„Ich sehe es ganz deutlich“
Kunstverein zeigt Shootingstar Jan Hoeft
Leverkusen - Ideologische Phrasen, ihrem Kontext entrissen, brachial ins Freie
gestoßen, als einzig mögliche Wahrheit verkauft, beinahe grotesk
verzehrt als eine Reaktion auf die Alleswisser unserer Zeit: Die
Installation Jan Hoefts ist sperrig, im wahrsten Sinn des Wortes.
Drei raumgreifende quadratische Pfeiler, aus Holz konstruiert, mit
simpler Marmorimitatfolie überzogen, befinden sich derzeit im
Ausstellungsraum des Kunstvereines in den Remisen von Schloss
Morsbroich. Eigens vom Kölner Künstler Jan Hoeft für diesen Zweck
angefertigt, dominieren sie das alte Gemäuer.
Zwei der Pfeiler sind so arrangiert, dass sie bis ins Freie ragen. Der
Dritte als quasi verbindendes Moment auf dem Boden im Inneren des
Raumes. An den Enden befinden sich Lautsprecher, aus denen dem
Original entfremdet einzelne Sätze aus Youtube-Kanälen erschallen.
Ihr Inhalt: propagandistisch anmutende Leitmotive, gesprochen von
einer männlichen und einer weiblichen Stimme. Synchron über die
Lautsprecher gesendet, ergibt sich eine eindringliche Klangsprache,
die die Intensität des Gesagten verstärkt. Es sind Schlusssätze
ideologischer Ansprachen unterschiedlichster Gesinnung.
Jan Hoeft legt den Finger in die Wunde
Denkräume will der Schüler Mischa Kuballs, Professor an der
Kunsthochschule für Medien in Köln und derzeit mit seiner Klasse im
Erholungshaus zu Gast, öffnen. Jan Hoeft legt den Finger in die
Wunde, wo die Urheber der Sätze glauben, sie haben das einzig Wahre
verkündet. So auch der Titel der Präsentation im Kunstverein „Ich
sehe es ganz deutlich". Im zweiten Ausstellungsraum des Vereins ist
dann auch ein Video zu sehen, das das Thema nochmals aufgreift und auf
einer Spiegelplatte unter einem Strahler platziert zwei (nicht
funktionelle) Schlösser mit je einem eingravierten Zitat aus der
Reihe zeigt. Noch bis zum 26. März sind die Arbeiten Jan Hoefts zu
sehen.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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