Kein Geld für Sanierung
Für die St. Thomas Morus-Kirche wird Nachnutzung gesucht
Leverkusen. Da wo einst Bänke standen, reiht sich in der St. Thomas Morus-Kirche ein Stahlgerüst an das nächste. Altar, Ambo und Tabernakel sind mit Folien abgedeckt, nur die Büste des Namenspatrons Thomas Morus hängt weiterhin stoisch an der Kirchenwand und wacht über die Kirche.
Im Januar 2016 brach ein zentraler Dachbalken, das Dach senkte sich ab und Wasser lief in die Schlebuscher Kirche, es bestand Einsturzgefahr. Zur Absicherung wurde ein Stahlträger auf die Attika gelegt und das Dach geöffnet. Mit weiteren Gerüsten im Innenraum wurde die Dachkonstruktion abgestützt, die Kirche konnte seitdem für Gottesdienste nicht mehr genutzt werden.
Stattdessen findet für die Gemeindemitglieder immer samstags in der benachbarten St. Albertus Magnus-Kirche in der Waldsiedlung eine Messe statt.
Eine Gemeinde ohne eigenes Gotteshaus – das ist nicht leicht, berichtet Marion Busch, Gemeindemitglied und beratendes Mitglied im Kirchenvorstand. „Wir haben uns schon etwas verloren.“ Auch aus diesem Grund fällt das Pfarrjubiläum nicht aus, sondern wird ganz bewusst gefeiert mit allen, die sich mit der Gemeinde verbunden fühlen.
Auch in Zukunft werden die Gemeindemitglieder auf ein eigenes Gotteshaus verzichten müssen. Das Erzbistum Köln hat mitgeteilt, dass es keine Kirchensteuergelder für die Wiederherstellung der Kirche zur Verfügung stellen wird. Die Gemeinde selbst kann die Sanierung nicht stemmen, zumal gar nicht klar ist, wie viel diese überhaupt kosten würde. Bereits jetzt verursachen die Sicherungsmaßnahmen enorme Kosten, erläutert Thomas Schatton, Vorsitzender des Kirchenvorstandes, beim Pressetermin, zu dem der Leitende Pfarrer im Seelsorgebereich Leverkusen-Südost, Hendrik Hülz, eingeladen hatte. Bis Ende Juni beliefen sich die Absicherungskosten auf 650.000 Euro.
Unabhängig von der beschädigten Kirche beschäftigt sich seit anderthalb Jahren eine Planungsgruppe damit, eine Pastoral- und Gebäudeplanung für den gesamten Leverkusener Südosten vorzulegen. Die Zahl der Kirchgänger sinkt, acht Kirchen und die dazugehörigen Pfarrheime und Pfarrhäuser müssen aber weiter unterhalten werden. Jetzt gilt es zu entscheiden, welche Räume in Zukunft überhaupt noch benötigt werden. Die Planungsgruppe hat empfohlen, den Kirchenstandort St. Thomas Morus aufzugeben.
Was also passiert mit der Kirche, die ebenso wie das benachbarte Pfarrheim unter Denkmalschutz steht? Geht es nach der Gemeinde, soll eine Nachnutzung im sozial-karitativen Bereich gefunden werden. Zum Beispiel könnte der Kirchenraum für ein Kolumbarium genutzt werden. Beispiele aus anderen Bistümern zeigen, dass nach Umbauten auch Seniorenwohnungen oder Kitas in Kirchen möglich sind. Doch
dafür müsste im Schlebuscher Fall ein finanzkräftiger Investor gefunden werden, der zunächst die Dachsanierung stemmt und dann in enger Abstimmung mit der Denkmalbehörde Umbauten durchführt.
Einen solchen Investor gilt es jetzt zu finden, keine leichte Aufgabe für den Kirchenvorstand, der allein aus ehrenamtlichen Mitgliedern besteht. Es wäre jedenfalls die erste Umnutzung einer Kirche in Leverkusen. Die Kirche „St. Maria Friedenskönigin“ in Wiesdorf wurde nach langem Leerstand und der folgenden Profanierung 2012 abgerissen.
Ein Abriss der Thomas Morus-Kirche steht derzeit nicht zur Debatte: Zunächst muss die Gemeinde ernsthaft nach Nachnutzungen suchen, erst wenn
diese Bemühungen scheitern, könnte ein Antrag auf Abriss gestellt werden.
LeserReporter/in:Bettina Willumat aus Leverkusen |
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