Milder, aber nicht weniger genau

Karl-Heinz Schlechtriem feierte 80. Geburtstag

Leverkusen - Erst das Festkonzert in der Küppersteger Christus-König-Kirche zu
seinen Ehren. Dann die abendliche Feier mit den Chören am Tag seines
80. Geburtstags. Noch am Morgen unzählige Glückwünsche, Briefe,
Geschenke und viel Lob von allen Seiten – es schien, als käme
Karl-Heinz Schlechtriem aus dem Feiern gar nicht mehr raus. „So
etwas habe ich noch nie erlebt“, sagte er ziemlich beeindruckt.

Erst wenige Tage zuvor hatten hunderte Konzertbesucher ähnlich
empfunden. Da leitete Schlechtriem - mit seinem Kollegen Dirk van
Betteray aus Wiehl – das Konzert „Missa in Jazz“ von Peter
Schindler. Insgesamt 120 Ensemblemitglieder von Coro Belcanto,
Singkreis Leverkusen, Projektsänger und „Ensemble Cantabile
Wiehl“ boten eine echte Glanzleistung. Und setzten dabei genau die
Intentionen um, die der Komponist beabsichtigt hatte, als er
feststehende Messetexte der katholischen Liturgie mit Elementen des
Jazz begegnen wollte.

Die Zuhörer hörten während der gesamten Aufführung einen
harmonisch-wohlklingenden Chor, der überzeugte. Und sie sahen einen
quirligen Chorleiter, der das Geschehen mit viel Schwung leitete. Karl
Rüdiger (85), von dem Schlechtriem im Jahr 1965 den „Sing- und
Spielkreis Leverkusen“ und den „Jungen Singkreis“ übernommen
hatte, konnte dem Jubilar gar nicht genug danken. Er schwärmte von
einem Hörgenuss, bei dem Karl-Heinz Schlechtriem mit brillantem
Klavierspiel, hoher Sensibilität und ausgewogener Dynamik durch das
Konzert geführt habe. „Es passte musikalisch ganz hervorragend
zusammen“, bestätigte Dirk van Betteray, ehe beide Dirigenten eine
Fortsetzung der gemeinsamen Aktivitäten begrüßten. Glückwünsche
kamen von weiteren Ehrengästen wie Claudia Rübben-Laux,
Landeschorleiterin im Chor-Verband NRW, Christiane Borchardt,
Vorsitzende des Sängerkreises Rhein-Wupper/Leverkusen, Manfred
Dreibholz, Vorsitzender des Kinder- und Jugendchores und
Bürgermeister Bernhard Marewski. Jürgen Ohrem, Leiter der
Musikschule Leverkusen, sagte: „Karl-Heinz Schlechtriem hat viel
Begeisterung auf viele Menschen in dieser Stadt übertragen.“ Heinz
Lange, Vorsitzender des Bergischen Chorfestes, meinte: „Die Musik,
die das Bergische Land hinaus trägt, ist geprägt durch das Ehepaar
Schlechtriem.“

Ehe die Chöre – statt in der Pausenhalle der Realschule am
Stadtpark zu proben – neben einem umfangreichen Buffet weitere
Überraschungen für den Jubilar und seine Ehefrau Theresia
bereithielten, hob Vorstandsmitglied Hedwig Franke hervor, dass der
ehemalige Lehrer für Musik und Englisch der Opladener Marienschule
trotz seiner 80 Jahre noch immer jede Woche zweieinhalb Stunden
dirigierend und swingend vor ihnen stehe und noch immer mindestens
fünf schiefe Töne höre. Die Chöre seien voller Respekt und Achtung
vor seiner Leistung.

Karl-Heinz Schlechtriem entgegnete, seine Frau und er seien
„glücklich, dass wir diese Chöre haben und hoffentlich noch lange
führen dürfen.“ Er sei stolz auf das, was sie am Sonntag geleistet
hätten.

Mit Tränen in den Augen gestand Schlechtriem: „Ihr seid mir ans
Herz gewachsen.“ Zuletzt bekannte er: „Ich bin etwas milder und
ruhiger geworden, aber nicht weniger genau.“ Mit vielen Situationen
könne er inzwischen zwar gelassener umgehen. Aber er könne es noch
immer nicht leiden, wenn während der Proben – vor allem bei den
Frauen – zu viel gequatscht werde. Darauf konterte Franke
schmunzelnd: „Dich zufrieden zu stellen gelingt uns nicht immer,
aber wir sind stets bemüht.“