Demo für den langen Rheintunnel
Hunderte Menschen fordern Kombilösung
Leverkusen - Die A1-Rheinbrücke wird abgerissen, soviel steht fest. Was an
deren Stelle kommt, ist hingegen noch völlig offen. Geht es nach der
Bürgerinitiative „Lev muss leben“, dann wird dort eine
Kombilösung gebaut.
Für diese Lösung, sprich einen langen Rheintunnel und einer kleinen
Rheinbrücke, gingen am Samstag einige hunderte Menschen auf die
Straße. Trotz Dauerregen. In der Stadtmitte vor dem Leverkusener
Rathaus forderten sogar Kinder mit Plakaten und Atemmasken: „Bitte
keine Verkehrsplanung auf Kosten meiner Gesundheit.“
Dass Leverkusen zu den meist durch Feinstaub belasteten Städten
Deutschlands zählt, dürfe so nicht hingenommen werden, unterstrich
Bundestagskandidat Karl Lauterbach (SPD) in seiner Auftaktrede. Der
Feinstaub, den wir täglich einatmen, berge größte Gefahren für die
Gesundheit. Besonders Kinder und ältere Menschen müssten unter den
Feinstaubbelastungen leiden. Dagegen müsse in dieser Stadt gekämpft
werden, so der Harvard-Professor. Welche Lösung letztlich komme,
darüber werde nicht im Stadtrat, sondern in einigen Monaten im
Bundestag entschieden, so Lauterbach.
Stimmt die Mehrheit für den Rheintunnel, könnte auch die Öffnung
der Deponie entfallen, vor der Hans-Max Deutschle dringend warnte. Als
Chef des ehemaligen Grünflächenamtes von 1990 bis 2009 war Deutschle
der führende Kopf und der Leiter der Landesgartenschau und hat damals
an der Sicherung der Deponie entscheidend mitgewirkt. „Wir haben die
Masse mit Not ans Halten bekommen“, sagte der Garten- und
Landschaftsexperte entsetzt vom Gedanken, dort bohren zu wollen.
„Niemand weiß genau, was da drin steckt. Es wäre tödlich, das zu
öffnen.“
Der Verkehrsexperte an der Universität Duisburg-Essen, Professor
Michael Schreckenberg, spezialisiert auf dem Gebiet der Physik von
Transport und Verkehr, verdeutlichte „dass die Kombilösung die
einzige Lösung ist, die hinter der Brückenlösung nicht
zurücksteht“. Anders ausgedrückt: „Der Tunnel ist eine machbare
Lösung und bringt deutliche Vorteile für Verkehr und Umwelt, denn er
schützt gegen Lärm und Schadstoffbelastung.“ Diese Lösung sei
zeitlich und finanziell der deutlich bessere Parameter. Lungenfacharzt
Norbert Mülleneisen schloss sich den Worten Lauterbachs an und
mahnte: „Wir müssen für bessere Luft in der Stadt sorgen.“
Feinstaub bilde sich auch bei Nikotin. Aber: Rauchen könne man
einstellen, aufhören zu atmen, gelinge nicht. „Leverkusen darf
nicht der Auspuff der Nation sein“, protestierte der Leverkusener
Spezialist unter dem Applaus der Menschen.
Auch von Olivia Müller aus Rheindorf, die mit Tochter Vianne (8) zur
Kundgebung gekommen war. „Hier zu sein ist mir ein Herzensanliegen
und die einzige Möglichkeit, um gravierende gesundheitliche Schäden
zu verhindern. Alle Menschen, die in dieser Stadt leben, sind akut
gefährdet“, betonte Olivia Müller. Iris Busse aus Hitdorf, die
Mutter des Kindes mit dem Plakat, stellte fest: „Es wird Zeit, dass
wir auf die Straße gehen.“ Dass die Menschen in der Stadt noch
nicht früher aktiv geworden sind, darüber hat sich der ehemalige
Oberbürgermeister Dr. Walter Mende schon lange gewundert. Vor
geraumer Zeit sagte er: „Die Leute wachen erst auf, wenn die Bagger
anrollen. Und dann ist die Jammerei groß.“
Nun wird der Kampf für den langen Rheintunnel fortgesetzt: Am
Samstag, 23. September, 15 bis 22 Uhr, veranstaltet „Lev muss
leben“ ein „Fest unter der Stelze“ mit Speisen, Musik und
Kinderbelustigung. Die Einnahmen dienen zur Finanzierung des Kampfes
für die Kombilösung. Dort ist es auf jeden Fall trocken, auch bei
Regen.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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