daten einsetzt. Analog dazu sollen auch
in Leverkusen weitere Messdaten erhoben werden, mit denen man
argumentieren kann. „Zum Beispiel bei Gericht, wenn es darum geht,
wieviel Schaden der Kfz-Verkehr in der Stadt anrichtet“, so
Mülleneisen.
Schmidt hat dazu konkrete Vorstellungen: „Wir brauchen etwa 30 bis
40 sinnvolle Messstationen übers ganze Stadtgebiet verteilt.“ Die
Geräte aus China seien zwar nicht geeicht. „Aber die Erfahrungen
zeigen, dass sie trotz der relativ günstigen Anschaffungskosten sehr
genaue Werte liefern und nur geringe Abweichungen zu professionellen
Messgeräten auftreten“, erklärt Schmidt. „Eine Steigerung der
Genauigkeit wird über die Anzahl der Sensoren erzielt.“
Nun sei man auf die Unterstützung durch Paten angewiesen, da die
Organisation die Anschaffungskosten von rund 30 Euro pro Sensor
alleine nicht stemmen könne. Der Bau sei ganz einfach; sagt Schmidt.
Herzstück ist ein Feinstaubsensor. Die Luft wird angesaugt,
Feinstaubpartikel brechen am Laserlicht, so dass die Menge der
Partikel gemessen wird. Ein zusätzlicher Sensor erfasst
meteorologische Daten wie Temperatur, Feuchtigkeit und Luftdruck. Zum
Schutz vor Regen ist das Ganze in einem simplen Abflussrohr
untergebracht. Sämtliche Informationen werden regelmäßig
(anonymisiert) per Internet übermittelt und für jeden transparent
und zugänglich sein. Bei einem Workshop am 8. Juli können die
Messgeräte gebaut werden. Anmeldung und weitere Infos
unter www.LEVmussleben.eu
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.