Naturschützer schlagen Alarm
Leverkusener Natur ist in einem desolaten Zustand

Die Naturschützer von NABU und BUND (von links): Erich Schulz, Ingrid Mayer, Olivia Müller, Rainer Morgenstern, Dr. Hans-Martin Kochanek, Regine Kossler und Waltraud König Scholz fordern: Auch die Natur in Leverkusen muss leben!  | Foto: Ursula Willumat
  • Die Naturschützer von NABU und BUND (von links): Erich Schulz, Ingrid Mayer, Olivia Müller, Rainer Morgenstern, Dr. Hans-Martin Kochanek, Regine Kossler und Waltraud König Scholz fordern: Auch die Natur in Leverkusen muss leben! 
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Leverkusen - Bei einem Pressetermin der Naturschutzverbände BUND und NABU
berichtete Dr. Hans-Martin Kochanek von einem „miserablen Zustand“
der Natur in Leverkusen. Auf zehn Seiten hatte man 27 Punkte
aufgelistet, die die Situation darstellen sollen. Die Aktivisten
appellieren „es muss nachgedacht werden über den Umgang mit der
Natur“. Die Situation sei zwar überall auf der Welt miserabel, aber
vor der eigenen Haustüre erwarte man doch mehr Empathie. An den
Futterstellen der Vögel sei es augenscheinig, es sei beängstigend
leer, kaum noch Vögel fänden sich ein, Grünfinken oder Dompfaff
sind fast verschwunden, aber auch die Meisen seien nur noch vereinzelt
anwesend. Die „Rote Liste von NRW“ verdeutlicht: von etwa 12.000
untersuchten Arten sind 40 Prozent der Farn- und Blütenpflanzen, 45
Prozent der Säugetierarten, über 50 Prozent der Vogelarten und 55
Prozent der Schmetterlingsarten gefährdet beziehungsweise
ausgestorben. Der „stumme Frühling“ naht, und das nicht nur in
Leverkusen.
Abnahme der Vögel
Die Zahlen in Leverkusen sprechen eine deutliche Sprache: Von der
Feldlerche gibt es heute nur noch zwei Brutpaare, ebenso der Kiebitz,
der in den 1980er Jahren bis zu 30 Brutpaare hatte, jetzt gibt es in
Leverkusen nur noch zwei. Beim Gartenrotschwanz wurde von über 100
nur noch ein Brutpaar gesichtet. Auch der Kuckkuck ist bei uns
verschwunden. Und die Liste findet kein Ende.
Abnahme der Insekten
Als apokalyptisch bezeichnen die Naturschützer das leise Sterben der
Insekten. Waltraud König-Scholz, stellvertretende Sprecherin BUND
Leverkusen, spricht von 80 Prozent Reduktion in den letzten 30 Jahren.
Abnahme der Blumen
Pressesprecherin Regine Kossler berichtet über den Fehlschlag bei
einem Spaziergang in Leverkusen oder im Feld und Wald bunte Blumen zu
finden. Flockenblumen, Kornblume, wilde Veilchen, Wiesenknopf und
viele mehr sind kaum noch vorhanden. Es stehe schlecht um die
Pflanzenwelt, weltweit seien ein Fünftel aller Pflanzenarten vom
Aussterben bedroht.
Abnahme der Biotope
In Leverkusen gab es früher eine Heide, die Fixheide, mit blühendem
Heidekraut und singenden Vögeln, die inzwischen vollständig
verschwunden sei, so Kochanek. Gerade die Unterschiedlichkeit der
Lebensräume (Biotope) sei die Grundlage für das Vorkommen von
verschiedenen Tieren und Pflanzen. Von 690 Biotoptypen in Deutschland
sei nur noch ein Viertel nicht gefährdet.
Auf dem zehnseitigen Papier sind außerdem die Punkte
Flächenversiegelung in Leverkusen, Landwirtschaft, Feinstaub,
Waldzustand, Naturzerstörung im Garten, Recycling-Papier, Nachhaltig
schenken, Ökostrom, Mehrwegprodukte, Bio-Lebensmittel, Verpackungen,
Vogelschlag Glas, Dach- und Fassadenbegrünung, Nisthilfen im oder am
Haus und Streusalz aufgeführt. Alles Themen, die beim kritischen
Zustand der hiesigen Natur eine große Rolle spielen. So sei der
Landschaftsplan mehr als 30 Jahre alt und entspreche in keinster Weise
dem aktuellen Bedarf des Schutzes der Natur in Leverkusen, so Ingrid
Mayer, Sprecherin vom BUND. Der Landschaftsplan solle seit Jahren neu
aufgelegt werden, er liege aber fertig vorbereitet in den Schubladen
der Verwaltung. Im Laufe des Jahres wollen die Naturschützer
regelmäßige Aktionen zu den Problemen starten, um die Menschen zu
sensibilisieren.
  

- Ursula Willumat

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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