Museum Morsbroich
Drama Queens: Leverkusens Kunstschätze präsentieren sich in Bestform

Kuratorin Stefanie Kreuzer in der „Kapelle" mit dem Kopf Johannes des Täufers von Alexej von Jawlenskys. Davor eine Gebetsbank, als wolle sie sagen, wenn diese großartige Sammlung nicht genug Grund ist das Museum zu erhalten, hilft nur noch Beten.  | Foto: Britta Meyer
  • Kuratorin Stefanie Kreuzer in der „Kapelle" mit dem Kopf Johannes des Täufers von Alexej von Jawlenskys. Davor eine Gebetsbank, als wolle sie sagen, wenn diese großartige Sammlung nicht genug Grund ist das Museum zu erhalten, hilft nur noch Beten.
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Leverkusen - Extrovertiert und teilweise schrill präsentieren sich derzeit
ausgesuchte Werke der Sammlung Museum Morsbroich im Schloss. So kommt
der Besuch von „Drama Queens" fast einem Erlebnisparcours gleich,
der die Werke namhafter Künstler in neuer Inszenierung zeigen.

Erstaunt mag da der ein oder andere Leverkusener ausrufen: „Die
gehören alle uns!", wenn beim Gang durch die Räume des
Barockschlosses Andy Warhol, Josef Beuys, Henry Matisse, Pablo Picasso
und natürlich Gerhard Richter dem Betrachter begegnen. Zwar wurden in
den letzten Jahren immer wieder Ausstellungen mit dem reichen
Kunstschatz der Stadt bestückt. Die aktuelle Ausstellung schreit
jedoch förmlich nach Aufmerksamkeit, gemäß dem Motto „Wir
gehören hier hin".

Auch wenn Museumsdirektor Markus Heinzelmann wiederholt beteuerte,
dass das Konzept von „Drama Queens" schon vor der
Schließungsdebatte um das Museum stand. Wie dem auch sei, mit
„Drama Queens" ist ein Coup gelungen, der einfach Spaß macht. Auch
jenen, die mit der akademischen Sicht auf Kunst nicht viel anfangen
können.

Und so tritt der Besucher zu Beginn der Ausstellung in einen Raum, der
mit Palme und Rundbank im Zentrum sowie Ausblick in den Park eher an
einen Gartenpavillon erinnert. Die Wände sind voll gehängt mit
Kunstwerken. Bunt, scheinbar wahllos zusammengestellt in der
sogenannten Petersburger Hängung arrangiert, als wollte man zeigen,
was im Depot alles liegt.

Im Nebenraum hingegen sind die frei stehenden Stücke durch Tücher
verhängt, nur von einer Skulptur ist der Stoff verrutscht. Ebenfalls
im Erdgeschoss, nachdem das Grafische Kabinett mit Stücken, die durch
konzentrische Wandzeichnungen der Künstlerin Heike Weber in Szene
gesetzt worden sind, passiert wurde, schreit den Besucher der Gerhard
Richter-Tiger schier an. Doch der Abglanz des Originals im Spiegel ist
der erste Eindruck. Der Tiger selber hängt an der Wand gegenüber –
ein raffiniertes hinter das Lichtführen des Betrachters, das Richter
gemeinsam mit den Ausstellungsmachern Markus Heinzelmann, Stefanie
Kreuzer und Fritz Emslander ausgeheckt hat.

Im Obergeschoss schließlich ein rustikale Picknickecke auf
Kunstrasen. Auf der einen Seite die Sicht in den Park, auf der anderen
eine Fototapete mit dem Park und der Vision des darin befindlichen
2010 geplanten Erweiterungsbaus der Architekten Kuehn Malvezzi, der
eine verpasste Möglichkeit vor Augen führt. Der Parcours führt den
Betrachter durch eine Bibliothek in ein Durchgangszimmer mit einem
„Daybed" von Mies van der Rohe. Dieses lädt ein, bequem gebettet
dem Gedanken nach zu gehen, was David Reed mit seiner Deutung von
„Schlafzimmerbild" meint. Fluxus erleben, heißt im Wolf
Vostell-Raum ein Kunst-Happening in seinem Sinne zu verrichten, indem
sich jeder nach Belieben an der Plakatwand austoben kann.

Ebenfalls im Obergeschoss laden vier komplett verdunkelte Räume zu
einem ganz besonderen Kunsterlebnis. Mit Taschenlampen ausgestattet,
durchforsten Besucher die Dunkelheit, aus der wie Spots die von einer
phantastischen Bildwelt inspirierten Werke Bernhard Schultze
erscheinen. Ebenso der Film „Le pâte" (Der Teig) von Eric Lanz
erfährt in dieser vollkommenden Dunkelheit eine neue Intensität.
Wieder im Tageslicht durchschreitet der Besucher zum Schluss den
Kreuzgang mit Werken von Arnulf Rainer bis schließlich die
„Kapelle" mit Alexej von Jawlenskys „Johannes, der Täufer", davor
eine Gebetsbank, zum Niederknien einlädt.

- Britta Meyer

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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