Jecker Geburtstag mit Helm und Schwert
55 Jahre RömerGarde Köln-Weiden
Weiden - (bn). Die Parole der RömerGarde Köln-Weiden lautet „LV“, die
römische Zahl für 55. Mit gutem Grund, denn der Karnevalsverein
feiert 2017 sein 55-jähriges Bestehen.
Und damit rückt auch die Frage der Gründungsgeschichte noch einmal
in den Fokus. Anfang der 1960er Jahre gab es im hiesigen
Männergesangverein „Harmonie“ entgegen seines Namens doch ein
gewisses Konfliktpotential. Bei der Frage, ob der MGV auch im Karneval
aktiver werden sollte, konnten sich die Herren einfach nicht einigen.
Also gründeten die jecken Sänger des MGV einen separaten Verein, der
sich ganz der jecken Brauchtumspflege widmen wollte.
Nur bei der Frage, welche Ausrichtung der Verein erhalten sollte,
benötigten die jecken Separatisten Denkanstöße von außen. „Fakt
ist, dass die Gründer damals etwas ganz Eigenes und Neues machen
wollten“, so Stefan Dößereck, Pressesprecher der KG. So kursieren
55 Jahre später unter den Legionären zwei Geschichten, die 1962 zur
Gründung der RömerGarde führen sollten. So soll einerseits die
Entdeckung des Weidener Römergrabes an der Aachener Straße den
entscheidenden Anstoß gegeben haben. Allerdings macht der zweite
Gründungsmythos deutlich mehr her. Demnach ließen sich die Gründer
vom heutigen Filmklassiker „Ben Hur“ inspirieren, der 1960 die
deutschen Kinos eroberte. Sichtbarer Ausdruck sind heute noch die
aufwendigen Uniformen, die von der RömerGarde bei offiziellen
Anlässen getragen werden. Damals, so Dößereck, wurde bei der
Produktionsfirma in Hollywood schriftlich nach den Schnittmustern
angefragt. Mit Erfolg. Allerdings sei der lange Briefwechsel
zwischen Verein und Hollywood nicht überliefert.
Ob nun Ben Hur oder das Grab verantwortlich sind, so Dößereck,
spiele im Grunde keine Rolle. „Ich persönlich finde beide
Geschichten toll. Vielleicht nimmt sich mal ein Chronist der Sache
an.“ Fakt ist: Nach der Gründung startete die Garde karnevalistisch
voll durch. Und legte in ihrem Schaffen den Grundstein für heutige
Traditionen. 1967 stellte die Garde das erste Kinderprinzenpaar im
Kölner Westen, aus dem im Jahre 1974 das Kinderdreigestirn des
Festkomitees Lövenicher Karneval hervorging. Seit 1996 ist die
RömerGarde Mitglied im Festkomitee Kölner Karneval und damit
berechtigt, jedes Jahr im Rosenmontagszug mitzugehen. „Anders als
beim Rosenmontagszug, an dem wir nur alle zwei Jahre teilnehmen, gehen
wir natürlich jedes Jahr bei den Zügen in Weiden-Lövenich und in
Junkersdorf mit“, so Dößereck. In allen drei Zügen sind die
Legionäre in ihren Kostümen und mit ihren Wagen richtige Hingucker.
Eigens für den Rosenmontagszug hat die RömerGarde ihren Senatswagen
auf Vordermann gebracht. Seit Anfang Dezember ist Heinz Enkel damit
beschäftigt, den Wagen für den Auftritt am Rosenmontag aufzumöbeln.
Enkel: „Das hatte der Wagen einfach mal dringend nötig.“ Dafür
wurde das annähernd 13 Meter lange und vier Meter hohe Gefährt
eigens zwei Tage eingerüstet. Mit gutem Grund: Sämtliche
Streicharbeiten an dem Aufbau mussten mit der Hand ausgeführt werden,
angefangen bei der Empore, über den Streitwagen bis hin zu den drei
Pferden, die auf einem nachgebauten römischen Straßenpflaster zu
traben scheinen. Und auch jede filigrane Verzierung. „Das war eine
Heidenarbeit. Und jeden Tag gefroren wie ein Schneider“, lacht
Enkel. Ein paar Kleinigkeiten fehlen noch. Genau wie die TÜV-Abnahme.
Und dann werde der Wagen der Öffentlichkeit präsentiert.
Schließlich möchte die Garde zum jecken Geburtstag einen echten
Blickfänger präsentieren.
Apropos 55. Geburtstag: Eine eigene Feier, einen Empfang oder Festakt
wird es zum 55. Geburtstag indes nicht geben. Pressesprecher Stefan
Dößereck: „Wir sind zwar jeck, aber durchdrehen werden jetzt
nicht. Trotzdem feiern wir mit allen Händen Karneval. Und wir freuen
uns über jedes jecke Jahr, das wir auch in Zukunft auf die Waage
bringen.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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