Die Kraft des stillen Lebens
Fotografien von Vera Mercer im Erholungshaus

Die Fotografien Vera Mercers, die derzeit im Erholungshaus als Werkschau gezeigt werden, beeindrucken durch Motivwahl, Format und Ausführung. | Foto: Britta Meyer
  • Die Fotografien Vera Mercers, die derzeit im Erholungshaus als Werkschau gezeigt werden, beeindrucken durch Motivwahl, Format und Ausführung.
  • Foto: Britta Meyer
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Wiesdorf - Es haut einen fast um: intensiv, gestochen scharf, meist
großformatig springen die Motive der fotografischen Stillleben der
Künstlerin Vera Mercers den Betrachter förmlich an.

Assoziationen zur niederländischen Stillebenmalerei des „Goldenen
Zeitalters“ drängen sich geradezu auf, werden aber bei genauerem
Hinschauen rasch widerlegt. Es ist nicht die hintergründige
Interpretation, sondern der surreale Umgang mit der Wirklichkeit, den
Vera Mercer in ihren Werken, derzeit im Erholungshaus zu sehen,
einfängt.

So generiert der Oktopus zur Skulptur, deren Oberfläche an polierten
Marmor erinnert. Ein anderes Mal wird der fotografische Hintergrund
zur zweiten Ebene und verschwimmt mit dem davor sorgsam drapierten
Arrangement, so dass beides miteinander verwoben die Dimensionen
verwischen lässt. Das Auge des Betrachters hat Mühe
auseinanderzuhalten, was sich wie zu welchem Gegenstand verhält.
Dabei handelt es sich bei den Motiven um

Lebensmittel in ihrer ursprünglichen Form, tote Tiere, dekorative
Geschirr- und Speiseutensilien, Kerzenleuchter sowie immer und im
Übermaß Blumen, Kräuter und andere Pflanzen.

Einen näheren Sinn als die Komposition hat die Auswahl des
Dargestellten. Im Fokus steht vor allem das dramaturgische
Zusammenspiel. Jedoch nie ohne die Würde des Dargestellten zu
verletzen. Wie sonst wäre der Bullenkopf auf dem Tablett oder das
gerupfte Federvieh zum Ziegenkäse zu erklären. Eine Eigenart, die
Vera Mercer aus ihrer Biografie mitbringt, wie Kuratorin Andrea Peters
von Bayer Kultur erklärt. Sie hat die Werkschau der 1936 in Berlin
geborenen europäisch-amerikanischen Fotografin nach Leverkusen
geholt. Vera Mercer, Tochter des bekannten Berliner Bühnenbildners
Franz Mertz, in erster Ehe verheiratet mit dem Schweizer Künstler
Daniel Spoerri und in den 1960er Jahren fest verwurzelt im Kreis der
künstlerischen Avantgarde in Paris, begleitete mit ihrer Kamera
Marcel Duchamp, Robert Filiou, Niki de Saint Phalle, Jean Tinguely und
andere. Eine Auswahl dieser Porträts, intim und mit hohem
dokumentierendem Anspruch, ist im oberen Geschoss zu sehen. Darunter
auch eine hervorragende Aufnahme des jungen Andy Warhol.

In den 1970er Jahren heiratete Vera Mercer dann den Amerikaner Mark
Mercer, widmete sich der Fotografie von Stilleben, der sie in ihrem
Atelier im Quatier Latin in Paris und in ihrer zweiten Heimat in
Nebraska nachgeht. Bisher in Europa eher unbekannt, wurde Mercer erst
in den letzten Jahren von der Kunstwelt „entdeckt“. Dabei gehört
die Werkschau in Leverkusen zu einer der ersten in Deutschland und
fügt sich perfekt in das BayerKultur Schwerpunktthema 2017/18
„Frauen“.

Informationen:

  • Vera Mercer. Stillleben[/*]
  • Bayer Erholungshaus,
  • Nobelstraße 37[/*]

  • bis 12. November[/*]
  • Öffnungszeiten:
  • Samstags, sonntags von feiertags 11 bis 17 Uhr sowie eine Stunde vor
    Veranstaltungsbeginn[/*]

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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