Träume ohne Handicap
BarriereFrei KameraAn - Fotoausstellung im Frieda Kahlo Haus

Der Hobbyfotograf Stefan Köster setzte die Bewohner des Frida Kahlo Hauses in Szene. | Foto: Kellner
  • Der Hobbyfotograf Stefan Köster setzte die Bewohner des Frida Kahlo Hauses in Szene.
  • Foto: Kellner
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Müngersdorf - (nk) Der Hobbyfotograf Stefan Köster, der auch als Sozialarbeiter im
Frida Kahlo Haus der Clarenbachwerk Köln gGmbH arbeitet, setzte die
Bewohner des Hauses erneut mit der Kamera in Szene. Es war nicht das
erste, und sicher nicht das letzte Foto-Projekt, das Stefan Köster
vor Ort umsetzte.

Dieses Mal ging es zum Shooting mit den Bewohnern in die
Herrigergasse, die gegenüber des Wohnhaues am Alter Militärring
liegt. Für die Aufnahmen schaffte er eigens die nötigen Requisiten
heran und stellte beispielsweise Sitzgarnituren an die Mauer der Gasse
oder ein schickes Auto auf die Straße.

Mit dem Thema der Ausstellung „BarriereFrei KamereAn!“ hatte sich
Köster zur Aufgabe gemacht, dass die Hilfsmittel der gehandicapten
Bewohner auf den Momentaufnahmen „nicht im Vordergrund stehen
sollten“. Sie verschwanden völlig. Mit einem Lifter wurden die
Bewohner aus ihren Rollstühlen in alltägliche Positionen gehoben. So
sollten Träume visualisiert werden, die für viele Menschen
eigentlich alltäglich sind. „Ich habe noch nie vorne in einem Auto
gesessen“, zitierte Köster einen Bewohner, der sich entsprechend in
Szene setzen ließ. Bei den Aufnahmen sollte es um Sehnsüchte gehen,
wie die Modelle sich selbst sehen und erleben wollen. So drücken die
Bilder Erlebnisse aus, die mit Freiheit und Lebensfreude verbunden
werden.

„98 Prozent der hier lebenden Menschen sind auf einen Rolli oder
eine Stütze angewiesen“, teilte die Einrichtungsleiterin Tamara
Jost bei der Vernissage mit, „die Fotos richten den Blick jedoch
ausschließlich auf den Menschen.“ Tamara Jost berichtete von
„Träumen ohne Handicap“ und sie fragte danach, was in Erinnerung
bleibt: „Mensch oder Räder?“

Die Besucherin Katja Alekseev, die aufgrund ihrer Spinalen
Muskelatrophie einen Elektrorollstuhl benutzt, sieht diese Probleme
ausschließlich in der Gesellschaft: „Ich finde, wir müssen erst
recht zeigen, dass ein Rollstuhl etwas ganz Normales ist und nicht den
Menschen ausmacht. Für mich bedeutet der Rollstuhl die Freiheit, weil
er die Funktion meiner Beine ersetzt.“ Auf den Fotos von Köster
konnten sich hingegen die Modelle ohne ihren Rollstuhl oder andere
Hilfsmittel wahrnehmen. „Das sind auf einmal ganz andere
Menschen“, so Köster. Sie konnten sich in Momente versetzen, die
sie sonst nicht oder nur schwierig erleben können. „Würden wir den
Menschen ein Leben mit Assistenz ermöglichen, könnten diese
Situationen Alltag sein“, berichtete Katja Alekseev. Sie selbst
wohnt in ihrer eigenen Wohnung und bekommt 24 Stunden Assistenzen
gestellt und sagt: „Ich verwirkliche mir diese Art von Träumen
täglich.“

Auch Ali Akbas war einer der Modelle von Kösters Ausstellung. Seit
2005 wohnt er im Frieda Kahlo Haus. Er berichtet: „Es war ein
Abenteuer, mich mit dem Lifter auf die Autohaube heben zu lassen. Es
hat wirklich Spaß gemacht, jeder hat mitgewirkt. Wir haben spontane
Ideen zu den Fotos entwickelt und direkt umgesetzt.“

Der Spaß sollte letztendlich im Vordergrund stehen, wie Köster
berichtete. „Ich habe zwar die Bilder gemacht und bearbeitet, ohne
das Team wäre es aber nicht möglich gewesen“, betonte Stefan
Köster, „Bewohner und Mitarbeiter haben drei Tage lang gemeinsam an
dem Projekt gearbeitet, es wurde viel gelacht.“ Das ist auch im
Making Of Bilderband zu sehen. Zu sehen ist die Ausstellung im Flur im
Erdgeschoss des Frieda Kahlo Hauses.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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