Verkehr
Die Feinstaubkonzentration in der Stadt ist alarmierend
Leverkusen - Das Thema Autobahnausbau in Leverkusen hat eine neue Dimension
erreicht. Seit der Lungenarzt und Allergologe Norbert Mülleneisen,
der im August eine Anzeige gegen VW wegen des Dieselskandals auf den
Weg gebracht hat, im Forum vor Publikum zum Thema Feinstaubemission
referierte, wird das Thema „Tunnel statt Stelze" um den Aspekt
Gesundheitsgefährdung erweitert.
In seinem rund einstündigen Vortrag erklärte Mülleneisen, dass
neben städtebaulichen Aspekten und gravierenden Veränderungen für
die Bewohner der vom Ausbau betroffenen Stadtteile auch die
Auswirkungen auf die Gesundheit berücksichtigt werden müssen.
„Wir als Netzwerk Leverkusener Ärzte konnten eine deutlich höhere
Fallzahl an COPD-Diagnosen (Chronisch obstruktiver Lungenerkrankungen)
im Vergleich zu anderen Gemeinden in der Region Nordrhein
feststellen", so Mülleneisen. „Eine Tatsache, die so im Ministerium
nicht bekannt war", wie Mülleneisen erstaunt feststellen musste.
Er hatte sich erst kürzlich mit einigen Ministerialbeamten getroffen,
um über die Problematik zu diskutieren. Grund dieser hohen
Konzentration an feinsten Staubpartikeln sei in hohem Maße der
Straßenverkehr. Vor allem die benachbarten Gebiete entlang der
Hauptstraßen und Autobahnen seien betroffen. „Wer heute entlang der
beliebten Strecken entlang der Dhünn am Stadion Sport treiben
möchte, sollte sich eine verkehrsruhige Zeit suchen," so
Mülleneisen. Während der Hauptverkehrszeiten sei die Luft einfach zu
belastet.
Für die Zuhörer im zur Hälfte gefüllten Agam-Saal des Forums und
die anwesenden politischen Vertreter, darunter
CDU-Bundestagsabgeordneter Helmut Nowak, war die Thematik nicht
wirklich neu. Jedoch wurde erst aufgrund der dargestellten Fakten die
Dimension der gesundheitlichen Gefährdung durch den Verkehr deutlich.
Diese brachten die Befürworter des „langen Tunnels", der von Köln
Mechernich bis zum Leverkusener Kreuz führt, auf den Plan. „Der
lange Tunnel war von Beginn an keine Option", versuchte Helmut Nowak
jegliche Hoffnung auf Realisierung im Keim zu ersticken.
„Sowohl in Gesprächen mit Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt
als auch mit NRW-Verkehrsminister Michael Groschek wurde diese Lösung
nie ernsthaft in Betracht gezogen." Zu teuer und zu schwierig
realisierbar sei ein solches Projekt. Ein Unding für zahlreiche
Anwesenden, die Beispielprojekte im In- und Ausland nannten. Zumal das
Leverkusener Autobahnkreuz keine kommunale Angelegenheit sein dürfte.
Vielmehr geht es hier um eine der Hauptverkehrsadern in Europa.
Umso mehr verwundert es, dass das Thema nicht mehr Protest in der
Bevölkerung verursacht. Denn es geht hier nicht mehr nur um ein paar
Anwohner, die mit einer neuen Verkehrsbelastung zurechtkommen
müssten. Da mit dem bisherigen Protest noch nicht allzu viel bewirkt
werden konnte, riet Nobert Mülleneisen zum subversiven Protest auf.
„Suchen Sie eine seltene Krötenart oder was auch immer, wenn der
Tunnel angeblich zu teuer ist", so der Lungenarzt. „In
Baden-Württemberg gab es eine Bauverzögerung entlang der
Bahnstrecke, weil eine Eidechsenart für 8.600 Euro je Echse – das
waren zusammen 86 Millionen Euro – umgesiedelt werden musste. Die
Mehrkosten für den Tunnel in Leverkusen liegen bei 260 Millionen
Euro. Das macht pro Kopf etwa 1.625 Euro. Ich denke, wir sind mehr
wert als eine Eidechse."
- Britta Meyer
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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