70 Jahre verheiratet
Anna und Heinz Nelles feierten ihre Gnadenhochzeit
Lövenich - Beim Abtrocknen des Geschirrs auf einer Kommunionsfeier von
Bekannten sieht sich Anna Steiger im Frühjahr 1946 mit einer
überraschenden Aufwartung eines bisher unauffälligen Gastes
konfrontiert. „Wir standen in der Küche und halfen aus. Bis zu
diesem Zeitpunkt hatte sich Heinz nicht für mich interessiert. Da war
nichts. Plötzlich kommt er zu mir herüber und gibt mir einen Kuss
auf die Wange. Einfach so“, erinnert sich die 90-Jährige lachend an
die erste Berührung mit ihrem zukünftigen Ehemann. „Ich war ein
Draufgänger!“, bestätigt der gelernte Schlosser und einstige
Berufskraftfahrer den Ablauf jener Szene vor mehr als 73 Jahren.
Nach mehreren Treffen in anderer Umgebung wurden die gebürtigen
Kölner schließlich zum Paar. Am 30. September 1949 gaben sich die
Liebenden auf dem Weidener Standesamt das Ja-Wort. Während sich
Gattin Anna der Betreuung ihrer gesundheitlich eingeschränkten Eltern
widmete, arbeitete Heinz Nelles nach einer Ausbildung zum
Autoschlosser als Berufskraftfahrer. Zudem betätigten sich die
Eheleute in der örtlichen katholischen Kirchengemeinde als
Ehrenamtler. „Ich habe 15 Jahre lang mit acht Frauen freiwillig die
Kirche geputzt. Das war für uns selbstverständlich“, berichtet die
Seniorin. Der heute 94-Jährige Rentner war darüber hinaus im
Kirchenvorstand sowie im Chor engagiert. Als Kraftfahrer
transportierte er seinerzeit die neue Glocke für St. Severin im
Laster an ihren Bestimmungsort im Kölner Westen.
In ihrer Freizeit zog es das Paar mit Fahrrad oder Motorrad zu
Ausflügen in die Eifel. Als Lieblingsreiseziel wuchs der Familie das
einstige Jugoslawien ans Herz: „Wir waren 17-mal dort. Dort sind
richtige Freundschaften entstanden. Zur Goldenen Hochzeit haben uns
die Kinder den letzten Urlaub in Kroatien geschenkt. Schade, dass dies
nun wegen unseres Alters nicht mehr geht. Aber wir erinnern uns gerne
daran“, sagt Anna Nelles.
An ihrem Mann schätzt die Lövenicherin vor allem seine Treue und
dessen Gutmütigkeit, Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft. Jener
hebt die Natürlichkeit seiner Ehefrau hervor: „Es ist einfach die
Art, wie sie ist. Wir hatten nie Probleme miteinander“, betont der
gebürtige Sülzer die harmonische Beziehung. Seiner Partnerin
vertraute der Zeitzeuge auch in geschäftlichen Angelegenheiten blind:
„Ich war bei uns immer die Finanzministerin. Das war mein Spitzname
hier“, amüsiert sich die zweifache Mutter, vierfache Großmutter
und bisher einmalige Urgroßmutter.
Das seltene Fest der Gnadenhochzeit wurde mit einem Gottesdienst im
heimischen Wohnzimmer gewürdigt.
- ha
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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