Großmarkt in Marsdorf: Zu groß und zuviel Verkehr!
Bürgerinitiativen erneuern Kritik
Kölner Westen (bn). Der Kölner Großmarkt soll nach Marsdorf.
Der Stadtrat stimmte in der vergangenen Woche für die Verlegung des
Frischemarktes von Raderberg ins Marsdorfer Gewerbegebiet, auf ein
Areal an der Toyota-Allee. Bis 2020 soll das erforderliche Planungs-
und Baurecht für die Erstellung eines neuen Frischzentrums geschaffen
werden.
„Enttäuschend“ nannte Hildegard Jahn vom Bürgerverein
Köln-Müngersdorf diese Entscheidung. Sie habe das Gefühhl, es
werden einfach alte Pläne aus dem Jahr 2007 aus der Schublade geholt.
Mit den alten Mängeln. So würden weiterhin belastbare Umsatzzahlen
fehlen, die einen neuen Großmarkt in der geplanten Dimension
rechtfertigen. Große Supermarktketten mit eigener Logistik, so die
Entwicklung der vergangenen Jahre, würden einen großen Teil der
Grundnahversorgung mittlerweile gewährleisten, so Jahn.
Neben betriebswirtschaftlicher Skepsis ist aus Sicht der BIG Weiden
auch das sich anbahnende Verkehrsproblem nicht gelöst. „Wir haben
hier jetzt schon eine Art Dauerstau“, so Elisabeth-Maria Spiegel von
der BIG Weiden. Weiteren Raum zur Optimierung und Verbesserung sehe
sie nicht, zumal Großmarktkunden aus Köln und der Region, die ihre
Waren für Restaurants oder andere Betriebe einkaufen, vermutlich
nicht die Autobahnanschlüsse nutzen. Zudem befürchtet Spiegel eine
Verschlechterung des Stadtklimas. Durch einen Neubau sei die
ökologische Funktion eines Frischluftkorridors nicht mehr zu
erfüllen.
An eine schnelle Umsetzung des Ratbeschlusses glaubt Astrid Franzen,
Vorsitzende der BIG Junkersdorf, daher nicht. Zu „unausgegoren“
seien die vorgelegten Planungen und die Hauptkritikpunkte nicht
behoben. „Das Vorhaben ist jetzt genauso falsch, wie damals. Wir
werden jetzt die nächsten Eingaben abwarten. Eine Änderung des
Flächennutzungsplanes steht noch aus. Wir werden jedenfalls alle
Möglichkeiten nutzen.“
Kritik an der Verlegung des Kölner Großmarktes kommt auch aus den
Nachbarkommunen Hürth und Frechen. Beide Städte hatten versucht,
andere Lösungen zu finden. Hürths Bürgermeister Dirk Breuer sieht
„erhebliche Verkehrsbelastungen“ auf Hürth zukommen und kündigte
an, alle rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen, die sich im
Rahmen des formellen Verfahrens ergeben. Grundsätzlich, so Breuer,
müsse man sich aber überlegen, ob ein Großmarkt überhaupt noch
gebraucht werde.
Auch Susanne Stupp, Bürgermeisterin in Frechen, zeigte sich
enttäuscht über die Entscheidung. Sie wolle nun wissen, ob und wie
die zahlreichen - bis 2020 zugesagten - verkehrslenkenden und
-entlastenden Maßnahmen noch umgesetzt werden. Ansonsten, so Stupp,
drohe der Verkehrsinfarkt.
- Holger Bienert
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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