Duett mit Künstler_in
Morsbroicher Ausstellung lädt ein, Teil der Kunst zu werden

Mitmachen ist gefragt in der aktuellen Ausstellung im Museum Morsbroich: Kuratorin Stefanie Kreuzer im Raum von David Shrigley, in dem Besucher selber den Stift schwingen sollen. | Foto: Britta Meyer
  • Mitmachen ist gefragt in der aktuellen Ausstellung im Museum Morsbroich: Kuratorin Stefanie Kreuzer im Raum von David Shrigley, in dem Besucher selber den Stift schwingen sollen.
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Schlebusch - Ein wenig sperrig ist der Titel der aktuellen Ausstellung im Museum
Morsbroich: „Duett mit Künstler_in. Partizipation als
künstlerisches Prinzip“. Was nach intellektuell schwerer Kost
klingt, ist die einzigartige Chance an Werken international
bedeutender Künstler teilzuhaben. So wurde die Eröffnungsrede im
Spiegelsaal von Kuratorin Stefanie Kreuzer eher ein politischer Aufruf
als eine Einführung in das Thema. Vor dem Hintergrund einer drohenden
Schließung des Museums und massiver finanzieller Einsparungen im
Bereich Kultur, appellierte Kreuzer an die vornehmliche Aufgabe
künstlerischen Schaffens über soziale Grenzen hinweg. Dabei ist die
Kunst/Kultur keine elitäre Angelegenheit Einzelner, sondern ein
verbindendes Instrument einer Stadtgesellschaft. Was wären wir ohne
unsere Kultur? Wie funktioniert der Zusammenhalt, wenn diese
plötzlich verschwindet? Wie weit ist jeder Mensch Teil eines
kreativen Prozesses?
Wer durch die Räume geht, wird dann schnell merken, ohne ein Dazutun
funktioniert das „Kunstwerk“ nicht. So bleibt der Raum mit den
Staffeleien und der Modellpuppe von David Shrigley im Erdgeschoss eine
Staffage, wenn sich niemand hinsetzt und selber den Stift in die Hand
nimmt, um später sein Werk an die Wand zu pinnen. Die
Tischtennisplatte von Rirkrit Tiravanija ist nur ein beschriftetes
Sportgerät, wenn sie nicht bespielt wird. Und was wäre Mischa
Kuballs Teppich mit dem exakten Grundriss des zentralen Museumsraumes,
wenn dieser nicht zuvor einige Tage vor der Wiesdorfer Rathaus-Galerie
gelegen hätte und die Spuren der Stadt darauf verewigt wären? So
wurde er zu einem Sinnbild für die brisante Frage: Tritt die Stadt
ihr Museum mit Füßen oder wurde der Teppich zu einem einzigartigen
Porträt einer lebendigen City?
Trauen muss sich jedoch, wer die Ausstellung besucht. Nur ohne
Berührungsängste wird die Skulptur „Sonic Dance – Lunar-side
Up“ von Haegue Yang zum Klingen gebracht. Ehrgeizig jene, die die
zerbrochenen Tassen zusammenzuflicken und so an Yoko Onos Werk
mitgestalten. Diese Barriere abzubauen und Kunst als kommunikativen
Teil der Gesellschaft anzunehmen, ist Ziel der Ausstellung. Dass
einige Aktionen zugegebener Maßen teils sehr konstruiert wirken,
mindert dabei nicht den Kern der Botschaft.
„Duett mit Künstler_in“ macht Spaß und was teils als großer
Spielplatz scheint, ist die Einladung, Kunst und Museum neu und
ungezwungen kennenzulernen. Dabei gehören die teilnehmenden Künstler
zu den Großen ihrer Zunft und sehen sich in der Tradition eines
Joseph Beuys, der mit „Jeder Mensch ist ein Künstler“ diesen
Prozess formuliert hat. Auch von ihm und von Leverkusens
Vorzeigekünstler Wolf Vostell sind Werke zu sehen. Diese dürfen
jedoch weder berührt noch verändert werden, soweit darf
Partizipation dann doch nicht gehen.

Informationen:
Bis zum 3. September, donnerstags 11 bis 21 Uhr (außer feiertags,
dann nur bis 17 Uhr)
dienstags, mittwochs, freitags bis sonntags 11 bis 17 Uhr.

www.museum-morsboich.de

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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