Abschied in Würde
Der Hospizdienst sinnan begleitet Menschen bis zum Ende

Ehrenamtler Michael Heinrichsdorff und Koordinatorin Gabriele Grede vom Hospizdienst sinnan am Malteser-Krankenhaus St. Hildegardis. | Foto: Holger Bienert
  • Ehrenamtler Michael Heinrichsdorff und Koordinatorin Gabriele Grede vom Hospizdienst sinnan am Malteser-Krankenhaus St. Hildegardis.
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Kölner Westen - Zu sterben ist der letzte Abschnitt des menschlichen Lebens. Und
wenn Krankheit das Leben früher beendet, ist er wahrscheinlich sogar
der schwerste, für den Betroffenen selbst, für Familie und Freunde
nicht minder. In dieser schweren Zeit ist jede Hilfe eine wertvolle
Stütze. Auf diesem Weg begleiten seit 2001 die ehrenamtlichen
Mitarbeiter des Malteser Hospizdienstes sinnan die sterbenden Menschen
und ihre Angehörigen.

Einer der über 40 Ehrenamtler, die sich im Hospiz engagieren, ist
Michael Heinrichsdorff. Der 68-Jährige engagiert sich seit seinem
beruflichen Ruhestand im ambulanten Hospiz. Im Gegensatz zum
stationären Einsatz, in Krankenhäusern oder Pflegeheimen, begleitet
Heinrichsdorff sterbenskranke Menschen in ihrem persönlichen Umfeld.
Bei seinen vielen Begegnungen orientierte er sich stets an einem
Punkt, an der Würde des Menschen: „Das ist ein wichtiges Thema für
mich. Menschen in dieser Lebensphase haben oft das Gefühl, dass sie
durch den Verlust ihrer Selbstständigkeit einen Teil ihrer Würde
verlieren. Das müsse dringend beachtet werden.“ In einer schweren
Zeit dringe er in eine absolute Privatsphäre ein, und zwar in die
eigenen vier Wände. Anders als zu vielen anderen gemeinnützigen
Arbeiten ist bei der Hospizarbeit ein hohes Maß an Sensibilität für
und in bestimmten Situationen nötig. Zumal die Menschen über einen
verhältnismäßig langen Zeitraum begleitet werden. Dagegen werde man
auf einer Palliativstation viel schneller mit dem Tod konfrontiert, so
Gabriele Grede vom Hospizdienst. Natürlich würden alle Ehrenamtler
auf diese Aufgabe vorbereitet. So gut es theoretisch eben geht. Der
sogenannte „Qualifizierungskurs“ vermittelt allerdings weniger
konkrete Handlungsvorgaben, sondern sensibilisiert die Teilnehmer viel
mehr für Themen wie Sterben, Tod und Trauer, Wahrnehmung und
Kommunikation, mit den Betroffenen, und auch mit ihren Angehörigen.
Vor dem Kurs, so Grede, stehe aber das persönliche Gespräch. Nicht
jeder ist unbedingt für die Hospizarbeit geeignet. Gemeinsam mit
Petra Schlieber koordiniert sie den Einsatz der Ehrenamtler.

Gemeinsam geben sie Acht auf ihre Mitarbeiter. Die Arbeit darf, bei
allem Einsatz, niemanden aufzehren. Viele Erlebnisse werden in
regelmäßigen Treffen aufgearbeitet. Trotzdem lasse es sich nicht
vermeiden, dass einige der Menschen „länger im Rucksack“ blieben
als andere. Zudem achten sie darauf, dass keine Grenzen bei der
Hospizarbeit überschritten werden. „Wir sind Begleiter. Wir
kümmern uns nicht um Pflege, juristische Ratschläge, Betreuungen
oder Patientenverfügungen.“

Eher sei bei der Begleitung ein gewisses Maß an Kreativität und
Fantasie gefragt. Aber meist spielen tägliche Dinge eine große
Rolle: wenige Stunden, um den Ehepartner zu entlasten, oder das
Vorlesen aus Zeitungen und Büchern. Auf eine Situation müsse man
auch vorbereitet sein, erzählt Heinrichsdorff. Man müsse Schweigen
ertragen können. Manche möchten nichts, wollen aber auch nicht
allein sein. Da falle Schweigen schwer, gerade, weil man den Drang
hätte, etwas tun zu wollen. Für die vielen Begegnungen und das
Miterlebte hat der Ehrenamtler sein ganz eigenes Ventil gefunden: Die
Kunst. „Damit habe ich eigentlich schon in den 1980er-Jahren
angefangen. Für jede Begegnung mache ich ein Kunstwerk, das ich der
verstorbenen Person widme. Das ist meine Möglichkeit, das Erlebte zu
verarbeiten.“

Wer sich für ein Ehrenamt beim Hospizdienst sinnan interessiert, oder
den Dienst in Anspruch nehmen möchte, knn sich bei der Koordinatorin
melden unter Telefon 0221/ 4306406, oder per E-Mail an
sinnan@malteser.org

- Holger Bienert

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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