Rat der Religionen: Interreligiöser Austausch
Was gibt uns Hoffnung?

Marion GenRai Lukas, Buddhistische Gemeinschaft Zaltho Sangha (von links), Superintendent Pfarrer Bernd-Ekkehart Scholten, Evangelischer Kirchenkreis Leverkusen, Mohamed Adib, Dialogbeauftragter der türkisch-islamischen Gemeinde für Monheim und Leverkusen, Katholisches Stadtdekanat, Stadtdechant Pfarrer Heinz-Peter Teller ,Rat der Islamischen Gemeinschaften, Imam Muhamed Mermari und Ismalj Memishi. | Foto: Diakonisches Werk
  • Marion GenRai Lukas, Buddhistische Gemeinschaft Zaltho Sangha (von links), Superintendent Pfarrer Bernd-Ekkehart Scholten, Evangelischer Kirchenkreis Leverkusen, Mohamed Adib, Dialogbeauftragter der türkisch-islamischen Gemeinde für Monheim und Leverkusen, Katholisches Stadtdekanat, Stadtdechant Pfarrer Heinz-Peter Teller ,Rat der Islamischen Gemeinschaften, Imam Muhamed Mermari und Ismalj Memishi.
  • Foto: Diakonisches Werk

Leverkusen. Der Rat der Religionen organisierte einen interreligiösen Austausch zum Thema „Was gibt uns Hoffnung?“ In der Moschee am Kiesweg trugen die Vertreter und Vertreterinnen der verschiedenen Religionen ihre Botschaften vor, das Publikum war eingeladen, sich mit Meinungen oder Fragen zu beteiligen.

Mohamed Adib, Dialogbeauftragter der türkisch-islamischen Gemeinde für Monheim und Leverkusen führte durch das Programm.

Superintendent Bernd-Ekkehart Scholten sprach über ein persönliches Beispiel, bei dem ein Mensch, der ihm nahe stand, verstorben ist. Im Gespräch mit ihm zeigte sich, dass er kämpfen wollte, leben wollte. Dennoch hatte er keine Angst, zu sterben.

„Hoffnung ist der Ernstfall des Glaubens. Die Frage der Hoffnung stellt sich, wenn das Leben als ausweglos, beziehungslos oder bedeutungslos erfahren wird. Die Zukunft ist versperrt und Zuversicht schafft es nicht, voraus zu schauen. Christliche Hoffnung ist eine Haltung, die auf die Zukunft gerichtet und zugleich auf das hier und jetzt bezogen ist. Sie ist gegründet in dem Gott, der uns liebt und annimmt. Hoffnung lässt das Leben nicht ins Leere laufen. Christinnen und Christen leben auf etwas hin; so macht Hoffnung Mut, aktiv in dieser Welt Leben zu gestalten“, sagt Scholten.

Für Stadtdechant Pfarrer Heinz-Peter Teller ist Hoffnung aus römisch-katholischer Sicht eine wichtige Grundhaltung des Menschen. „Ich persönliche schöpfe Hoffnung aus Erlebnissen oder schwierigen Situationen, bei denen ich im Nachhinein einen Sinn erkenne, das gibt mir die Hoffnung dass es wieder gut geht.“ Außerdem sei ein Portion Humor hilfreich dabei, die Hoffnung zu bewahren.

„Hoffnung bezieht sich in irgendeiner Weise immer auf die Zukunft und drückt aus, dass das Beste und Schönste noch vor uns liegt. Aus dem Vertrauen darauf kann Kraft erwachsen, die Gegenwart anzunehmen und zu gestalten. Der äußerste Bezugspunkt ist Gott selbst, von dem die Christinnen und Christen glauben, dass er mit uns geht – auch und gerade durch schwere Zeiten und tiefe Täler – und die beglückende Gemeinschaft mit ihm der Zielpunkt des Lebens ist.“

Imam Muhamed Mermari vom Rat der Islamischen Gemeinschaften verwies auf die schwere Zeit in der Corona-Pandemie. „Wir haben immer die Hoffnung gehabt, dass unser Leben weiter geht.“ Auch er brachte ein Beispiel aus seiner Arbeit als Seelsorger, bei dem Eltern um den Tod ihrer beiden Kinder trauern. „Wir schauen auf die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. In der Vergangenheit hatte sie Kinder gehabt. Jetzt gibt es das Wir in der Trauer. Und in der Zukunft liegt die Kraft, die Trauer zu überleben.“

Er skizziert die Vorstellung von den Kindern, die nun im Paradies seien. „Später werden die Kinder die Hand ausstrecken und die Eltern ins Paradies ziehen.“

Es gebe Dinge, die Menschen belasten. Dabei gehe es immer um die Beziehung zu Allah, der Person selbst und dem Umfeld. Wenn die eigene Barmherzigkeit groß sei, sei es auch die von Allah und er verzeihe die Sünden.

Marion GenRai Lukas der Buddhistische Gemeinschaft Zaltho Sangha e.V beschrieb die vielen Krisensituationen der vergangen zwei Jahre: Corona, die Flutkatastrophe, die Explosion bei Currenta und der Krieg in der Ukraine. „Hoffnung kam, als ich gesehen habe, wie die Menschen sich geholfen haben, zum Beispiel bei der Flut. Das war Hoffnung ist, das was ich tun kann, um gemeinsam durch die Krise durchzugehen.“

Ein anderes Beispiel sei, den geflüchteten Menschen aus der Ukraine konkret zu helfen. Sie habe zwei ukrainische Frauen aufgenommen, das konkrete alltägliche Erleben des Zusammenseins lasse den Schrecken des Krieges nicht so überwältigend werden. Im buddhistischen Glauben zählt, dass Worte und Taten übereinstimmten. Das ändere etwas. Nicht das Passivsein und Hoffen. „Wenn ich heilsame Handlungen begehe, kommen heilsamen Handlungen zurück.“ Daher haben jede Handlungen eine Auswirkung. „So kann ich die Veränderung sein, die ich die ich in der Welt sehen möchte und bin kein Opfer dessen, was geschieht.“

Einig waren sich die Vertreter*innen der Religionen, dass Generationen vor uns auch schon schwere Zeiten mit großen Entbehrungen erlebt und doch gemeistert haben. Letztlich seien wir auch durch die Mediennutzung heute geprägt und hätten den Eindruck, alles stürze auf einmal auf uns ein, dabei habe es Kriege und Naturkatastrophen immer gegeben.

Im Anschluss luden die Gastgeber alle zu Tee und Baklava ein und setzten den Austausch informell fort.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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