Ritterschlag für Reuschenberger Mühle
Denkmal steht auf Liste herausragender Mühlen
Bürrig - Seit 1847 steht der markante Ziegelsteinbau mit den halbrunden
Sprossenfenstern und der eleganten Fassadengliederung am
Mühlengraben. Heute ist die Reuschenberger Mühle ein Wahrzeichen des
Stadtteils Bürrig, früher war die ehemalige Papiermühle ein nicht
unerheblicher Arbeitgeber für die Menschen an der unteren Wupper.
„Meine Eltern haben beide hier gearbeitet“, erinnert sich Peter
Odenthal, 2. Vorsitzender der Stadtgeschichtlichen Vereinigung
Leverkusen, beim Rundgang durch Haupt- und Nebengebäude.
Odenthal, der seit 70 Jahren einen Steinwurf von der Mühle entfernt
wohnt, ist mehr als nur ein Nachbar. Er ist das historische
Gedächtnis des bemerkenswerten Industriedenkmals, das nun in die
Liste der herausragenden Objekte des Rheinischen Mühlen Dokumentation
Zentrums (RMDZ) aufgenommen werden soll. Seit fünf Jahren, seit dem
der private Besitzer den öffentlichen Zugang erlaubt hat, führt
Peter Odenthal interessierte Gruppen und Schüler durch die Anlage.
Viele sind überrascht wie alt die Mühlenwirtschaft in Bürrig ist,
eine erste Anlage stand wohl schon vor dem 30-jährigen Krieg
(1618-48) in unmittelbarer Nachbarschaft. Danach gab es immer wieder
Um- und Neubauten sowie diverse Nutzungen des durch Wasserkraft
laufenden Antriebs.
Die 1882 erneuerten Turbinen ermöglichten schließlich den Einsatz
der Mühle für die Papierherstellung, so dass zeitweise J. M.
Neven-DuMont Teilhaber wurde. Am 1930 ging die Mühle an den Opladener
Firma Umbach, die die Turbinenkraft zur Stromerzeugung benötigte. Bis
1950 diente die Mühle als Feuerlöschfabrik, bevor sie 1982 an einen
privaten Eigentümer ging, der Kleingewerbe darin ansiedelte. Der neue
Besitzer ließ die Wasserkraftanlage dann behutsam modernisieren und
so dröhnt und wummert es in den historischen Turbinenhallen, die nun
einen wesentlichen Anteil an der Benennung zur herausragenden Mühle
haben.
Um dies in Augenschein zu nehmen, besuchte daher eine Delegation aus
Duisburg, wo das RMDZ seinen Sitz hat, die Anlage. Dr. Elisabeth
Zenses, Vorstandsmitglied des RMDZ, zeigte sich dabei vor allem von
dem guten Zustand und der Integration historischer Elemente
begeistert. Auch die behutsame Modernisierung in den Anbauten schien
den Besuchern gelungen. Besonders positiv aufgefallen sei dabei die
Nutzung der Mühle. Einerseits die immer noch wirtschaftliche Funktion
als Stromerzeuger durch Wasserkraft, andererseits als attraktiver Raum
für Künstler. Seit fünf Jahren bieten die Obergeschosse Raum für
Ateliers, die derzeit alle von Kreativen verschiedener bildender
Bereiche genutzt werden. Einige sind für die Öffentlichkeit im
Rahmen der Leverkusener Kunstnacht oder zu diversen
Einzelveranstaltungen geöffnet. Dann können auch die gusseisernen
Säulen zur Stabilisierung der Decke bewundert werden, die so in der
Region in diesem Zusammenhang einzigartig und bundesweit selten sind.
An der Nordseite des Hauptgebäudes entsteht derzeit ein neuer Bau,
der die ansässige Schlosserei beheimaten soll. Denn zukünftig werden
spätere Anbauten entfernt, um das denkmalgeschütze Haupthaus nebst
Nebenbauten, das heute modernisiert Platz für Büros bietet,
freizustellen. „Fragt man mich nach meinem größten Wunsch für die
Reuschenberger Mühle“, so Peter Odenthal, „würde ich hier ein
Mühlenmuseum mit kleinem gastronomischen Angebot sehen“. Stoff
genug hätte er bestimmt, denn nicht nur sein Gedächtnis, auch das
Stadtarchiv ist mit Dokumenten zur Reuschenberger Mühle gut
bestückt.
Informationen
Führungen: Peter Odenthal unter Tel. 0214/63894,
evan1@t-online.de
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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