Begleitung auf dem letzten Weg
Letzte-Hilfe-Kurs am 20. Mai
Leverkusen (BW) - Jeder, der den Führerschein machen will, muss zuvor einen
Erste-Hilfe-Kurs absolvieren. Dabei lernt man Verbände anzulegen, die
stabile Seitenlage und auch Wiederbelebungsmaßnahmen. Jetzt wird in
Leverkusen erstmals ein „Letzte-Hilfe-Kurs“ angeboten. „Das
klingt zunächst einmal merkwürdig“, räumt Christoph Meyer zu
Berstenhorst ein. Er ist Teamleiter des Ambulanten Palliativzentrums
und leitet gemeinsam mit Inga Hoffmann-Tischner den
„Letzten-Hilfe-Kurs“.
„In den vergangenen Jahren ist viel Wissen rund ums Sterben verloren
gegangen“, erklärt Meyer zu Berstenhorst. Bis in die Mitte der
1980er Jahre sei es normal gewesen, dass Familienangehörige zu Hause
starben und dort auch aufgebahrt wurden. Die Familie hatte Zeit, sich
zu verabschieden. Doch in der heutigen globalisierten Welt leben viele
Familien nicht mehr an einem Ort, sondern verstreut über ganz
Deutschland oder über den Erdball. Durch den medizinischen
Fortschritt werden die Menschen zudem älter und sterben häufig nicht
mehr zuhause, sondern im Krankenhaus.
Der Umgang mit Sterben und Tod ist dadurch verloren gegangen, viel
mehr hat er sich zu einem Tabu entwickelt. Über den Tod wird nicht
gesprochen, doch wer plötzlich durch Krankheit oder Unfall damit
konfrontiert wird, fühlt sich schnell hilflos: Zu viele Fragen,
Gedanken prasseln auf einen ein. Das erlebt Christoph Meyer zu
Berstenhorst in seiner täglichen Arbeit immer wieder: 250 Personen
betreut das Ambulante Palliativzentrum Leverkusen pro Jahr, begleitet
sie und deren Angehörige auf dem letzten Weg. Viele Angehörige sind
unsicher, haben viele Fragen. Antworten kann der
„Letzte-Hilfe-Kurs“ geben, „wir wollen ein Basiswissen über
Sterben und Tod vermitteln“, erläutert Meyer zu Berstenhorst. Bei
dieser „letzten Hilfe“ gehe es keineswegs um Sterbehilfe, sondern
um das Begleiten beim Abschied vom Leben.
Am 20. Mai findet der Kurs statt, der in vier Module gegliedert ist:
Im ersten geht es um den Sterbeprozess. Wie erkennt man Sterben und
was passiert eigentlich beim Sterben? Das Thema „Vorsorgen und
Entscheiden“ wird im zweiten Teil behandelt, Patientenverfügungen
und Vorsorgevollmachten geben nicht nur dem Patienten, sondern auch
den Angehörigen Sicherheit, dass die wichtigsten Fragen geklärt
sind. Will man in der Klinik oder – wenn möglich – zuhause
sterben? „Es ist gut die Wahl zu haben“, erklärt Elke
Krautmacher, Teamleiterin im Beratungszentrum, doch zuvor müsse man
die dafür nötigen Informationen erhalten haben.
Um körperliche, psychische, soziale und existenzielle Nöte geht es
im dritten Modul. Abschied von einem geliebten Menschen nehmen zu
müssen, belastet, aber auch die Sorge, wie es danach –
beispielsweise finanziell – weitergeht. Im abschließenden Modul
steht das Abschiednehmen im Mittelpunkt: Wie kann man Abschied nehmen
und welche Bestattungsmöglichkeiten stehen zur Wahl? „Wenn ein
Angehöriger zuhause verstirbt, muss nicht sofort der Bestatter
gerufen werden“, erklärt Meyer zu Berstenhorst. Es bleibe Zeit,
sich in Ruhe zu verabschieden, „doch das wissen die wenigsten“.
Die Idee für den Letzte-Hilfe-Kurs stammt aus Norddeutschland, rund
1.200 Teilnehmer haben bisher bundesweit einen solchen Kurs besucht.
Dabei gehe es nicht darum, Sterbebegleiter auszubilden, sondern die
Teilnehmer zu befähigen, gemeinsam mit dem Sterbenden „Hand in Hand
dem Tod entgegen zu treten und ein gutes Ende zu finden“.
Der „Letzte-Hilfe-Kurs“ findet am Samstag, 20. Mai, von 9 bis
13.30 Uhr im Beratungszentrum Leverkusen, Bruchhauser Straße 30 in
Lützenkirchen, statt. Weitere Kurse sind geplant. Anmeldung bis zum
15. Mai unter Tel. 02171/3636820 oder per Mail an info@apz-lev.de. Der
Kursbeitrag von 25 Euro ist vor Ort zu entrichten.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.