Würdige Erinnerung
Gedenkort Deportationslager Müngersdorf wird verwirklicht
Müngersdorf - Der Gedenkort an das Deportationslager Köln-Müngersdorf kann
verwirklicht werden. Nachdem der Rat der Stadt Köln der geplanten
Realisierung des Gedenkorts einstimmig zugestimmt hatte, hat sich nun
auch der Beirat der Unteren Naturschutzbehörde mit großer Mehrheit
für das Vorhaben ausgesprochen. Damit kann der Gedenkort an das
Deportationslager Köln-Müngersdorf im kommenden Jahr verwirklicht
werden.
Im Mittelpunkt des Gedenkorts wird am Standort des ehemaligen Forts V
ein großes Kunstwerk von Simon Ungers aus Cortenstahl errichtet.
Zusätzlich verbinden drei Infoblöcke auf einem Weg des Gedenkens die
beiden Lagerteile miteinander. Das vom Bürgerverein
Köln-Müngersdorf entwickelte Konzept wurde in enger Abstim-mung mit
Sophia Ungers und dem NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
erstellt. Das ehemalige Deportationslager Köln-Müngersdorf hat eine
große Bedeutung für die Geschichte des Nationalsozialismus in Köln.
Nur ganz wenige andere Orte in Köln sind wie das Lager Müngersdorf
mit den Schrecken der nationalsozialistischen Terrorherrschaft, mit
Verfolgung und Holocaust derart intensiv verbunden.
Die geschichtliche Bedeutung des Lagers Müngersdorf ist nur
vergleichbar mit dem EL-DE-Haus als Zentrale der Gestapo und dem
Messelager als Deportationsort und Außenlager des KZ Buchenwald. Doch
das Deportationslager Müngersdorf zählt zu den im öffentlichen
Bewusstsein bislang vergessenen und verdrängten Orten.
Das Deportationslager wurde ab Ende 1941 in Gebäuden des ehemaligen
preußischen Forts V sowie in rasch erbauten Baracken errichtet.
Planung und Bau des Lagers übernahm die Stadt Köln, in enger
Abstimmung mit der Gestapo.
Das Lager markiert den Höhepunkt der innerstädtischen Ausgrenzung
der Juden in Köln. Köln sollte, wie die Nationalsozialisten es
nannten, „judenfrei“ werden. Das Lager war dafür der letzte
Schritt auf dem Weg in den Holocaust. Es diente dazu, die nach bereits
erfolgten Deportationen noch verbliebenen Juden in Köln und dem
Umland auf räumlich engem Areal zusammenzubringen und zu
kontrollieren. In primitiven Baracken und feuchten Kasemat-ten, unter
völlig unzureichenden hygienischen Bedingungen, mussten die
Inhaftierten für Wochen und Monate leben und in dieser ausweglosen
Situation auf ihre Verschleppung warten. Viele starben vor der
Deportation an Krankheiten und Erschöpfung, manche durch Suizid. Im
Juni 1942 begannen dann die Deportationen von mehreren Tausend
Menschen direkt aus Müngersdorf in das Ghetto Theresienstadt und in
die Vernichtungslager. Der Bürgerverein Köln-Müngersdorf hat sein
Konzept als Schenkung zur Verfügung gestellt. Oberbürgermeisterin
Henriette Reker unterstützt das Vorhaben: „Ich weiß dieses
herausragende bürgerschaftliche Engagement sehr zu schätzen und
danke dem Bürgerverein Müngersdorf für seine Initiative. Es ist ein
wichtiges Zeichen, an diesem fast vergessenen Ort ein sichtbares und
würdiges Gedenken an das Deportationslager Köln-Müngersdorf zu
schaffen.“
Dr. Werner Jung, Direktor des NS-Dokumentationszentrums,
unterstreicht: „Angesichts der Bedeutung des Ortes für die
NS-Geschichte Kölns stellt der neue Gedenkort einen wichtigen Beitrag
zur städtischen Erinnerungskultur dar.“
- red
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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