Lieber eine neue 14
Kritik an Machbarkeitsstudie zum U-Bahn-Bau
Kölner Westen - Bündnis90/ Die Grünen kritisieren die Finanzierung einer
Machbarkeitsstudie für die unterirdische Fortführung der Linie 13 im
Kölner Westen.
Im Dezember traf eine Nachricht ein, die für erhebliche Irritationen
bei den Grünen in den Stadtbezirken Lindenthal und Rodenkirchen
sorgte: Die Verwaltung werde eine Machbarkeitsstudie ausschreiben;
Schwerpunkt ist die unterirdische Fortführung der Linie 13 bis an das
Rheinufer. „Das würde wertvolles Kapital und personelle Ressourcen
binden, die dringend für eine Verkehrswende mit mehr Straßenbahnen
und Bussen gebraucht wird“, meint etwa Roland Schüler,
stellvertretender Fraktionschef in der Bezirksvertretung Lindenthal.
Bezirksvertreter Oliver Ismail, der aus Rodenkirchen zum
Gesprächstermin zum Klettenberggürtel gekommen war, pflichtete ihm
bei: „Köln soll bis 2035 klimaneutral sein, das ist erklärtes
Ziel. Aber der U-Bahn-Bau würde mindestens 20 bis 30 Jahre dauern,
eine unterirdische Trasse wäre um 2045 fertig.“ Zudem sei,
verglichen mit einer oberirdischen Fortführung der Linie 13, mit
einem zehn- bis 20-mal höheren Kostenvolumen zu rechnen.
Für völlig fehlgeleitet halten die Bezirksvertreter einen Schwenk
der angedachten U-Bahn-Führung nach Norden, wie er in einigen der zu
untersuchenden Varianten vorgesehen ist. Diese „Nordschleife“
würde kurz hinter der DB-Trasse beginnen und zur Parkstadt-Süd
führen. Damit würden die Bewohner einiger Wohngebiete in Zollstock,
Raderberg und Raderthal hinsichtlich einer Anbindung ans U-Bahn-Netz
buchstäblich in die Röhre schauen. Für die Klettenberger hätte
auch die vorgesehene Untertunnelung der Luxemburger Straße erhebliche
Konsequenzen: Die Bahn erst einmal unter die Erde zu bringen,
erforderte eine lange Rampe, die vermutlich die Haltestelle
Berrenrather Straße der Linie 13 überflüssig machen würde.
Schüler versicherte demgegenüber, auch bei der seit Jahren
diskutierten oberirdischen Verlängerung der Linie 13 nach Süden
könnten die Bäume auf dem Mittelstreifen des Klettenberggürtels
erhalten bleiben, ebenso wie der beliebte Wochenmarkt: „Für die
Bahntrasse könnte man zum Beispiel eine Fahrspur des
Klettenberggürtels nutzen.“ Ein weiterer Vorteil: Eine ebenerdige
Fortführung wäre in acht bis zehn Jahren machbar.
Weshalb das Verkehrsdezernat plötzlich wieder die unterirdische
Variante ins Spiel bringt, ist allen Beteiligten schleierhaft, ein
entsprechender politischer Beschluss liege nicht vor. Die
Grünen-Fraktionen wollen nun mit Anträgen in ihren jeweiligen
Bezirksvertretungen anregen, dass der Rat der Verwaltung verbietet,
für die sicher nicht ganz preiswerte Machbarkeitsstudie Geld
auszugeben. Stattdessen sollten die Mittel in eine Lieblingsidee der
Partei investiert werden: eine neue Ringbahn mit dem Arbeitstitel
„Linie 14“ soll künftig die Universitätsstraße mit dem neuen
Campus an der Parkstadt-Süd verbinden und könnte in beide Richtungen
fortgeführt werden: Über die Innere Kanalstraße nach Ehrenfeld und
über eine neue Brücke für den Bahn- und Radverkehr sowie
Fußgänger auch über den Rhein. Dort würde in Poll die Verbindung
mit der Linie 7 hergestellt. Aber das ist in zehn Jahren wohl nicht zu
haben.
- Hans-Willi Hermans
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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