Ein ungewohnter Anblick
Ehemalige Kirche wird Wohnprojekt
Leverkusen (UW). Für die Anwohner am Alten Grenzweg mag es ein ungewohnter Anblick sein. Von der ehemaligen Kirche St. Thomas Morus stehen nur noch die Grundmauern. Ein Blick durch den abgesperrten Eingang zeigt das frühere Gotteshaus ohne Dach und der Fußboden ist auch schon abgefräst. Die ersten grünen Setzlinge sprießen auf der Baustelle, wo es nur langsam voran geht. Einige Fenster des denkmalgeschützten Backsteinbaus sind abgedeckt und sollen auch erhalten bleiben. Barrierefreie Einzelzimmer mit dem Blick in den Innenhof sollen hier entstehen und für eine Wohngemeinschaft von 15 Obdachlosen Platz bieten. Die Pläne der Architekten Annette Bansi und Georg Kolbach sehen außerdem für das angrenzende ehemalige Pfarrheim eine Umgestaltung für einen Quartierstreff vor. Das Wohnprojekt wird von der Caritas betrieben. Norbert Hölzer, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstandes, sagt „aus einem Haus, in dem früher Gottesdienst gefeiert wurde, wird ein Haus für den Dienst am Nächsten“, quasi „Gotteshaus wird zum Haus Gottes“. Lange habe es gedauert von der ersten Idee 2017, berichtet Wolfgang Klein, Direktor der Caritas. Es werde ein ganz besonderes Projekt, versichert er. Einige Förderzusagen sind angekündigt für das Fünf-Millionen-Projekt.
Der Vorsitzende der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW, Marco Schmitz, übergab einen Förderbescheid über 476.000 Euro. Eine solch hohe Summe sei nicht so häufig bemerkte der Leverkusener Landtagsabgeordnete Rüdiger Scholz.
Auf die Frage, wann das Projekt fertig gestellt sein wird, konnte Klein keine Antwort geben. „Wir warten auf den Bescheid zur Wohnungsbauförderung von der Stadt. Bevor der nicht da ist, können wir nicht beginnen“. Bereits zugesagte Fördermittel, die zeitlich gebunden sind können erst mit dem offiziellen Baubeginn in Anspruch genommen werden. Beispielweise die Stiftung „Mensch“ hat für das Projekt 200.000 Euro zugesagt, die aber bis zum 24. Juni abgerufen werden müssen. Caritasdirektor Wolfgang Klein erwähnte, dass bei einer Veranstaltung der angrenzenden Nachbarn kaum Bedenken wegen der Nutzung geäußert wurden. Lediglich auf die Architektur der Kirche solle man aufpassen.
Leverkusens Dezernent Alexander Lünenbach zeigte sich begeistert von der Idee des Wohnorts für Obdachlose. „Davon brauchen wir mehr“.
Bei der Übergabe des Förderbescheides erklärte Marco Schmitz: „Angesichts des stetigen Anstiegs an wohnungslosen Menschen ist es geboten, geeignete Unterbringungsmöglichkeiten zu schaffen. Neben der individuellen Einzelfallhilfe erleichtern tagesgestaltende Angebote das soziale Miteinander. Dies wird auch durch die Nutzung des Gemeinschaftsraumes unterstützt. Zudem werden durch den Quartierstreff Begegnungsräume für alle Bürgerinnen und Bürger in Schlebusch geschaffen. Den Menschen werden hierdurch neue Möglichkeiten eröffnet, miteinander in Kontakt zu treten und sich nachhaltig zu vernetzen.“
Caritasdirektor Wolfgang Klein freut sich über die Bewilligung des Projektes durch die Stiftung Wohlfahrtspflege NRW. „In Leverkusen fehlt es an Angeboten für wohnungslose Menschen. Mit der Umnutzung des Kirchbaus St. Thomas Morus können wir für diesen, vom Leben auf der Straße gezeichneten Menschen, eine Heimat und die Aussicht auf ein würdiges Leben bieten. Durch die Schaffung eines Quartiertreffs im ehemaligen Pfarrsaal geben wir zudem den Gemeindemitgliedern sowie allen Bewohnern der Nachbarschaft ihren Raum der Begegnung zurück und schaffen Teilhabe am gesellschaftlichen und kulturellen Leben. Wir sind daher sehr dankbar, dass sich die Stiftung Wohlfahrtspflege NRW so großzügig an den Kosten beteiligt.“
Die sakralen Gegenstände von Thomas Morus wurden einer Gemeinde in Polen zur Verfügung gestellt. Die Kirchenglocken sind weiterhin in Schlebusch zu hören. Sie schlagen jetzt Im Turm von St. Andreas. Und in St. Franziskus in Steinbüchel hat die Orgel ein neues Zuhause gefunden.
Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:Ursula Willumat aus Leverkusen |
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