Sehnsucht nach Visionen

„Glücksmomente“: 18. Kunst im Carrée eröffnet

Sülz/Klettenberg - (ha) Trotz – oder gerade wegen Corona - wartet die 18. Kunst im
Carrée mit einer Rekordzahl an Künstlern sowie Ausstellern in
Geschäften, Gastronomien, Praxen und sozialen Einrichtungen auf. 83
Kunstschaffende, davon mehr als die Hälfte aus dem Bezirk Lindenthal,
fanden für ihre Werke aus den Bereichen Malerei, Fotografie, Video,
Plastik, Grafik sowie Mixed-Media in 71 Ausstellungsorten ein
temporäres Zuhause und demonstrieren auf dem pandemiegeschwächten
Kunstsektor ihre Vitalität.

Gar die Lyrik ist mit einem Band („Gedichte aus dem Leben“ von
Joachim Romes) vertreten und belegt die stilistische Offenheit der
etablierten Veranstaltungsreihe.

„Kunst bleibt spürbar!“, konstatierte Bürgermeisterin Elfi Scho
Antwerpes anlässlich der Eröffnung im Internationalen
Caritas-Zentrum: „Es ist ein großes Glück, dass diese
Veranstaltung 2020 überhaupt stattfinden kann. Wir sehnen uns alle
nach Kunst und Kultur.“ Aufgrund der Sicherheitsvorkehrungen fand
die Vernissage vor rund 30 anstatt 180 Teilnehmern stattfand.
Mitorganisator Sebastian Berges von der Interessengemeinschaft
Sülz/Klettenberg (ISK) betonte die Mühen aller Häuser hinsichtlich
der erarbeiteten Hygienekonzepte und wandte sich mit einem Appell an
die Stadtverwaltung: „Ein erneuter Lockdown darf nicht stattfinden.
Bei uns sind Sie sicher!“, warb der Apotheker auch um die
Aufrechterhaltung des Einzelhandels. Bezirksbürgermeisterin Helga
Blömer-Frerker würdigte Künstler und Organisatoren für die
Realisierung der Werkschau in schwierigen Zeiten: „Die Einladung war
für mich ein Zeichen der Zuversicht und Hoffnung“, erklärte die
scheidende Amtsinhaberin im Beisein ihrer designierten Nachfolgerin
Cornelia Weitekamp. „Vor 18 Jahren sind wir mit 40 Ausstellungsorten
gestartet und haben diese Zahl annähernd verdoppelt. Wir hatten
dieses Jahr weit über 100 Bewerbungen zur Teilnahme. Die Darbietungen
und Preise sollen für die Künstler ein Anschub sein, auch in dieser
Krise weiter zu machen“, zeigte sich Projektleiterin Brigitte
Hellwig von der positiven Einstellung aller Beteiligten bewegt. Wie in
den vergangenen Jahren bietet die Kunsthistorikerin Carrée-Führungen
mit wissenswerten Details zu den Exponaten an, so am 31. Oktober, dem
5., 7. und 8. November.

Als Siegerin des an die Veranstaltung gekoppelten Wettbewerbs ging die
Kölner Grafik-Designerin Nadine Magner mit ihren „Sunday
Short-Stories“ hervor, einer Sammlung von Illustrationen und
animierten Grafikformaten (Springs Pilates Studio, Gottesweg 169 und
Deli Sülz, Berrenrather Straße 221), die einfühlsam wie humorvoll
den Geist der Sonntage als Wohlfühltage abseits von Hektik und Sorgen
einer neuen Woche beschwören. Weitere Auszeichnungen gingen an Thomas
Koken für seine empathische Holzarbeit zweier Umarmender (brune
küchen, Berrenrather Straße 364) sowie Martina Spiller mit ihrer
Achterbahnfahrt der Gefühle (Kleine Markthalle, Berrenrather Straße
205) als Flyer- sowie Plakatmotive. Mit Schülern des Hildegard von
Bingen Gymnasiums beteiligte sich eine neue Generation von
Kunstschaffenden an dem Event, das heuer an die flüchtigen aber
dennoch existenten Momente von Geborgenheit, Ausgelassenheit,
Verspieltheit, Verliebtheit und Verwunderung über das Leben erinnert.

Die Exponate sind noch bis zum 8. November zu sehen. Am Abschlusstag
bieten die Organisatoren der ISK im Rahmen des „Tag des Veedels“
einen kostenlosen Rikschaservice zu den Ausstellungsorten. Einblicke
in die Arbeiten, Infos zu allen Künstlern und Auskünfte zu Terminen
im Begleitprogramm bietet die Homepage www.kunstimcarree.de