Geschichten usem Levve
Biographisches Buchprojekt „Lebensbilder“

Im vollbesetzten Gemeinschaftssaal der Häuser Stephanus und Paulus lasen die porträtierten Bewohner selbst oder in Vertretung durch den Autor sowie  Öffentlichkeitsmitarbeiterin Irina Rasimus aus der autobiographischen Geschichtensammlung „Lebensbilder“. | Foto: ha
  • Im vollbesetzten Gemeinschaftssaal der Häuser Stephanus und Paulus lasen die porträtierten Bewohner selbst oder in Vertretung durch den Autor sowie Öffentlichkeitsmitarbeiterin Irina Rasimus aus der autobiographischen Geschichtensammlung „Lebensbilder“.
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Müngersdorf - Impressionen aus ihrem Leben teilten neun Bewohner des Seniorenhaus
Clarenbachwerk mit zahlreichen Besuchern der rund einstündigen
Buchvorstellung „Lebensbilder“ sowie einer parallel ausgerichteten
Fotoausstellung zur Thematik. Über einen Zeitraum von rund zwölf
Monaten hatte Schriftsteller Michael Krupp im Rahmen des
autobiographischen Literaturprojekts Teilnehmer im Alter zwischen 74
und 92 Jahren bei regelmäßigen Treffen in der Stätte kennen gelernt
und mittels persönlichen Fotografien der Senioren deren Erinnerungen
zunächst auf Tonband und schließlich auf dem Textfeld seines
Computers festgehalten.

„Das Haus war sehr offen für meine Idee, und die Resonanz empfand
ich als überraschend positiv. Ich hatte mit vielleicht fünf Personen
kalkuliert, die mir aus ihrem Leben erzählen möchten. Dass es dann
fast doppelt so viele wurden, spricht für das verstärkte Interesse
an der Auseinandersetzung mit der eigenen Biographie. Ich habe in
diesen Monaten gelernt, dass man viel mit Geduld und Improvisation
erreichen kann. Manche Geschichten sind erst durch die
‚Hintertür‘ gekommen, wenn ich schon gar nicht mehr damit
gerechnet hatte“, sagt Krupp, der neben eigenen Veröffentlichungen
Schreibwerkstätten in Schulen und anderen Institutionen realisiert.

„Aus unserer täglichen Arbeit in der Altenpflege wissen wir, wie
wichtig die Beschäftigung mit der Lebensgeschichte des Einzelnen ist.
Sie hilft, die eigene Identität, das Selbstverständnis zu stärken,
insbesondere in einer neuen Lebensumgebung. Selbst bei Menschen mit
demenzieller Veränderung trägt die Biografie-Arbeit zu einem
besseren Verständnis und zur individuelleren Pflege bei. Beim
Betrachten alter Schul- und Hochzeitsfotos kommen Erinnerungen hoch,
die oft in Gespräche münden. Kenntnisse über die Biographie können
helfen, Signale, Ängste oder Bedürfnisse besser zu verstehen“,
schreibt Geschäftsführerin Manuela Duchon im Vorwort der 72-seitigen
bebilderten Geschichtensammlung über Gertrud Kellner, Ernst Gerhards,
Irmgard Otto, Margret Mattka, Manfred Karlé, Ingrid Zelm, Günther
Wassenberg, Renate Wünning und Ursel Klöckener. Die Finanzierung des
Vorhabens erfolgte mit Mitteln der Clarenbachwerk Köln gGmbH und der
Diakonie Rheinland Westfalen Lippe.

„Mir ist die Teilhabe an dem Buch sehr leicht gefallen. Nach einem
Krankenhausaufenthalt habe ich mich sehr alleine gefühlt. Plötzlich
war da jemand, der sich für mein Leben interessiert. Bei den Treffen
waren dann auch andere Bewohner da und man hat sich auf eine angenehme
Weise kennen lernen können. Da konnte ich einfach frisch von der
Leber erzählen“, berichtet Ursel Klöckener im Gespräch mit dem
Kölner Wochenspiegel. Im Werk erinnern sich die Protagonisten an
zurückgelassene Habseligkeiten in der damaligen DDR und
Westgeld-Schmuggel, den Bau eines Kernkraftwerks für den Schah von
Persien, Arbeiten im Speisewagen auf der Strecke vom Nordkap bis nach
Istanbul, Rock`n`Roll-Tanzveranstaltungen in Kölner Lokalen oder
romantische Ausflüge nach Frankreich an die Seine.

Die Bücher sind im Clarenbachwerk (Alter Militärring 94) gratis
erhältlich, solange der Vorrat reicht. Freiwillige Spenden sind
willkommen.

- ha

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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