Einzige original erhaltene Notkirche
Johanneskirche soll UNESCO-Weltkulturerbe werden
Manfort - Bisher kann die Stadt Leverkusen kein Weltkulturerbe vorweisen. Doch
das könnte sich in absehbarer Zeit ändern. Aktuell gibt es
Bestrebungen, die denkmalgeschützte Johanneskirche an der
Scharnhorststraße in Manfort in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes
aufzunehmen. Zwar nicht als einziges Sakralbauwerk. Aber immerhin als
kleiner Teil eines großen Ganzen.
Die Johanneskirche mit Gemeindezentrum, Kindergarten, Jugendheim,
Küsterwohnung, Pfarrhaus und Kirchturm wurde 1954 von Otto Bartning
als Nachkriegs-Serienkirche oder so genannte „Notkirche“ erbaut.
Als „Notkirche“ wird im Allgemeinen ein Raum oder ein Gebäude
bezeichnet, das in einer Notlage mit einfachen Mitteln für den
provisorischen Gebrauch als Kirchengebäude hergerichtet wurde. Vor
allem nach dem Zweiten Weltkrieg wurden auch Teile beschädigter,
großer Kirchenbauten durch Zwischenwände und -decken abgetrennt und
bis zur völligen Wiederherstellung des Gesamtgebäudes als Notkirchen
genutzt.
Der Erbauer, Otto Bartning, gilt als bedeutender Architekt des 20.
Jahrhunderts. Er war der wichtigste deutsche Kirchenbaumeister im
protestantischen Bereich, Begründer des modernen evangelischen
Kirchenbaus sowie (neben Walter Gropius) Mitbegründer der
Bauhausidee. Insgesamt 150 Kirchen im In- und Ausland ließ er
errichten. In Deutschland sind 109 Bartning-Kirchen erhalten, darunter
92 „Notkirchen". Darunter ist die Johanneskirche „die größte und
einzige original erhaltene Notkirche“, informierte Jochen Simon von
der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Leverkusen.
Nun sollen (fast alle) Notkirchen in Deutschland zum
UNESCO-Weltkulturerbe ernannt werden. Dieses ehrgeizige Ziel verfolgt
die Otto-Bartning-Arbeitsgemeinschaft Kirchenbau (OBAK) aus Berlin.
Damit will die Initiative die Notkirchen als „einzigartiges Ensemble
der Erinnerung mit herausragender architektur-, kultur- und
kirchengeschichtlicher Bedeutung“ würdigen.
Bislang unterstützen 34 Gemeinden den Antrag. Befürworter sind
zahlreiche Architekten, Hochschullehrer, Denkmalpfleger und Theologen.
Ob Leverkusen ebenfalls dabei sein wird, entscheidet der städtische
Kulturausschuss unter Vorsitz von Roswitha Arnold. Stimmt man zu, dann
wird die Empfehlung noch in diesem Jahr an die Kultusministerkonferenz
weitergeleitet. Dort wird über die Aufnahme in die Liste der
deutschen Bewerber für das UNESCO-Welterbe entschieden.
Angestoßen wurde die Aktion im Übrigen durch Friedhelm Szyska. Der
87-jährige Pfarrer im Ruhestand war von 1961 bis 1995 Pfarrer der
Johanneskirche. Er hatte den entsprechenden Bericht in einem Magazin
für Denkmalschutz entdeckt. Zuspruch kam bislang vom früheren
Kirchmeister Helmut Halfes, Dr. Günter Junkers und Reinhold Braun,
die den Bergischen Geschichtsverein/Abteilung Niederwupper und die
Stadtgeschichtliche Vereinigung vertreten, sowie von Brunhilde Schauff
als kulturinteressierte Bürgerin. Nun soll die weitgehend unbekannte
Initiative schnellstens in die Öffentlichkeit getragen werden. In den
Augen von Jochen Simon wäre es jedenfalls „ein Erfolg für
Leverkusen, wenn die Kirche als architektonisches Beispiel einer
Notkirche erhalten bleiben könnte“. Szyska ergänzte: „Es wäre
schön, wenn wir ein Teil des Weltkulturerbes in unserer Stadt
hätten.“
- Gabi Knops-Feiler
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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