20. Oktober ist Weltosteoporosetag
Interview mit Prof. Dr. Stefan Reuter vom Klinikum
Leverkusen - Immer mehr Menschen sind deutschlandweit von Osteoporose betroffen,
ein Drittel der Über-65-Jährigen, aber auch jüngere Patienten. Der
Welt-Osteoporose-Tag am 20. Oktober hat zum Ziel, die Bevölkerung
über Vorbeugung, Diagnostik und Therapie aufzuklären.
Wir nehmen den Tag zum Anlass und haben Prof. Dr. Stefan Reuter,
Direktor der Klinik für Allgemeine Innere Medizin am Klinikum, ein
paar Fragen gestellt.
Osteoporose wird umgangssprachlich auch „Knochenschwund“
genannt. Was genau ist damit eigentlich gemeint?
Die Osteoporose ist eine Skeletterkrankung des gesamten Körpers, die
durch eine niedrige Knochenmasse und eine Verschlechterung der
Knochenstruktur charakterisiert ist. Sie führt zu einer Schwächung
der Knochen und einer Zunahme von Knochenbrüchen.
Warum sind immer mehr Menschen in Deutschland davon betroffen?
Mehr als 20 Prozent der Menschen in Deutschland sind aktuell über 65
Jahre alt. Bereits im Jahr 2030 wird diese Altersgruppe auf 30 Prozent
ansteigen. Diese Entwicklung hat unmittelbare Auswirkungen auf die
Häufigkeit der Osteoporose, denn von dieser Krankheit sind
überwiegend ältere Menschen betroffen. Ein Drittel der
Über-65-Jährigen leidet an einer Osteoporose mit der Gefahr,
Knochenbrüche auch ohne einen schweren Unfall zu erleiden.
Können auch jüngere Menschen Osteoporose bekommen?
Ja, durchaus. Bereits 15 Prozent der Frauen unter 60 Jahren leiden an
einer Osteoporose.
Welche Faktoren begünstigen eine Osteoporose?
Zu den Risikofaktoren gehören zum Beispiel zahlreiche Medikamente,
Zigarettenrauchen, Erkrankungen wie eine chronische Bronchitis,
Diabetes, Schilddrüsenüberfunktion, rheumatische Erkrankungen,
Herzschwäche und viele andere Krankheiten. Generell sollten Frauen ab
dem 60. und Männer ab dem 70. Lebensjahr prüfen, ob ein erhöhtes
Risiko für eine Osteoporose besteht, und sich dann testen
lassen.Welche Symptome deuten darauf hin, dass man betroffen ist?
Spätestens dann, wenn häufigere Stürze oder eine Einschränkung der
Beweglichkeit eintreten, sollte nach einer Osteoporose gefahndet
werden.
Wer ist im Klinikum Leverkusen für Osteoporose-Patienten
zuständig?
Im Westdeutschen Osteoporosezentrum am Klinikum Leverkusen arbeiten
seit mehreren Jahrzehnten Experten für Knochenerkrankungen
interdisziplinär zusammen. Für die umfassende Diagnostik und
Therapie steht dort ein Team aus Osteologen, Geriatern,
Unfallchirurgen, Orthopäden und Schmerztherapeuten zur Verfügung.
Erfolgt die Behandlung ambulant oder stationär?
Meist werden Patienten mit einer Osteoporose langfristig ambulant
betreut. Für den Fall eines erforderlichen Aufenthaltes im
Krankenhaus haben mein Kollege Prof. Dr. Leonard Bastian (Direktor der
Klinik für Orthopädie, Unfall-, Hand- und
Wiederherstellungschirurgie) und ich das Konzept der
Alterstraumatologie am Klinikum etabliert: Patienten mit
Knochenbrüchen durch Osteoporose werden von den Ärzten beider
Abteilungen gemeinsam betreut. Die individuell beste Therapie wird am
Bett des Patienten interdisziplinär besprochen. So können
Begleiterkrankungen schnell erkannt und effektiv behandelt werden.
Wie diagnostiziert man Osteoporose?
Laut Welt-Gesundheitsorganisation (WHO) ist die
Duale-Röntgen-Absorptiometrie (DXA) der Goldstandard zur
Knochendichtemessung und Diagnose der Osteoporose. Vorteile sind kurze
Untersuchungszeiten, eine hohe Genauigkeit und eine sehr niedrige
Strahlendosis bei den Geräten der neuesten Generation, die auch im
Klinikum Leverkusen genutzt werden. So kann hier sowohl die Diagnostik
als auch die Therapieempfehlung aus einer Hand angeboten werden.
Die quantitative Computertomographie (qCT) ist kein Routineverfahren,
kommt aber bei speziellen Fragestellungen zusätzlich zum Einsatz.
Ultraschall-Verfahren hingegen liefern sehr unterschiedli-che
Ergebnisse und können daher eine DXA-Messung nicht ersetzen.
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Ziel ist es, die Osteoporose zu diagnostizieren und zu therapieren,
bevor Knochen aufgrund der Schwächung brechen.
Eine Knochendichtemessung ist daher Grundlage, um zu entscheiden, ob
mit einer Therapie zur Stabilisierung der Knochen begonnen werden
sollte. Aktuell sind mehrere unterschiedliche Wirkstoffe zugelassen,
die als Tabletten eingenommen oder als Spritze gegeben werden.
Individuell muss anhand von Begleitumständen entschieden werden,
welche Therapie bei dem einzelnen Patienten angewendet werden kann.
Wie kann man bei Osteoporose Schmerzen reduzieren und die
Lebensqualität erhalten?
Wenn Knochenbrüche an der Wirbelsäule einmal stattgefunden haben,
steigt das Risiko für weitere Brüche stark an. Nur jeder 3. Bruch
wird unmittelbar vom Patienten bemerkt. Wenn Brüche aber erhebliche
Schmerzen bereiten, sollte über eine Stabilisierung durch
Ballonkyphoplastie nachgedacht werden, um die Schmerzen zu reduzieren
und die Mobilität und Lebensqualität zu erhalten.
Eine hohe Expertise für Eingriffe bei osteoporotischen Brüchen hält
die Klinik für Orthopädie, Unfall-, Hand- und
Wiederherstellungschirurgie am Klinikum Leverkusen (Direktor: Prof.
Dr. L. Bastian) vor.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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