57 Opfer, 57 Steine
An 22 Orten wurden Stolpersteine zur Erinnerung verlegt

Vier Steine als Erinnerung an vier Menschen, die einst hier wohnten. Die Paten der Stolpersteine und interessierte Passanten bleiben stehen, um die Verlegung mit zu erleben. Auch die Anwohner gesellen sich dazu. | Foto: tau
  • Vier Steine als Erinnerung an vier Menschen, die einst hier wohnten. Die Paten der Stolpersteine und interessierte Passanten bleiben stehen, um die Verlegung mit zu erleben. Auch die Anwohner gesellen sich dazu.
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Kölner Westen - Zwei Tage lang war der Kölner Künstler Gunter Demnig unterwegs,
um insgesamt 57 neue Stolpersteine für Opfer des NS-Regimes zu
verlegen. Dabei wurde an die Opfer gedacht: Jüdische Menschen, ein
Opfer der „Euthanasie“, ein als Deserteur verurteilter und
hingerichteter Soldat, ein Mann, der als homosexuell verfolgt wurde,
zwei politisch Verfolgte und drei Sinti- und Roma-Kinder waren dabei.
Das Spektrum der Verfolgung durch das nationalsozialistische Regime
war breit. In Köln - und andernorts - gibt es viele Orte, an denen
man auf die Spuren des Schreckensregimes stößt.

1996 verlegte Demnig in Berlin-Kreuzberg illegal den ersten
Gedenkstein, seit dem Jahr 2000 wurde die Idee legalisiert.
Mittlerweile sind es weit mehr als 70.000 Messingtafeln, die in 1.200
Kommunen in Deutschland und in 24 Staaten Europas in den Boden
eingelassen worden. Es ist nach Angaben des Künstlers das größte
dezentrale Mahnmal der Welt. Mit den Steinen vor den Häusern werde
die Erinnerung an die Menschen lebendig, die hier wohnten, so der
Künstler. Und dies bedeutet vor allem auch für die jüngere
Generation einen Kontakt zur Stadtgeschichte. Denn zum Beispiel in der
Hochstadenstraße, in der diesmal die Gedenksteine Markus Prawer,
Eleonore Prawer, geborene Cohn, Siegbert Prawer und Ruth Prawer
verlegt wurden, wohnt heute eine Familie, deren Tochter noch zum
Kindergarten geht. „Meine Tochter möchte die Verlegung unbedingt
sehen“, berichtete der Vater - keine Frage, die beiden nehmen teil
an der Idee, mit den Gedenksteinen an das Leiden der Opfer zu
erinnern.

Ein privater Kölner Leseclub hat sich als Pate für die Steine der
Familie Prawer eingesetzt, auch eine Gedenkrede wurde gehalten. Die
Stolpersteine für die zwei Sinti-Kinder und das Roma-Kind wurden vor
dem Gelände des ehemaligen Städtischen Kinderheims, das sich von
1917 bis 2012 am Sülzgürtel 47 befand, verlegt. Hier hatten die
evangelische KirchengemeindeKlettenberg und der Kölner Rom e.V. eine
Veranstaltung organisiert, bei der auch Oberbürgermeisterin Henriette
Reker eine Ansprache hielt. Sie betonte, wie wichtig dieser besondere
Erinnerungsort sei. Die Kinder waren im damaligen städtischen
„Waisenhaus“ untergebracht, alle drei wurden von dort aus in das
Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert
und ermordet. Besonders grausam war es, dass Mitarbeiter des
Kinderheims damals die Polizei auf die Kinder aufmerksam machte und
deren Schicksal somit mitzuverantworten hatten.

- tau

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RAG - Redaktion

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