Beruf aus Leidenschaft
Unterwegs mit Schwester Celina von der Kinderintensivstation
Leverkusen - „Es ist mehr eine Berufung als ein Beruf“, erzählt Celina
Horstkotte, während sie sich die Hände desinfiziert, bevor sie den
Raum mit den Frühgeborenen betritt.
Es blinkt und brummt im Zimmer. Rechts stehen die beiden Inkubatoren
(umgangssprachlich auch als Brutkasten bekannt) mit zwei Tage alten
Zwillingen. Beide sind zehn Wochen zu früh auf die Welt gekommen,
daher benötigen sie noch Zeit, bis sie das schützende Bettchen
verlassen können. Dennoch sind sie stabil genug, damit die Mutter die
beiden Jungen anlegen und stillen kann.
„Das ist eigentlich das Wichtigste auf unserer Station“, erklärt
Schwester Celina. „Die Kinder müssen die Nähe zu den Eltern
spüren und etwas Besseres als Muttermilch gibt es ohnehin nicht.
Daher versuchen wir, wenn es irgend geht, diesen Kontakt zu
ermöglichen.“ Tatsächlich, als die Neugeborenen gemütlich und
warm, trotz der zusätzlichen Schläuche an der Brust der Mutter
nuckeln, verstummt das leise, aber vehemente Schreien abrupt.
Arbeit im Grenzbereich
Gegenüber steht der Inkubator mit dem kleinen Leon* (Name geändert).
Er musste überraschend Ende der 22. Schwangerschaftswoche auf die
Welt geholt werden. Ein extrem frühes Stadium auch für das
Perinatalzentrum im Leverkusener Klinikum, das als Level I
kategorisiert genau auf solche Fälle spezialisiert ist.
„Wir arbeiten hier schon im Grenzbereich“, so Schwester Celina.
Mit dem Wissen, dass vor gar nicht langer Zeit Leon die Geburt nicht
überlebt hätte, ist sie nun für die Pflege des Jungen
verantwortlich. Dieser liegt samt Windel im warmen Bettchen, bewegt
Arme und Beine und wird durch Sonden ernährt. „Wir werden sehen,
wie er sich die nächsten Tage macht“, so die Schwester, während
sie Leon beruhigend die Hand auf den Kopf legt. Die Reaktion erfolgt
sofort, der Kleine beruhigt sich und Schwester Celina kann mit ihrer
Arbeit beginnen.
„Genau wie ältere Kinder muss auch Leon regelmäßig untersucht
werden. Zudem werden verschleimte Atemwege gereinigt und die Windel
gewechselt“, erklärt Celina und führt Leon ein kleines Röhrchen
in die Nase, um überflüssigen Schleim abzuführen.
„Nach dem Abitur habe ich meine Ausbildung zur Krankenpflegerin in
Solingen gemacht“, beschreibt Celina ihren Werdegang. „Auch dort
war ich auf der Kinderintensivstation tätig. Der Schritt nach
Leverkusen zu wechseln war für mich eine Chance, mehr Verantwortung
zu übernehmen.“
Anderes als in Solingen werden hier auch extreme Fälle im
Neugeborenen-Bereich behandelt. Eine Herausforderung für Schwester
Celina. „Meine Eltern schlugen mir vor Medizin zu studieren, ich
aber habe mich für die Pflege in der perinatalen
Kinderintensivmedizin entschieden, die teils von den Pflegern mehr
verlangt als von den Medizinern“, erklärt Celina und wird gleich
par Exemple in eine solche Situation geführt.
Leons Herzschlag fällt auf einmal
Kurz bevor sie und die später hinzugekommene Ärztin mit Leon fertig
sind, fällt der Herzschlag. Celina versucht den Kreislauf zu
stabilisieren, des Herz findet wieder seinen Rhythmus, aber nur für
kurze Zeit, dann zeigen die elektrischen Apparate wieder ein Absinken
der Frequenz. Die Tür wird geschlossen und Celina und die Ärztin
bleiben alleine mit dem extrem früh geborenen Kind. Die Hauptaufgabe
hat nun Celina, sie kennt Leon, weiß, wie sie den Kleinen beruhigen
kann und mit Schläuchen, Nadeln und Co. an seinem winzigen Körper
arbeiten muss.
Leon beruhigt sich später wieder, das Herz schlägt weiter, auch Dank
des unermüdlichen Einsatzes und der Kompetenz von Schwester Celina,
die den Pflegeberuf dem Medizinstudium vorgezogen hat.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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