Sommer war Stress für die Bäume
Ungewöhnliche Kastanienblüte im Herbst

Frühlingsgefühle - frische Blätter und Blüten einer Rosskastanie zusammen mit Früchten an der Gustav-Heinemann-Straße im September. | Foto: Hans-Martin Kochanek
  • Frühlingsgefühle - frische Blätter und Blüten einer Rosskastanie zusammen mit Früchten an der Gustav-Heinemann-Straße im September.
  • Foto: Hans-Martin Kochanek

Leverkusen. So manch ein Spaziergänger in der Gustav-Heinemann-Straße in Leverkusen traut seinen Augen nicht: eine Kastanie, die schon fast alle Blätter verloren hat, blüht jetzt im Herbst! - und daneben hängen ihre Früchte!

Kein unbekanntes Phänomen, wie die Fachleute versichern. An einigen Stellen in der Stadt treiben komplett entlaubte Rosskastanien an den Spitzen ihrer Äste neue Blätter aus und beginnen zu blühen. Sie waren zuvor von der alljährlichen Rosskastanien-Miniermotte kahlgefressen worden. Zusammen mit der Trockenheit diesen Sommer ein Stress für die Bäume. Das neue Austreiben und Blühen im Herbst wird daher oftmals als „Notblüte“ oder „Angstblüte“ bezeichnet. Die Begriffe stammen von der Annahme, dass die Bäume den erlittenen Schaden zu kompensieren versuchen, indem sie noch einmal Früchte mit Samen bilden, bevor sie wegen ihrer Schäden womöglich sterben. Allerdings ist diese Theorie aus Sicht der Wissenschaft wenig haltbar.

„Beobachtungen und Studien haben gezeigt, dass die Bäume im Jahr nach einer sog. Angstblüte wieder sehr gut austreiben und ihnen keine Schäden anzusehen sind. Außerdem gibt es keinerlei andere Anzeichen, dass es ihnen vor oder während der Herbst-Blüte besonders schlecht ginge.“, erklärt Dr. Lars Dietrich, Botaniker und stellv. Leiter vom NaturGut Ophoven. Wenn ein Baum entlaubt würde, sei es ganz normal, dass er neu austreibt, solange die Bedingungen dafür gegeben sind. Das Blühen sei vermutlich eine Begleiterscheinung des Neuaustriebs, da in den Knospen nicht nur schon die Blätter, sondern auch die Blüten angelegt seien. Der Baum könne also gar nicht anders als zu blühen, wenn er ein zweites Mal austreibt. Auch wenn die Rosskastanie aufgrund ihrer Anfälligkeit gegenüber Streusalz und Hitze nicht der optimale Stadtbaum sei, bestehe kein Anlass zur Sorge, dass die Bäume bald absterben würden.

Wer die Bäume trotzdem unterstützen möchte, kann das Laub unter den Bäumen zusammenkehren und entsorgen, bestenfalls verbrennen. Denn im Laub verstecken sich die Larven der nächsten Generation von Miniermotten.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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