„Löschzwerge“ kommen ganz groß raus
Ehrenamtler können sich vor Anfragen kaum retten
Leverkusen-Rheindorf - Kleine Brandbekämpfer kommen künftig in Leverkusen ganz groß
raus. Seit die Abteilung „Löschzwerge“ der jüngsten und
kleinsten Feuerwehrleute beim Leverkusener Stadtfeuerwehrtag offiziell
gegründet wurde, können sich Gruppenleiter Sven Daum und Barbara
Wehr vor Anfragen kaum retten.
Aktuell besteht sogar schon Aufnahmestopp. Kinder sind grundsätzlich
von der Feuerwehr fasziniert. Kein Wunder, denn sie haben vermutlich
alle die Sendung „Feuerwehrmann Sam“ gesehen. Auch die kleine Maya
kennt alle Episoden, die seit Jahren im Fernsehen laufen. Bei kleinen
Unfällen ist „Sam“ stets als Retter in der Not zur Stelle.
„Wenn ich groß bin“, sagt die Kleine fasziniert, „will ich auch
Feuerwehrfrau werden“. Nach wie vor steht der Beruf bei der
Feuerwehr an vorderster Stelle.
Dass Kinder ab sechs Jahren in die Feuerwehr aufgenommen werden, ist
neu. Es ist erst möglich, nachdem ein neues Gesetz über Brandschutz,
Hilfeleistung und Katastrophenschutz (BHKG) erlassen wurde. Weil die
Jugendfeuerwehr erst für Kinder ab zehn Jahren erlaubt ist,
entsprechendes Interesse aber deutlich früher beginnt, gibt es in
Nordrhein-Westfalen seit Januar 2016 die Möglichkeit,
Kinderfeuerwehren einzurichten.
Das haben Sven und Barbara getan. Die „Löschzwerge“ und das
Gesamtkonzept sind in Leverkusen ebenso einmalig wie neu. Beide jungen
Leute agieren als ehrenamtliche Betreuer. Im Hauptberuf ist Sven (31)
selbständig, Barbara (29) ist Angehörige der Berufsfeuerwehr. Ehe
sie die Gruppe mit 20 Kindern ab sechs Jahren leiten durften, haben
sie sich lange und ausgiebig auf diese Aufgabe vorbereitet. Unter
anderem mussten sie 60 Stunden Ausbildung zum Jugendbetreuer
absolvieren. Der Einsatz hat sich gelohnt. Beide haben für die
Zukunft viele Pläne.
Alles erinnert stark an Kindergarten, als an einem der ersten
Gruppenabende auf der Wiese vor dem Feuerwehrgerätehaus des
Löschzugs Rheindorf ausgiebig gespielt wird. Die Eltern sind bei der
Gruppenstunde anfangs dabei. Als Simon traurig ist, geht Sven hin und
tröstet den Kleinen. Bei der anschließenden Spielrunde ist der Junge
schon wieder fröhlich. Erst recht, als er das Plüschtier im Arm
halten darf. Es gibt einen feuerroten Drachen und ein Pferd. Beide
tragen das gleiche dunkelblaue Shirt, wie die Kinder. „Löschzwerge
Feuerwehr Leverkusen“ ist darauf zu lesen. Demnächst gibt es noch
kleine Westen und einen Turnbeutel für die Getränke, die immer bei
den Gruppenstunden kostenfrei verteilt werden.
Die Logos und die Plüschtier-Namen „Flambini“ haben sich die
Betreuer überlegt. Auch die Idee mit den Maskottchen, die auf
Knopfdruck mit den Stimmen von Sven und Barbara sprechen, stammt von
ihnen. Überhaupt investieren Sven und Barbara viel Zeit und Mühe in
ihre Aufgabe. Vor dem Start der Gruppe haben sie ihre Schützlinge
sogar zu Hause besucht. „Wir wollten sehen, wie die Kinder leben“,
sagt Sven und ergänzt, das habe mit dem eigenen Anspruch zu tun.
„Wir wollen den Kindern nicht nur etwas bieten, sondern erwarten
auch etwas von ihnen.“ Mit den Eltern besteht ein enger Kontakt,
regelmäßig finden Elternabende statt.
Nach dem Spiel am Gruppenabend lernen die Kinder ihre eigene Adresse
kennen. Und sie üben, wie ein Notruf richtig abgesetzt wird. In
einigen Wochen, wenn wieder Ferien sind, wird obendrein gebastelt.
Besuche auf der Hauptfeuerwache mit Drehleiter-Fahren,
Hydranten-Rallye statt Schnitzeljagd sowie Umwelt- und
Verkehrserziehung sorgen für weitere Abwechslung. Für vier bis sechs
weitere Jahre werden die Kinder voraussichtlich zusammen bleiben. Wenn
sie mindestens zehn Jahre sind, können sie in die Jugendfeuerwehr
wechseln. Bis dahin wollen die Betreuer auf keinen Fall vorgreifen.
„Das wäre nicht gut“, sagt Sven, „denn dann würden sie sich
dort langweilen“. Bleibt das Interesse so groß, wie es jetzt ist,
könnten schon in wenigen Jahren goldene Zeiten auf die Freiwillige
Feuerwehr zukommen. Natürlich ist auch diese Tätigkeit
ausschließlich ehrenamtlich.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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