Gedenkort auf dem ehemaligen Gelände des Kinderhei
Erinnerung an Segen und Fluch
Sülz - (hwh) Mit der Übergabe des Kunstwerks an die Stadt fand der
Diskussionsprozess um den Gedenkort auf dem ehemaligen Gelände des
Kinderheims seinen Abschluss.
Für Peter Halberkann war es ein Tag der puren Freude. „Wir haben
unsere Ziele zu 100 Prozent erreicht“, sagte der Mann, der als Knabe
fünf Jahre im Kinderheim Sülz verbracht hatte und mit dieser Zeit
düstere Erinnerungen an Gewalt und Zwang verbindet. Das Heim auf dem
Gelände zwischen Sülzgürtel und Neuenhöfer Allee, in dem von 1917
bis 2010 insgesamt rund 22.500 Kinder lebten, war das größte seiner
Art in Köln. Heute zeugt davon nur noch die Kirche „Zur Heiligen
Familie“. Der Rest der Einrichtung ist nach 2011 dem Wohnungsbau
gewichen.
Dass die Vergangenheit des Orts auch künftig im Bewusstsein der
heutigen Anwohner und der Stadt im Ganzen bleibt, ist Halberkann und
seinen Mitstreitern im Förderverein Erinnerungsorte Kinderheim
Köln-Sülz (FEKS) zu verdanken. Im Jahre 2013 gegründet, setzten sie
in einem unermüdlichen Diskussions- und Überzeugungsprozess durch,
dass hier ein würdevoller Ort des Gedenkens an die Freuden und Leiden
der ehemaligen Bewohner in der wechselvollen Geschichte des Heims
entstehen konnte.
Mit drei großen Granit-Findlingen setzte das künstlerisch
orientierte Architektenbüro Office for subversive Architecture (osa)
markante Ausrufezeichen, die allen Kindern gewidmet sind, die früher
hier lebten, derzeit in den Häusern ringsum wohnen beziehungsweise
künftig einziehen werden. Die Findlinge sollen nicht nur erinnern.
Gern sehen es die Künstler, wenn Pänz auf den Steinen herumklettern
und spielen. Außerdem wurde ein Teil des Platzes in „Platz der
Kinderrechte“ umbenannt, eine große Informationstafel rekapituliert
die Geschichte des Kinderheims und ein Mäuerchen ziert ein längeres
Graffito, das „Segen und Fluch“ der verschwundenen Einrichtung
beschwört.
Zu 100 Prozent also wurden die Wünsche des FEKS erfüllt, das hat
insgesamt 90.000 Euro gekostet. Zur kleinen Abschluss- und
Übergabefeier waren außer FEKS-Mitgliedern, den Künstlern und der
früheren Bezirksbürgermeisterin Helga Blömer-Frerker und ihrer
Nachfolgerin Cornelia Weitekamp auch zahlreiche Spender gekommen.
Einen großen Teil der Summe, 40.000 Euro, hatte der
Landschaftsverband Rheinland beigesteuert, die Lindenthaler
Bezirksvertretung 25.000 Euro.
Auf dem Höhepunkt der Feier nahm Bürgermeisterin Brigitta von Bülow
in Vertretung von OB Henriette Reker eine Schenkungsurkunde aus den
Händen des früheren FEKS-Vorsitzenden Harald Weiß entgegen, mit der
das Kunstwerk in den Besitz der Stadt übergeht. „Sie bindet die
früheren und jetzigen Bewohner des Geländes zusammen“, lobte von
Bülow die Arbeit der osa-Architekten.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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