Noch sind nicht alle Arbeiten erledigt
Ein Jahr nach dem Hochwasser

Das Klinikum Leverkusen ein Jahr nach der Flut: Auf den ersten Blick ist kein Unterschied zu erkennen. Doch die vom Hochwasser verursachten Schäden waren enorm.  | Foto: Gabi Knops-Feiler
  • Das Klinikum Leverkusen ein Jahr nach der Flut: Auf den ersten Blick ist kein Unterschied zu erkennen. Doch die vom Hochwasser verursachten Schäden waren enorm.
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Leverkusen. Schäden in Höhe von rund 40 Millionen Euro waren beim Hochwasser im Juli 2021 am Klinikum Leverkusen entstanden. Ein Jahr nach der Naturkatastrophe sind immer noch nicht alle Störungen beseitigt und Arbeiten erledigt, wie sich bei einem Gespräch mit Andreas Schwinning, dem Leiter Betriebstechnik, und Anja Mitrenga-Theusinger, der Medizinischen Geschäftsführerin, herausstellte.

„Ich fühlte mich regelrecht hilflos, als ich zusehen musste, dass das Wasser immer höher stieg und nicht mehr aufzuhalten war“, beschrieb Andreas Schwinning seine Erinnerungen, als sich Dauerregen mit dem Hochwasser der Dhünn zu einer Jahrhundertflut vereinigten. Doch erst am nächsten Morgen zeigte sich das ganze Ausmaß der Zerstörung: das komplette zweite Untergeschoss mit einer Größe von rund 3500 Quadratmetern stand bis zur Kellerdecke unter Wasser. Im ersten Untergeschoss waren etwa 8500 Quadratmeter überflutet. Weder wesentliche elektrische Elemente der zentralen Stromversorgung noch EDV oder Telefone waren einsatzbereit. Schwinning: „Für die Technik waren die Wassermassen einfach zu viel.“ Deshalb blieb nur die Evakuierung des Krankenhauses – die erste überhaupt seit Eröffnung im Jahr 1956. Anja Mitrenga-Theusinger war zu dieser Zeit als Leitende Oberärztin der Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin im Einsatz und schilderte das Erlebte aus medizinischer Sicht. Bereits am Morgen musste das Krankenhaus mit 470 Patienten vollständig geräumt werden. Sie erinnere sich gut, sagte die Ärztin, dass die Feuerwehr dabei half, sämtliche bettlägerigen Patienten der Intensivstation und der Kinderintensivstation über zwei Etagen durch das Treppenhaus zu tragen. Denn sämtliche Aufzüge waren ausgefallen. „Wichtig war, unsere eigenen Ängste nicht auf die Patienten zu übertragen“, erklärte die Medizinische Geschäftsführerin. Insgesamt 60 umliegende Krankenhäuser, darunter beispielsweise die Unikliniken Köln und Düsseldorf, leisteten unbürokratische Hilfe. Ein Patient wurde mit dem Krankentransportwagen sogar zurück in seine Heimatstadt Offenburg gebracht.

Erst eine Woche später, am 21. Juli, war die Technik soweit wieder hergestellt, dass der Betrieb langsam hochfahren konnte, schilderte Schwinning. Weil einige Gebäude nach wie vor massiv beschädigt waren, wurden einzelne Bereiche fachübergreifend zusammengefasst. Zum Beispiel wurden Wöchnerinnen auf eine Normalstation verlegt. Das Provisorium endete erst, als im Dezember 2021 der Umzug in den zwei Jahre zuvor geplanten Neubau mit fünf modernen Kreißsälen und einem angeschlossenen Operationssaal für Kaiserschnitte folgte. Aktuell ist der ursprüngliche Zustand nicht vollständig wiederhergestellt. Vorerst müssen Kinder auf der Intensivstation für Erwachsene ausharren.

Die Verlegung der gesamten Haustechnik vom Keller aufs Dach war die wohl umfangreichste Veränderung nach der Flut. Schwinning: „Damit haben wir sichergestellt, dass die Energieversorgung in Zukunft nicht mehr durch Hochwasser geschädigt werden kann.“ Derzeit warte man allerdings auf wichtige Bauteile für Steuerungselemente zur elektrischen Versorgung, ergänzte Schwinning. Er rechne damit, sagte der Techniker, dass die Anlage bis September in Betrieb gehen könne. Schon seit längerer Zeit funktionieren Anlagen wie die Notstromversorgung, die anfangs durch Leihgeräte sichergestellt war. Vom rein technischen Wiederaufbau habe man ungefähr 80 Prozent geschafft, fasste Schwinning zusammen. Das betreffe sowohl die Räumlichkeiten, als auch das zweite Untergeschoss und die zentrale Betriebstechnik einschließlich der medizinischen Druckluft und Dampfversorgung zur Sterilisation. In anderen Funktionsbereichen wie etwa Radiologie, Strahlentherapie und Physiotherapie, die bis zu 20 Zentimeter unter Wasser standen, habe man den gesamten Estrich und die Wände gereinigt und ausgetauscht. Auch dort sei man kurz vor der Fertigstellung.

Auf die Frage, wie man sich in Zukunft vor Überschwemmungen schützen könne, hatte ein Ingenieurbüro nach eingehenden Untersuchungen nur eine Antwort: Entweder gar nicht oder durch eine 1,60 Meter hohe und ungefähr 600 Meter lange Mauer zwischen der Brücke am Kreisel bis zur Heizzentrale. Dieses Vorhaben gelinge nicht mittelfristig, sondern voraussichtlich erst in einigen Jahren, schätzte Schwinning. Politiker, die in die Pläne ebenfalls eingeweiht sind, sehen das ähnlich. Auf keinen Fall erhalte das Klinikum eine Art „Berliner Mauer“, versprach der Techniker.

Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:

Gabi Knops-Feiler aus Leverkusen

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