Sprechende Wände im Museum Morsbroich
Burhan Doğançay zeigt das wahre Leben

Kurator Fritz Emslander hat mit Burhan Doğançay Werke eines Künstlers ins Museum geholt, dessen Blick auf die Gesellschaft auch heute noch aktuell ist. | Foto: Britta Meyer
  • Kurator Fritz Emslander hat mit Burhan Doğançay Werke eines Künstlers ins Museum geholt, dessen Blick auf die Gesellschaft auch heute noch aktuell ist.
  • Foto: Britta Meyer
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Leverkusen - Es sind drei Schenkungen, die die Stadt Leverkusen in den
vergangenen drei Jahren für ihre Sammlung erhalten hat, die den
Anlass zur sehenswerten Ausstellung „Zeichen an der Wand“ gaben.

Bis zum 26. August werden diese sowie zahlreiche Leihgaben der
Albertina Wien und einige kleinere Werke des türkisch-amerikanischen
Künstlers Burhan Doğançay in der Grafiketage von Schloss Morsbroich
zu sehen sein.

Mit der Ausstellung ist Kurator Fritz Emslander samt Team ein Coup
gelungen, Kunstwerke in das Schloss zu holen, die sich eng in die
Tradition der Sammlung einfügen. Burhan Doğançay, von Haus aus
Wirtschaftswissenschaftler, arbeitete bis zu seinem Tode 2013
autodidaktisch. Sein Thema waren die „Urban Walls“, Plakat- und
Graffitiwände im öffentlichen Raum, die er fotografierte und als
Vorlage für seine Werke nutzte.

In mehr als 100 Ländern war er dafür unterwegs. Machte Bilder,
sammelte Eindrücke, veränderte und hinterfragte. Die Fassaden und
Wände waren für ihn Ausdruck einer Gesellschaft. Themen vergingen,
wurden überklebt, kamen unter Plakatschichten wieder zum Vorschein,
teils verfremdet durch Übermalungen oder schlicht durch Verfall. Eine
Wand konnte für den Weltenbummler Doğançay ganze Geschichten
erzählen.

Wie das Werk „Mixed Sign in Israel“ aus dem Jahr 1975, das nun im
Besitz des Museums Morsbroich ist. Es ist eine Auseinandersetzung mit
dem Jom-Kippur-Krieg, umgesetzt in einer mehrschichtigen Komposition
aus hebräischen Schriftzeichen, dem Symbol des Pazifismus, Filmstars
und alltäglichen Themen, gemeinsam aufgebracht auf etwas mehr als
einen Quadratmeter.

Ebenfalls im Besitz der Stadt Leverkusen ist das Werk „Miro
Colors“ von 1972, eine Beschäftigung Doğançay’s mit der
Kunstgeschichte. Er, der sich nie einer Richtung anschließen wollte,
lieber für sich blieb, griff die Idee des Bildes mit den Grundfarben
plus Schwarz auf und verwendete diese in seiner eigenen Formsprache.

Dabei stand er dem Leverkusener Fluxus-Künstlers Wolf Vorstell um
einiges näher als anderen Zeitgenossen. Doğançay hielt mit seinem
Blick auf die Welt der Gesellschaft einen Spiegel vor.

Dies machte er so vortrefflich, dass er 2004 das erste
zeitgenössische Museum der Türkei, das Doğançay-Museum im
Istanbuler Stadtteil Beyoğlu, eröffnete. Darüber hinaus sind seine
Arbeiten in zahlreichen Museen für moderne und zeitgenössische Kunst
weltweit zu betrachten. Darunter auch im Museum Morsbroich.

Informationen:

  • Zeichen an der Wand:[/*]
  • bis 26.
  • August[/*]

  • Öffnungszeiten: Donnerstag 11 bis 21 Uhr (außer
  • feiertags, dann nur bis 17 Uhr),[/*]

  • Dienstag, Mittwoch, Freitag bis
  • Sonntag 11 bis 17 Uhr[/*]

  • öffentliche Führung jeden Sonntag 15
  • Uhr[/*]

 

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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