Der Aha-Moment im Alltäglichen
Peter Radelfinger im Museum Morsbroich
Leverkusen - Er gehört zu den interessantesten Schweizer Künstlern der
Gegenwart, so Markus Heinzelmann, Direktor des Museums Morsbroich, in
seinem Vorwort. Genau das zeigt die aktuelle Schau des 1953 in Bern
geborenen und in Zürich lebenden Künstlers und Professors an der
Hochschule der Künste in Zürich Peter Radelfinger in der Grafiketage
des Museums. Das Thema sind die Aha-Effekte, die das kindliche
Erstaunen in Anbetracht des Alltäglichen hervorruft.
Radelfinger, der gemeinsam mit Kurator Dr. Fritz Emslander die
Ausstellung entwickelt hat, zeigt drei große Werkgruppen, die seit
dem Jahr 2000 entstanden sind und die ständig erweitert werden. Eine
davon, die Serie Kissen und Falten, befindet sich sogar während der
bis zum 23. April dauernden Ausstellung im Prozess der Entstehung.
Ausgehend von ersten Zeichnungen seines Kissens, welche er gleich nach
dem Aufstehen anfertigt, existieren mittlerweile über 1.850
Zeichnungen desselben, die im Laufe der Jahre entstanden sind. Und es
werden stetig mehr, sie laufen als Ausdruck über den Plotter, der im
ersten Raum der Grafiketage steht, sie türmen sich zu einem Haufen,
der einer Papierschlange entspringt, die am Ende gut 1.200 Meter
umfassen wird.
Sie seien das Porträt eines Abwesenden, so Radelfinger über seine
Kopfkissenstudien. Und so sind diese mal realistisch wiedergegeben,
mal mit wenigen Strichen als knautschiges Gebilde abstrahiert, bis hin
zum flächigen Abbild, das die Form gänzlich verbirgt. Eine weitere
Werkgruppe sind die Witzzeichnungen Radelfingers. Teils animiert als
„Jokeanima" beschäftigen sie sich vorrangig mit den Tücken der
Paarbeziehung. Es sind statische Bilder, meist zweifarbig, die durch
eine kleine Änderung in digitaler Bearbeitung zum minimalistischen
Trickfilm werden. Dabei bewegen sich Ohren, Nasen, Gedärme und immer
wieder im Bild der Gorilla inmitten allzu menschlichem Gebarens.
Letzte Werkgruppe ist die titelgebende „Aah … Aha!", die sich mit
dem Grundimpuls allen künstlerischen Tuns beschäftigt, mit der
kindlichen Neugier. „Sie ist der Motor für kreatives Schaffen", so
Peter Radelfinger. „Ausgehend vom größten Schock überhaupt, der
Trennung von der Mutter, versucht jeder durch sein Schaffen
Kompensation zu erlangen." Und so zeigen die Zeichnungen, den
kindlichen Prozess des Entdeckens und Findens.
Peter Radelfinger: Aah … Aha
Bis 23. April 2017, Donnerstag 11 bis 21 Uhr (außer feiertags,
dann nur bis 17 Uhr)
Dienstag, Mittwoch, Freitag bis Sonntag 11 bis 17 Uhr.
- Britta Meyer
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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