Achim Lippoth im Erholungshaus
Fotograf zeigt Kindheit ohne Niedlichkeitsfaktor
Leverkusen - „Das Leben ist kein Ponyhof", nirgendwo trifft der Spruch wohl
besser zu, als für die Jungs und Mädchen der Bilderserie „Ride
off", die Achim Lippoth im sozialschwachen Osten Englands geschossen
hat.
Lippoth, der für seine Fashion-Aufnahme mit Kindermodellen bekannt
geworden ist, hat in diesen von Armut geprägten Vororten jugendliche
Jungen und Mädchen mit ihren Ponys fotografiert. In Situationen ihres
alltäglichen Lebens zeigt er sie vor Plattenbausiedlungen, rauchend
vor Industriekulisse, auf der Straße. Die Ponys sind kein Hobby
wohlsituierter Wohlstandskinder, sie sind Fortbewegungsmittel, wie
andere ein Fahrrad haben oder den Bus nehmen.
Spalierstehend vor einer Kapelle mit dem Schriftzug „Welcome"
scheinen die Motive aus der Zeit gefallen, erinnern an einen Western,
stammen jedoch aus dem Jetzt und Heute. Allen gemein, die
Selbstverständlichkeit und der Stolz der Kinder in ihrem privaten
Umfeld. Zu sehen sind diese eindrucksvollen Aufnahmen noch bis zum 11.
Juni im Erholungshaus.
Ganz anders, aber in ihrer Aussage ähnlich, Bilder aus Kuba. Unter
dem Titel „Havanna Fight Club" begibt sich Achim Lippoth ein
weiteres Mal auf die Suche nach Kindern in ihrem alltäglichen Umfeld.
Hier sind es Jungen, die sich auf ihren Boxkampf vorbereiten, dabei
sind oder gerade hinter sich haben. Ganz konzentriert auf ihren Sport,
mit sich und der Welt im reinen inmitten der tropischen Hitze Kubas,
zeigen sie einen Ausschnitt kindlichen Alltags, ohne sozialkritische
Wertung. Familiär, alternativ und beinahe bekannt kommen
Reiseaufnahmen aus der Carmargue und Vilela daher. Hier hat Lippoth
mit Modellen gearbeitet. Jedes Motiv ist bis ins letzte
durchkomponiert und auf den Punkt gebracht. Vielleicht oder gerade
deshalb erscheinen sie dem Betrachter natürlich und spontan. Die
Kinder wirken in ihrer Urlaubswelt versunken, entspannt.
An Horrorfilmsequenzen wie John Carpenters „Das Dorf der Verdammten"
erinnern die Aufnahmen der Serie „Spook", die in einem verlassenen
Dorf aufgenommen, das dem Braunkohletagebau zum Opfer gefallen ist. Im
Obergeschoss sind dann ältere Reihen zu sehen. "Colors of Cologne",
„No Fashion" und „Together" sind bis auf den letzten Punkt
inszenierte Aufnahmen. Fast glanzbildartig spiegeln sie eine nicht
gelebte Wirklichkeit wider und reflektieren in ihre Ernsthaftigkeit
doch eine Art Wunschdenken. So wie die Gardekinder des Kölner
Karnevalsvereins, die in ihren Uniformen wie kleine Erwachsene
aussehen, ähnlich historischer Porträts von Kindern aus
Herrschaftshäusern. So ist die Ausstellung eine gelungene
Präsentation des renommierten Fotografen, der weltweit tätig ist und
mit seinen Kinder-Modeaufnahmen in allen großen Magazinen vertreten
ist.
Öffnungszeiten
- „Storytelling II", Achim Lippoth im
- bis 11. Juni, samstags,
Erholungshaus, Nobelstraße 37,[/*]
sonntags, feiertags, 11 bis 17 Uhr sowie eine Stunde vor
Veranstaltungsbeginn [/*]
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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